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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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nova insula Utopia
(1516)
    Das Wort »Utopie« ist eine Erfindung des englischen Diplomaten, Staatsmannes, Humanisten und kurzzeitigen Lordkanzlers unter König Heinrich VIII. Thomas More (1478 – 1535). Es kommt erstmals im Titel seines Werkes vor und ist gebildet aus griechisch
u
= nicht und
topos
= Ort, Land. Es bedeutet also »Nicht-Land« oder »Nirgendwo«. (Auf Deutsch hieß der Band
Ein wahrhaft herrliches, nicht weniger kurzweiliges Büchlein von der besten Verfassung des Staates und der neuen Insel Utopia
.) More, der seinen Namen dem Brauch der Zeit entsprechend in Morus latinisierte, schildert eine ideale, auf Gemeinnutz und Gemeineigentum beruhende Gesellschaft. In seiner Vision ist Utopia ein Inselstaat mit 54 quadratisch angelegten Städten und einer republikanischen Verfassung. Hier wechseln die |103| Beamten jährlich. Alle müssen intensiv arbeiten, allerdings nur sechs Stunden am Tag. In ihrer Freizeit sollen die Menschen sich weiterbilden oder Sport treiben; Kartenspiel und ähnlicher Müßiggang sind nicht erlaubt. Männer und Frauen tragen die gleichen Uniformen. Es gibt eine staatliche Gesundheitspflege und Kindergärten, Sklavenhaltung und Kolonien, aber kein Privateigentum. Geld ist abgeschafft, alle Gebrauchsgüter werden zentral verteilt. Die Gesetze sind einfach und klar abgefasst, Advokaten daher überflüssig. Streit ums Geld kann es ja sowieso nicht geben und Verbrechen sind angesichts des hohen Gemeinsinns selten. Das Werk ist ein mit Anspielungen auf die zeitgenössische Politik und Gesellschaft gespicktes, geistreiches Gedankenspiel um die Frage, wie Politik und Moral im Staatswesen die ideale Verbindung eingehen könnten. Ob der Humanist Thomas Morus selbst die doch arg einengende Staatsform der Insel Utopia für ideal hielt, muss offen bleiben.
    Machiavellismus
    Niccolò Machiavelli:
Il principe
(1513 / 1532
)
Niccolò Machiavelli (1469 – 1527) war Sekretär des Rates der Zehn in der Stadtrepublik Florenz. Nach der Wiederherstellung der Macht der Medici 1512 verlor er sein Amt, zog sich auf sein Landgut zurück und wurde Schriftsteller. In
Der Fürst
beschrieb er die heillos zerstrittene politische Welt des Italiens seiner Zeit. Er stellte die Akteure nicht so dar, wie sie idealerweise sein sollten, also nicht im Stil erbaulicher und lehrreicher Fürstenspiegel, sondern so wie sie waren: heimtückisch, gewaltbereit, grausam. Machiavelli wollte damit die Notwendigkeit einer Einigung der italienischen Fürstentümer und Stadtstaaten unter einer zentralen Führung unterstreichen. Zur Begründung, Durchsetzung und zum Erhalt von Macht kann es nach Machiavelli notwendig sein, den Bereich von Gesetz und Moral hinter sich zu lassen und zu »tierischen« Mitteln, zur Gewalt zu greifen. Vor allem auch im Verhalten der Staaten untereinander sei das an der Tagesordnung. Sein Realismus wurde Machiavelli stets zum Vorwurf gemacht, am prominentesten von dem späteren preußischen König Friedrich II., der 1739 eine
Antimachiavel
genannte Schrift verfasste und sich über die »verbrecherische Gesinnung, Schurkerei, |104| Tücke, Verrat und jede Ruchlosigkeit« empörte, die er bei diesem »Unhold« von Fürsten fände, wie ihn Machiavelli vorstellte. Doch Machiavelli beschreibt durchaus auch die wünschenswerten Herrschertugenden. Der später nach ihm benannte »Machiavellismus« ist eine Verzerrung der eigentlichen Absichten des Autors. Machiavelli propagierte die skrupellose »Staatsräson« keineswegs. Staatsräson, also der Vorrang derjenigen Mittel, die der Staatserhaltung dienen, auch wenn sie nicht moralisch einwandfrei sind, kommt als Begriff bei Machiavelli nicht vor, sondern wurde von dessen Zeitgenossen Francesco Guicciardini (1483 – 1540) als
ragion di stato
in die politische Diskussion eingeführt. Guicciardini war ein Gelehrter und Diplomat, aber auch ein skrupelloser Hofmann, der sowohl im Dienste der Kurie wie der Medici stand.
    Wissen ist Macht
    Francis Bacon:
Essays
(1597
)
    Der Philosoph und Staatsmann Francis Bacon (1561 – 1626) war kein Stubengelehrter, sondern adeliger Abkunft, Staranwalt, Abgeordneter und Lordsiegelbewahrer der englischen Königin Elisabeth I. Der Satz »Wissen ist Macht«, ursprünglich auf Latein formuliert, stammt aus seinen Essays:
Nam et ipsa scientia potestas est.
Das lateinische Wort
scientia
meinte hier allerdings mehr »Kenntnis des Laufs der Dinge«, »Wissen um den Zusammenhang von Ursache und Wirkung« – und nicht so sehr

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