Wo die Wuerfel fallen
1470 und 1490 erhöhte sich die Zahl der Druckorte in Europa von 17 auf 204. Die wichtigsten Druckwerke waren zunächst Ablassbriefe und Kalender. Man hat die schnelle Verbreitung der Reformation mit dem »neuen Medium« in Verbindung gebracht. Auch die Alphabetisierung der Bevölkerung in den nachfolgenden Jahrhunderten wäre ohne massenweise gedruckte Bücher nicht denkbar.
Epochenbegriffe
Finsteres Mittelalter
Diesen polemischen Begriff prägten die italienischen Humanisten des 14. und 15. Jahrhunderts. Schon bei dem Dichter Petrarca (1304 – 1374) findet sich diese abfällig gemeinte Wertung der Jahrhunderte, die seiner Zeit vorausgegangen waren. Er wandte sich bewusst von der Literatur und dem Denken seiner Zeit ab und beschäftigte sich lieber mit großen »klassischen« Schriftstellern der Antike.
Das Wort »Mittelalter« wird erstmals in einer Geschichte der lateinischen |92| Dichtung von Giovanni Andrea Bussi, Bischof von Aléria auf Korsika, 1469 verwendet. Er prägte den Begriff
media tempestas
. Zur historischen Epochenbezeichnung wurde »Mittelalter« durch den Historiker Christoph Cellarius aus Halle, der 1688 die Geschichte erstmals nach dem Schema Altertum – Mittelalter – Neuzeit einteilte (s. a. »Neuzeit«).
Feudalismus
ist ein Wort, das im Mittelalter nicht bekannt war. Es taucht zuerst im Frankreich des 17. Jahrhunderts auf (
féodalité
, was auf
feudum =
Lehen zurückgeht, einen Begriff aus dem mittelalterlichen Latein). Der französische Schriftsteller und Philosoph Montesquieu (1689 – 1755) griff das Wort auf. Weite Verbreitung fand es erst durch Karl Marx (1818 – 1883) im 19. Jahrhundert. Inhaltlich entspricht »Feudalismus« ganz dem deutschen Wort »Lehnswesen«. Im Mittelalter selbst sprach man nur von »Vasallen« und »Herrschaft«.
Feudalismus ist ein dezentrales Herrschaftsprinzip. Sein Ursprung liegt in lateinisch
comitatus
(davon auch französisch
comte
= Graf), der Gefolgschaft eines germanischen Kriegers, der seinem Herrn Treue schwört und dafür Schutz erhält.
Renaissance
In Umlauf gebracht wurde das Wort von Kulturhistorikern wie Jules Michelet (1798 – 1874) oder Jacob Burckhardt (1818 – 1897), der den Terminus in seinem bekannten Werk
Die Kultur der Renaissance in Italien
aufgriff. Aber auch Michelet hatte lediglich das bereits um 1550 von dem italienischen Kunstschriftsteller Vasari verwendete Wort
rinascimento
ins Französische übertragen. Beide Wörter bedeuten »Wiedergeburt«. Gemeint ist die Wiederentdeckung und Wiederaneignung literarischer Inhalte und künstlerischer Formen der Antike. Als Epochenbegriff bezeichnet er den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.
Wichtige Anstöße gaben die neuen volkssprachlichen Dichtungen von Dante (
Die Göttliche Komödie
, ab 1307), Petrarca (
Canzoniere
, nach 1366) und Boccaccio (
Das Dekameron
, ca. 1350) und in der Kunst die stärker an der Wirklichkeit orientierte Malerei Giottos (1266 – 1337); zu den bedeutendsten Renaissance-Malern zählen |93| dann Michelangelo, da Vinci oder Raffael. Ein bedeutender Schub kam auch durch die Emigration griechischer Gelehrter nach der Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen 1453. Sie brachten griechische Texte mit, Abschriften der
Ilias
und der
Odyssee
sowie Werke von Thukydides, Herodot, Aristoteles und Platon. Das waren die Anfänge der Beschäftigung mit der griechischen Antike in Italien.
Die Wiederentdeckung der »Zehn Bücher über die Architektur« des römischen Baumeisters Vitruv (nach 27 v. Chr.) im Jahre 1414 war entscheidend für die neue Kunst des gegliederten Bauens. Es ist das einzige erhaltene architekturtheoretische Werk der Antike und wurde zur »Bibel« der Renaissance-Baumeister.
Humanismus
Der Begriff wird zur Bezeichnung jener geistigen Strömungen verwendet, die sich von dem religionsbezogenen Denken des Mittelalters abwandten und die Persönlichkeit des Einzelnen und seine Würde, kurz seine Menschlichkeit (lateinisch
humanitas
), in den Mittelpunkt stellten. Der Weg hierzu eröffnete sich durch das Studium der »alten Sprachen« Latein und Griechisch und die Auseinandersetzung mit den antiken philosophischen und literarischen Werken. In diesem Sinne werden auch heute noch die Begriffe »humanistisches Gymnasium« oder im Englischen
human studies
gebraucht, früher sprach man im Deutschen auch von Humaniora. Renaissance-Humanisten wie der Entdecker der Architektur-Bücher von Vitruv, ein gewisser Gianfrancesco Poggio Bracciolini,
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