Wo die Wahrheit ruht
unterstützen diese Entscheidung?” Sie schüttelte den Kopf. “Kein kluger Schachzug.”
Der Bürgermeister schien Denise' Argumente einen Moment lang abzuwägen und nickte dann. “Normalerweise würde ich nicht eingreifen, aber Sie haben recht. Die Strafe scheint der Tat wirklich nicht angemessen zu sein. Und da Ihnen die Sache so sehr am Herzen liegt, Ms. McKenzie, und diese Stadt Ihnen einen Gefallen schuldet, werde ich versuchen, Josh davon zu überzeugen, es sich noch einmal zu überlegen. Aber ich kann Ihnen nichts versprechen.”
“Ich danke Ihnen.”
Er zückte sein Mobiltelefon und entfernte sich.
Das Gespräch dauerte länger, als Denise und Grace erwartet hatten. Als der Bürgermeister wieder auf sie zutrat, wirkte er betrübt. “Es tut mir leid, Ladies. Ich habe mein Bestes gegeben, aber Josh ist der Ansicht, dass beide Männer sich erst mal wieder beruhigen sollten. Vor morgen früh wird er sie nicht gehen lassen.”
Er steckte sein Telefon wieder in seine Jacketttasche. “Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich nun wieder an meinen Platz zurückkehren.” Er deutete eine Verbeugung an. “Denise, Ms. McKenzie. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.”
“Und was nun?”, fragte Denise, nachdem der Bürgermeister wieder durch die Tür verschwunden war.
“Jetzt liegt wohl alles allein in meinen Händen.”
Denise' Miene wurde misstrauisch. “Was liegt allein in deinen Händen?”
“Die Sache durchzuziehen, die Matt ins Rollen gebracht hat.”
“Und das wäre?”
Grace packte Denise' Arm und sie traten hinaus in die kalte Nacht. “Es liegt nun allein in meinen Händen, die zwei Mörder zu schnappen.”
37. KAPITEL
M it Absicht wählte Grace die harmlosesten Worte, die ihr so schnell einfielen, um Denise auf den neuesten Stand zu bringen. Sie betonte, dass Matts Verdacht wirklich nicht mehr als eine bloße Vermutung sei. Die nächsten Stunden würden seine Ahnung entweder bestätigen und der quälenden Ungewissheit ein Ende setzen, oder er würde wieder ganz von vorn anfangen müssen.
Die Aussicht, dass die Überführung der Mörder ihrer Schwester fast zum Greifen nah war, schien Denise zu überwältigen. Sie lehnte sich gegen die Kaimauer, die am Kanal entlangführte, und schnappte einige Male tief nach Luft.
“Geht es dir gut?”, fragte Grace, als Denise sich über die Brüstung beugte.
“Was für eine Frage! Ich bin tief bewegt. Auf diesen Moment haben meine Eltern und ich all die Jahre gewartet. Ja, natürlich, es geht mir bestens.” Sie wandte sich zu Grace um. “Ich begleite dich.”
“Was?”
“Ich will dabei sein, wenn diese Bastarde geschnappt werden.”
“Auf gar keinen Fall.”
“Sei nicht dämlich. Du wirst Hilfe brauchen.”
“Ich werde dich nicht in …”
“Weißt du denn, wo Buzz' Farm liegt?”
“Die werde ich schon finden.”
“Weißt du, wo du den Wagen parken musst, damit er von der Straße aus nicht zu sehen ist?”
“Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.”
“Ich genauso. Wären wir beide da nicht ein gutes Team? Würdest du dich nicht viel lieber mit mir zusammen da draußen auf die Lauer legen, anstatt die ganze Nummer allein durchzuziehen?”
“Es könnte gefährlich werden.”
“Eben hast du noch gesagt, dass überhaupt nichts passieren kann. Du wartest, bis die Mörder anfangen zu graben und verständigst dann die Polizei.”
“Ja, so lautet der Plan, aber es könnte trotzdem etwas schiefgehen.”
“Du meinst, dass sie uns schnappen, an einen Stuhl fesseln und foltern?” Denise lachte. “Komm schon, Grace. Wir sind hier in New Hope, Pennsylvania, und nicht am Drehort von '
24'
.”
“In einem Punkt muss ich dir recht geben. Es wäre tatsächlich unterhaltsamer, wenn du dabei wärst.”
Denise rieb sich die Hände. “Das wäre dann geklärt. Also, wie lautet der Plan?”
“Matt ist nicht sehr ins Detail gegangen, aber der gesunde Menschenverstand sagt mir, dass wir uns frühzeitig bei der Suddenly Farm auf die Lauer legen und uns auf eine lange Wartezeit einstellen sollten.”
“Ich werde Kaffee und Sandwiches einpacken. Und eine Decke.”
Grace spürte, wie ihr das Adrenalin in die Adern schoss. “Taschenlampen. Wir brauchen Taschenlampen. Und Batterien.”
“Habe ich alles zu Hause.”
“Wir sollten besser meinen Wagen nehmen. Er ist kleiner, und kaum jemand kennt ihn. Wie gut kennst du dich auf Buzz' Farm aus?”
“Ich bin schon lange nicht mehr dort gewesen, aber ich kenne sie gut genug,
Weitere Kostenlose Bücher