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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Sündenablass als »Belohnung« in Aussicht gestellt. Auch dies knüpfte an die Bibel an: Mit dem Jubeljahr war ein allgemeiner Schuldenerlass verbunden. Er ist in 3 Mose 25,8 – 54 geregelt, und zwar so detailliert, dass Martin Luther später erwog, das Wort »Jubeljahr« mit »Erlassjahr« zu übersetzen.
    Der Erfolg des ersten »Heiligen Jahres« war überwältigend. Zwei Millionen Menschen kamen nach Rom. Das Gedränge war riesengroß. Der schwunghafte Ablasshandel verbesserte nachhaltig die Lage der päpstlichen Finanzkassen. Daher gab es in der Folgezeit immer rascher wieder ein Jubeljahr, bis 1475 die Zeitspanne auf alle fünfundzwanzig Jahre festgelegt wurde.
    Schwarzer Tod
    Florenz war eine der Städte, wo die Pest besonders heftig wütete. Hier starben etwa vier Fünftel der Bewohner, in Deutschland etwa jeder Zehnte, wobei der Norden wesentlich stärker betroffen war. Die mit dem Schiffsverkehr aus Asien eingeschleppte Seuche tötete schätzungsweise ein Drittel der europäischen Bevölkerung. Der Begriff »Schwarzer Tod« wurde damals nicht verwendet. Man sprach von »Pestilenz«. Die Bezeichnung »Schwarzer Tod« stammt aus Chroniken der Renaissancezeit und wurde eigentlich erst im 19. Jahrhundert aufgegriffen. Ein deutscher Arzt veröffentlichte 1832 eine medizinhistorische Abhandlung mit |86| diesem Titel, die viel Aufsehen erregte und auch ins Englische übersetzt wurde. Im Englischen spricht man daher erst seit dieser Zeit von »Black Death«. Das Wort »Pest« selbst ist lateinischen Ursprungs:
pestis
= ansteckende Krankheit, im Spätlatein auch
pestilentia
= Seuche, in der eingedeutschten Form »Pestilenz«. Den sprichwörtlichen »pestilenzialischen Gestank« bekämpfte man mit Räucherwerk, eine der hilflosen »ärztlichen« Maßnahmen gegen die Seuche. Man hatte eben noch keine Vorstellung von der Entstehung und Ausbreitung der Krankheit.
    Brunnenvergifter
    Eine Begleiterscheinung der Pestepidemie im 14. Jahrhundert waren teilweise massive Pogrome gegen Juden, bei denen in Deutschland vor allem in den Städten entlang des Rheins, von Basel bis in die Niederlande Tausende ermordet oder vertrieben wurden. Die Beschuldigung lautete meistens, Juden hätten Gift in die Brunnen geträufelt und damit die Krankheit ausgelöst – eine absurde Behauptung, da alle auf die gleiche Wasserversorgung angewiesen waren. Es handelte sich um eine irrationale fanatische Volkshetze; den Obrigkeiten, Magistraten und Fürsten bis hinauf zum Papst war die Haltlosigkeit der Beschuldigungen völlig klar, sie waren aber kaum imstande oder willens, die Juden zu schützen.
    Karlsuniversität
    Prag war einer der Orte, die von der großen Pestepidemie verschont blieben. Der spätere Kaiser Karl IV. aus dem Hause Luxemburg wurde 1316 hier geboren. Als Nachfolger seines Vaters wurde er 1347 böhmischer König und 1355 deutscher Kaiser. Kurz nach seinem Regierungsantritt gründete der sehr gebildete Karl – er sprach fünf Sprachen – 1348 in Prag die erste Universität nördlich der Alpen und machte Prag zu einem Zentrum der spätmittelalterlichen Kultur.
    Die Gründung der Karlsuniversität setzte eine regelrechte Gründungswelle in Gang. 1365 folgte Wien, sozusagen die habsburgische Gegengründung, da die Luxemburger und die Habsburger die Hauptkonkurrenten im Reich um die Kaiserkrone waren; dann folgten Heidelberg (1386), Köln (1388), Erfurt (1392), Leipzig (1409).

    |87| Goldene Bulle
    Eine Bulle ist ein mit einem Siegel versehenes Dokument. Lateinisch
bulla
bezeichnete ursprünglich ein Amulett, das man um den Hals trug, um sich etwa gegen den »bösen Blick« zu schützen, zu »versiegeln«.
    Im Mittelalter gab es viele Bullen mit einem goldenen Siegel. Doch wenn man von »der« Goldenen Bulle spricht, ist immer diejenige von 1356 gemeint, weil ihr als Reichsgrundgesetz eine überragende Bedeutung zukam. Sie wurde von Kaiser Karl IV. erlassen und auf anschließenden Reichstagen in Nürnberg und Metz bestätigt. Bis zum Ende des Deutschen Reiches (1806) blieb sie in Kraft und regelte unter anderem die Wahl des Königs. So bestätigte sie zum Beispiel das alleinige Wahlrecht der sieben Kurfürsten und trennte die Wahl formell von der Zustimmung des Papstes.
    Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation
    Die Bezeichnung
Imperium Romanum
taucht erstmals 1034 unter dem Salier Konrad II. auf. Vorher sprach man nur vom
Regnum Francorum
oder vom
Regnum Teutonicum
.
    Im Mittelalter sah man sich als Erbe älterer Weltreiche: Das

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