Wo die Wahrheit ruht
Polizei.”
“Was, wenn etwas schiefgeht?”
“Was soll dabei schon schiefgehen? Ich liege in meinem Versteck, habe mein Mobiltelefon in der Tasche und bin bewaffnet.” Er lächelte. “Bist du jetzt beruhigt?”
“Ja. Rufst du mich an, sobald es vorbei ist?”
“Machst du dir etwa Sorgen um mich, Grace?”
Sie spürte, wie die Hitze in ihre Wangen schoss. “Ein wenig”, gab sie zu. “Dieses ganze Räuber-und-Gendarm-Spiel mag für dich Routine sein, aber für mich ist es nervenzerreißend.”
“Mir passiert schon nichts.”
“Kann ich irgendetwas tun?”
“Warte einfach auf meinen Anruf. Bis dahin, denk dran: kein Wort zu niemandem. Der Plan kann nur gelingen, wenn die Täter völlig überrumpelt werden.”
“Meine Lippen bleiben verschlossen.”
Mit einem Blinzeln im Blick stieß er sich von der Schreibtischkante ab und beugte sich zu Grace vor. Doch im selben Augenblick ging die Tür auf, und ein junges Paar betrat die Galerie.
“Ich weiß, Sie schließen bald”, sagte die Frau. “Ich verspreche Ihnen, wir werden nicht lange bleiben. Dürfte ich meinem Mann nur schnell noch das Landschaftsgemälde von Bruno Fendi zeigen?”
“Ich komme sofort zu Ihnen”, erwiderte Grace.
Matt küsste sie auf die Wange. “Bis nachher”, flüsterte er.
Von plötzlicher Panik erfasst, packte sie seinen Arm. “Pass auf dich auf.”
“Das tue ich immer.”
“Hier”, sagte Matt, als er Felicia Newmans Akte auf Joshs Schreibtisch legte. “Vierundzwanzig Stunden, wie versprochen.”
Josh lehnte sich in seinen Stuhl zurück. “Irgendwas gefunden, das dich weiterbringt?”
“Nichts, was ich nicht schon wusste.”
“Wusste ich doch.” Er drehte den Kopf. “Montgomery!”
Rob eilte herbei und schüttelte Matt die Hand. “Wie geht's, Matt?”
“Könnte besser sein.”
Robs Blick fiel auf die Akte. “Nicht viel da drin zu finden, was?”
Matt schüttelte den Kopf. “Der Boss hat mich gewarnt, aber ich hab nicht auf ihn hören wollen.”
“Sie können die Akte wieder einsortieren”, forderte Josh Rob auf.
Er wollte noch etwas hinzufügen, aber ein plötzlicher Tumult im Vorderzimmer lenkte seine Aufmerksamkeit ab.
“Du kannst da nicht rein, Cal!”, rief Officer Duncan. “Wenn du den Chef sprechen willst, musst du …”
“Aus dem Weg!”
Es krachte. Im gleichen Augenblick, als Josh aufsprang und Rob Montgomery seine Pistole zückte, stürmte Cal Badger ins Zimmer herein. Duncan folgte ihm auf den Fersen.
“Ich habe versucht, ihn aufzuhalten”, rief der Polizeibeamte, “aber …”
Josh winkte ab. “Was zum Teufel willst du, Cal?”, fragte er.
Cal ignorierte ihn. Er kam mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Matt zu. “Dich hier zu verstecken, ist zwecklos, FBI-Bulle.”
Matt stand auf. “Wer sagt denn, dass ich mich verstecke?”
“Hey, hey!” Josh baute sich zwischen ihnen auf. “Ihr beide werdet euren Streit woanders austragen müssen. Und wenn ihr handgreiflich werdet, stecke ich euch beide ins Kittchen. Kapiert?”
“Dieser Hurensohn hat widerrechtlich
mein
Grundstück betreten”, bellte Cal. “Und dann hat er angefangen, auf dicke Hose zu machen, hat meinen Vater bedroht und ihm eine Scheißangst eingejagt.”
Matt lachte. “Der verängstigte Mann, den du da beschreibst, ist mit seinem Baseballschläger auf mich losgegangen.”
“Nur, weil du dich geweigert hast, abzuhauen.” Er wandte sich an Josh. “Wirst du ihn nun verhaften oder nicht?”
“Nein, Cal. Ich werde ihn nicht …”
Cal ließ ihn den Satz nicht einmal beenden. Aus seiner Kehle drang eine Mischung aus Knurren und Geheul, dann rammte er mit gesenktem Kopf Josh zu Boden und stürmte direkt auf Matt zu.
Matt trat blitzschnell zur Seite, und Cal prallte mit voller Wucht gegen Joshs Schreibtisch. Matt ließ ihm nicht die Zeit, sich wieder aufzurappeln, sondern packte ihn, riss ihn herum und stieß dem Riesen die Faust ins Gesicht.
Blut schoss aus Cals Nase hervor. Mit dem Handrücken wischte er es weg, doch bevor er zuschlagen konnte, drückten ihn Josh, Rob und Duncan auf den Boden und fixierten ihn so lange, bis Rob ihm Handschellen angelegt hatte.
“Er hat mir die Nase gebrochen!”, schrie Cal. “Der Hurensohn hat mir die Nase gebrochen!”
Keuchend und mit wutverzerrtem Gesicht stand Josh auf. “Sperrt ihn in eine Zelle”, befahl er Rob. “Ihn auch”, fügte er hinzu und deutete auf Matt.
“Moment mal, warte”, protestierte Matt.
“Nein.
Du
wartest mal einen Moment. Seit
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