Wo die Wahrheit ruht
Gesicht wurde ernst. “Das ist ein schmerzliches Thema für mich, Matt.”
“Ich weiß, und glaub mir, ich wäre nicht hergekommen und würde alte Wunden aufreißen, wenn ich es nicht für wichtig hielte.”
Buzz gab dem Drehständer einen Schwung und sah zu, wie er herumwirbelte. “Alma hat die Farm geliebt, wie du weißt. Es verging kein Tag, an dem diese Küche nicht voll war mit Freunden, Nachbarn oder Kindern, die sich einen von Almas berühmten Pies schmecken ließen.”
Er hielt inne, um einen weiteren Schluck Kaffee zu nehmen. “Aber meine liebe Alma war eine kranke Frau. Sie hatte eine schwache Lunge, und jeder Winter fing mit einer Bronchitis an, die sich am Ende zu einer bösen Lungenentzündung auswuchs. Ich hatte sie zweimal schon fast verloren. Beim zweiten Mal hat mir der Arzt gesagt, dass sie den nächsten Winter nicht überlebt, wenn wir nicht in ein wärmeres Klima zögen, Arizona oder New Mexico zum Beispiel. Du weißt, wie sehr ich an dem Stück Land hänge”, fuhr er fort. “Und Gott ist mein Zeuge, ich habe die Vorstellung gehasst, die Farm meines Vaters für eine Neubausiedlung freizugeben. Das Problem war aber, dass ich kein Geld zurückgelegt hatte. Oh, versteh mich nicht falsch, wir haben unser Auskommen gehabt, aber alles Geld, was übrig blieb, habe ich gleich wieder in den Betrieb gesteckt. Nach dem Gespräch mit Almas Arzt lag ich nächtelang wach und habe mich gefragt, wovon wir ohne die Einkünfte aus der Farm in Arizona leben sollten. Als mich dann Gordon Shapley, ein Bauunternehmer aus Delaware, ansprach und mir ein verlockendes Angebot machte, habe ich es nicht ablehnen können. Ich konnte Alma doch nicht sterben lassen.”
“Aber dann wurde der Erschließungsantrag nicht bewilligt.”
Ein grimmiger Zug verzerrte Buzz' Mund. “Nein, und das nur wegen Steven Hatfield. Der Bastard hat angefangen, darauf herumzureiten, dass ein Neubaugebiet dieser Größenordnung den Charakter der Gegend zerstören würde. Er hat von höheren Steuern geredet, Abwasserproblemen. Du hättest ihn hören sollen. Schon bald hatte er die Leute dermaßen aufgestachelt, dass sie das Projekt bekämpft haben. Die Mehrzahl der Ausschussmitglieder hat er ebenfalls auf seine Seite gezogen, denn nur ein paar von ihnen haben mit Ja gestimmt.” Seine Stimme wurde leise. “Im folgenden Winter ist Alma gestorben.”
“Es tut mir so leid, Buzz. Und es tut mir leid, dass ich dir diese schweren Zeiten wieder in Erinnerung gerufen habe.”
“Ist schon gut. Aber ich muss gestehen, dass ich den Zusammenhang nicht ganz begreife.”
“Das erkläre ich dir gleich. Aber erzähl mir erst mal, warum Steven gegen die Umwandlung der Farm in Baugelände war.”
“Wie gesagt, er war der Ansicht, dass dieser Teil von Bucks County …”
“… seine Ursprünglichkeit behalten solle. Ja, ich habe dich schon verstanden, aber wenn mich nicht alles täuscht, war Steven nicht gerade der Typ, der Bäume umarmt, oder?”
“Absolut nicht. Andere Male hat er sogar für Projekte gestimmt, die niemals durchgegangen wären – wie die Tankstelle direkt bei den Glenwood Estates.”
“Hatte er ein persönliches Problem mit dir?”
“Nicht, dass ich wüsste.”
“Mit Alma?”
“Nein.” Buzz ging zur Anrichte hinüber, holte die Kaffeekanne aus der Maschine und trug sie zum Tisch. “Noch eine Tasse?”
“Gern.”
Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl. “Ich verstehe allerdings bis heute nicht”, überlegte er, “wo Stevens plötzlicher Meinungsumschwung herkam.”
“Was meinst du damit?”
“Als der Bauunternehmer das erste Mal in der Stadt auftauchte, und es sich herumgesprochen hatte, dass er sich für meine Farm interessiert, hat Steven mich besucht. Anscheinend gab es einige Leute in der Stadt, die nicht glücklich darüber waren, dass die Farm bebaut werden sollte, und Steven hat mich gefragt, ob ich wisse, wieso.”
“Wer waren diese Leute?”
“Das hat er mir nicht gesagt und nur ausweichend geantwortet. Ich habe ihm jedoch auch nicht weiterhelfen können. Ich hatte keine Ahnung, warum jemand Einwände gegen das Projekt haben sollte. Meine Farm liegt mitten in der Pampa. Sie besitzt keinen historischen Wert, nichts, warum sie erhaltenswert wäre. Verdammt, das einzig Aufregende, das dieser Wald je gesehen hat, waren Schüler, die hier gern zum Knutschen herkamen. Ich musste sie immer mit der Mistgabel verjagen.”
Langsam setzte Matt seinen Becher ab.
Er versuchte, sich seine Erregung nicht
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