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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Seeweg westwärts »nach Indien« viel kürzer, als er in Wirklichkeit war – sonst hätte er seine Reise ins vermeintlich Gewisse vielleicht nicht unternommen.
    Hexensabbat
    Heinrich Kramer (d. i. Heinrich Institoris):
Malleus Maleficarum
(1487)
    Entgegen mancher populären Effekthascherei in Filmen und Romanen gab es im Mittelalter keine systematische Hexenverfolgung. Einzelne Fälle von Schwarz- und Schadenszauberei waren selbst für die Kirche kein Thema, ganz im Gegensatz zur Ketzerei. 1487 erschien |96| in Speyer das von dem Elsässer Heinrich Kramer (ca. 1430 – 1505) verfasste Buch
Malleus Maleficarum,
deutsch:
Hexenhammer
, das innerhalb von rund 150 Jahren 29 Auflagen erlebte. Die neu erfundene Buchdruckkunst trug sehr viel zur weiten Verbreitung bei. Die angebliche Mitautorschaft des Dominikanerinquisitors Jakob Sprenger ist nicht belegt.
    Bereits 1484 hatte der übereifrige Dominikanerinquisitor Kramer (die »große Zeit« der Ketzer-Inquisition war längst vorbei) die päpstliche Bulle
Summis desiderantes affectibus
zur Hexenverfolgung verfasst, die der Papst unterzeichnete. Damit war die Hexenverfolgung kirchenrechtlich legitimiert. Mit dieser Autorität im Rücken, aber bisweilen gegen den Willen der jeweiligen Ortsbischöfe predigte Kramer vor allem in Süddeutschland die Hexen- und Teufelsfurcht, schürte die Angst vor dem »bösen Blick« und regte zu Denunziationen an. »Hexensabbat« ist ein von ihm im
Hexenhammer
geprägter Begriff, der die Legenden von Teufelsbuhlschaft und Hexenflug zusammenfasste. Entsprechend dieser sexuellen Komponente waren die Betroffenen seiner Hetzjagd überwiegend Frauen.
    Die Hexenverfolgung wurde im 16. und 17. Jahrhundert, verstärkt durch die Verelendung der Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648), zu einer Massenhysterie mit unfassbaren Auswüchsen der grausamsten Art. Die letzten Hexenprozesse fanden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Bodenseeraum statt. 1782 wurde die letzte »Hexe«, Anna Göldin, in der Schweiz hingerichtet. Der Kampf gegen diese Auswüchse führte in der Zeit der Aufklärung zur Abschaffung der Folter im Strafprozess.

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    |97| Von der Neuen Welt bis zum Sonnenkönig
    Entdeckungen & Kolonien
    Neue Welt – Nuevo Mundo
    In Ermangelung eines konkreten Namens sprach man in der Zeit unmittelbar nach der Entdeckung der Inseln und Landmassen im westlichen Atlantik allgemein von
Nuevo Mundo
(spanisch = neue Welt). Da man anfangs tatsächlich glaubte, in Indien gelandet zu sein, nannte man sie auch
Las Indias
. Die Bezeichnung der Ureinwohner als »Indianer« leitet sich davon her. Den Begriff
Nuevo Mundo
oder in älterem Deutsch
Nieuwe Welt
findet man noch bis ins 18. Jahrhundert auf den Karten. Die Bezeichnung »Neue Welt« als unspezifischer Übername ist den beiden Amerikas geblieben. Die Kontinente der »Alten Welt«, Europa, Asien und Afrika, gehörten schon seit den Reisen Herodots im 5. vorchristlichen Jahrhundert zum abendländischen Weltbild.
    Der erste schriftliche Beleg für die Bezeichnung »Neue Welt« findet sich in dem Wappen, das König Ferdinand II. von Kastilien und León dem von seiner ersten Entdeckungsfahrt soeben heimgekehrten Christoph Kolumbus 1493 in Barcelona verlieh. Das Motto lautet:
Por Castilla y por León /Nuebo mundo alló Colón
(Für Kastilien und León fand Kolumbus eine neue Welt).
    Demarkationslinie
    Warum sprechen die Brasilianer Portugiesisch und die andere Hälfte Lateinamerikas, von Mexiko und Kuba bis hinunter nach Feuerland Spanisch? Das hat mit der großen Aufteilung der Welt schon zwei Jahre nach der ersten epochalen Kolumbus-Reise (1492 – 1493) zu tun. Im Klosterpalast des kastilischen Städtchens Tordesillas trafen sich am 7. Juni 1494 Vertreter der beiden führenden Seefahrernationen auf dem Atlantik, Spanien und |98| Portugal. Die Initiative zu dem Vertragsschluss war von Papst Alexander VI. ausgegangen, der verhindern wollte, dass sich die beiden katholischen Königreiche gegenseitig ins Gehege kamen. Man einigte sich nach zähen Verhandlungen schließlich auf eine Demarkationslinie, die 370 spanische Meilen (ca. 1770 km) westlich der Kapverden von Norden nach Süden verlief. Der Papst trug sie mit einem Federstrich auf einer Karte ein. Es war der erste Federstrich auf einer Landkarte, der Welten teilte. Die Vereinbarung besagte: Alle Gebiete östlich der Linie sind portugiesischer Einflussbereich, die Gebiete westlich davon stehen den Spaniern zu. Alle waren

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