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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Loire an die französische Krone – daher sein Beiname. Er musste gedemütigt nach England zurückkehren. Damit er sich dort auf dem Thron halten konnte, trotzten ihm die englischen Barone die
Magna Charta
ab.
    Diese heißt mit vollem Namen
Magna Charta libertatum =
Der große Freiheitsbrief. In der in ganz Europa und der westlichen Welt als erste Freiheits- und Verfassungsurkunde betrachteten Magna Charta ließen sich die englischen Adeligen althergebrachte Lehensrechte bestätigen und gegen willkürliche Übergriffe der Krone sichern. Sie betraf aber auch den Bauernschutz, Handelsfreiheiten mit auswärtigen Kaufleuten und schrieb ein Widerstandsrecht gegen unrechtmäßige Akte der Krone fest. Erst als Johann das Dokument am 15. Juni 1215 unterschrieben hatte, erneuerten die Barone am 19. Juni ihren Treueid gegenüber dem König. Noch die Verfassung der Vereinigten Staaten (1787) bezieht sich auf die Magna Charta.
    Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – Der Sachsenspiegel
    Die Redewendung lautet im Originalton: »Wer ouch erst zu der mulen (Mühle) kumt, der sal erst malen.« So steht es im 2. Buch, Art. 59 des
Sachsenspiegels
; auch »Fersengeld«, »nach Jahr und Tag« und »Stadtluft macht frei« sind Wendungen, die im
Sachsenspiegel
vorkommen. Er wurde von dem Ritter Eike von Repgow um 1225 zusammengestellt und »kodifizierte« das bis dahin nur mündlich überlieferte Gewohnheitsrecht der Sachsen.
    Im Lauf der Zeit erlangte der
Sachsenspiegel
eine besondere Geltung in Deutschland und, durch die Übernahme des Magdeburger Stadtrechts über das deutsche Reichs- und Sprachgebiet hinaus, auch in weiten Teilen Polens, Russlands und Ungarns. In Thüringen und Anhalt galt er bis zum Inkrafttreten des
Bürgerlichen Gesetzbuches
(BGB) im Jahre 1900. Bemerkenswert ist der
Sachsenspiegel
auch als eines der frühesten Schriftwerke in deutscher (nicht in |84| lateinischer) Sprache. Die Rechtspflege, etwa durch Schöffen, war damals volksnah, praktisch und an bewährten Grundsätzen orientiert, die mündlich weitergegeben wurden. Einen akademisch ausgebildeten Richterstand gab es noch nicht. Dementsprechend klar und einfach ist die Sprache des
Sachsenspiegels
, der den Rechtspflegern als Grundlage dienen sollte. Das Werk behandelt alle Rechtsgebiete vom Privatrecht (Familien-, Erbschafts-, Nachbarschafts- und Kaufangelegenheiten usw.) über das Strafrecht bis zum Lehnsrecht (dem damaligen »Verfassungsrecht«). Mit »-spiegel« wurde eine ganze Gattung der weltlichen mittelalterlichen Literatur wie etwa sogenannte Fürstenspiegel oder Narrenspiegel bezeichnet, abgeleitet von älteren Vorbildern in lateinischer Sprache, die
Speculum
(= Spiegel) hießen.

Herbst des Mittelalters & Renaissance
    Rütli-Schwur
    Der schweizerischen Nationallegende nach schlossen sich im August 1291 die drei »Urkantone« Uri, Schwyz und Unterwalden mit dem Rütli-Schwur zu einem »Ewigen Bund« zusammen, der sich gegen die Habsburger richtete und zu einem jahrhundertelangen Kampf der Eidgenossen um die Selbstständigkeit führte, in dessen Verlauf sich die Eidgenossenschaft ständig erweiterte. Die Schwurzeremonie soll sich auf einer »Rütli« genannten Alpwiese oberhalb des Vierwaldstätter Sees zugetragen haben. »Schweizerische Eidgenossenschaft« (lateinisch
Confoederatio Helvetica
, abgekürzt »CH«) ist heute noch die offizielle Staatsbezeichnung der Schweiz.
    Acht alte Orte
    In der Schweiz nennt man die drei Urkantone (Schwyz, Uri, Unterwalden) zusammen mit den fünf bis 1353 hinzugekommenen Orten bzw. Kantonen die »Acht alten Orte«. Diese waren: Luzern (1332), Zürich (1351), Glarus (1352), Zug (1352) und Bern (1353). Vor allem der Beitritt des vergleichsweise großflächigen |85| Bern war eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Verselbstständigung der Schweizerischen Eidgenossenschaft gegenüber dem Reich. Dabei blieb es auch für einige Zeit. Zur nächsten Erweiterung kam es erst um 1500.
    Heiliges Jahr – Alle Jubeljahre einmal
    Im alten Israel gab es den in der Bibel festgelegten Brauch, alle 50 Jahre ein Jubeljahr (oder Jobeljahr von hebräisch
jobel
= Widderhorn) abzuhalten. Der Beginn dieses Jubeljahrs wurde durch das Blasen des Schofars, eines Kultinstruments aus einem Widderhorn, regelrecht hinausposaunt.
    Das erste der in Anlehnung an diesen alttestamentlichen Brauch in der christlichen Kirche abgehaltenen Jubeljahre verkündete Papst Bonifaz VIII. im Jahre 1300. Aus diesem Anlass wurde für die Pilgerschaft nach Rom ein

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