Wo die Wasser sich finden australien2
Rebecca, den Blick auf ihr kotelettverschmiertes, nasses T-Shirt gesenkt.
Dave bog sich vor Lachen, als er sie in die Dusche rennen sah.
Auf dem rot-staubigen Flugfeld wehte eine kühlende Brise durch ihr noch feuchtes Haar in ihren Nacken. Rebecca sah zum Himmel auf und beobachtete, wie das winzige Firmenflugzeug vorbeibrummte und dann rechts von ihr eine weite Kurve zog. Der Pilot würde am südlichen Ende des Flugfeldes aufsetzen. Rebecca war die gesamte Rollbahn abgefahren, um sicherzugehen, dass keine Rinder darauf grasten, und hatte dabei mit lautem Hupen die großen, durch das hohe gelbe Gras stolzierenden Buschhühner vertrieben.
Das Flugzeug hielt neben ihrem Geländewagen, und Murray, der Pilot, schaltete die Turbinen ab.
»Hallo, Bec«, rief er ihr zu, als er die Tür entriegelte und die Treppe herausklappte.
»Hey Muzz. Guten Flug gehabt?«
»Yeah, war okay.« Er stieg die Stufen hinunter und sagte etwas zu der Frau in der Kabine, bevor er ans Heck des Flugzeuges trat, um ihr Gepäck herauszuholen.
Rebecca schaute zu, wie eine große, dünne Frau aus dem Flugzeug kletterte und mit ihren festen schwarzen High Heels energisch auf dem staubigen Flugfeld zu stehen kam. Sie hielt einen schwarzledernen Aktenkoffer in der Hand und sah sich angewidert blinzelnd auf dem öden Flugfeld um, bevor sie auf den Landcruiser zumarschiert kam.
»Ellen Tinker«, sagte sie und streckte Bec eine kühle, schlaffe Fischhand hin.
»Rebecca Saunders. Schön, dass Sie da sind. Willkommen auf Blue Plains.«
Die Frau bedankte sich, wenn auch mit Ziehharmonikamund, und wandte sich ab, um im Außenspiegel des Wagens ihr Haar zu richten. Auf der Rückfahrt zu den verstreut stehenden Wohngebäuden und Stallungen konzentrierte sich Bec darauf, durch jedes staubige Schlagloch zu fahren, das sie nur fand, und freute sich jedes Mal, wenn Ellen Tinkers auftoupierter Schopf zu hüpfen begann. Als sie sich der grünen Oase der Homestead näherten, bremste sie so abrupt, dass der Schotter unter den Reifen aufspritzte, und stellte den Wagen unter einem dicht belaubten Jacaranda-Baum ab. Tiger, der im Haus lebende Jack Russell, ließ eine noch mit Wolle behaftete Lammkeule aus seinem Maul fallen und kam angerannt, um sich an den elegant geformten, durchtrainierten Beinen ihrer Besucherin zu reiben.
»Schluss damit, Tiger«, ertönte eine Stimme aus dem Haus. Es war Marg.
»Hallo, Miss Tinker«, sagte sie und wischte dabei die Hände an einem Küchenhandtuch ab.
»Misses«, korrigierte Ellen Tinker.
In der Kühle der Küche breitete Ellen Tinker unter dem summenden Deckenventilator ihre Dokumente aus, griff nach einem korrekt aussehenden Notizbuch und brachte einen polierten Holzkuli in Schreibposition.
»Ich bin zurzeit dabei, den Jahresbericht zusammenzustellen. Man hat mich angewiesen, Sie für einen kurzen Artikel über den preisgekrönten Widder zu interviewen.«
Rebecca seufzte leise und zwirbelte einen Teelöffel zwischen den Fingern, bevor sie zu sprechen begann. Am liebsten hätte sie dieser Frau die Wahrheit über die Shows erzählt. Am liebsten hätte sie ihr klargemacht, dass sie zwar gern dort aufgetreten war, aber vieles davon völliger Unfug war. Völlig überholt. Eingeengt durch die altmodischen Auffassungen altmodischer Menschen in der Wollindustrie, die sich an ihren Traditionen festklammerten. Und die Todesängste vor jeder Veränderung hatten. Sie hätte ihr gern erzählt, dass die rein optische Bewertung der Schafe mit wissenschaftlichen Erkenntnissen unterfüttert werden sollte und dass die Marketingeffekte für die Firma auf keinen Fall die Kosten lohnten, die dadurch entstanden, dass jemand mit einem LKW voller überpflegter, überfütterter Schafböcke durchs Land geschickt wurde. Aber sie wusste, dass die meisten der Firmen-Häuptlinge das längst wussten und dass diese Shows nichts anderes waren als … Show.
Stattdessen erzählte sie Ellen Tinker, was sie hören wollte. Sie berichtete von Alf und seinen hervorstechenden Qualitäten als Zuchtbock, und sie erzählte ihr, dass hier auf Blue Plains die Leistungen der von Alf gezeugten Schafe in einem eigenen Testprogramm für die Nachkommen erforscht wurden, und zwar in enger Abstimmung mit der Forschungsgemeinschaft CSIRO. Die Worte flossen ihr aus dem Mund und beeindruckten Ellen Tinker so sehr, dass die Ziehharmonikafalten um ihren Mund ein wenig abflachten, während
sie mit ihrem schicken Kuli mitschrieb. Am Rande des Gesprächs räumte Marg in der
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