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Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen

Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen

Titel: Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Walter
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machen jetzt wieder unsere Sachen.« Der Zusammenbruch, sagt sie, »kam von einem Tag auf den anderen«. Heute haben viele Leute Schulden, teilweise sehr viel höhere als sie aufgenommen hatten – durch den Absturz der Krone. Außerdem hat die Krise Arbeitsplätze gekostet. Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei acht Prozent, was für Island extrem ungewöhnlich ist. Und trotzdem wirkt die Stimmung in der Stadt nicht schlecht.
    Ich laufe weiter und sehe, dass auch vieles noch so ist, wie es immer war. Ein Plakat an einem Secondhandladen wirbt für einen »Tom-Selleck-Ähnlichkeitswettbewerb«, ein paar Leute haben spontan einen Flohmarkt im Hinterhof organisiert und zu Ostern hoppeln in einem Modeladen echte Hasen durchs Schaufenster. Lustige Ideen gibt es also noch immer. Auch bei 12 Tónar, dem besten Plattenladen von Island, ist alles beim Alten. Bis auf eine Rose, die neben dem Bild der ehemaligen Präsidentin Vigdís hängt, da sie im letzten Jahr 80 Jahre alt wurde. Sie ist eine tolle Frau, sagt Jóhannes, und die einzige Kundin, der sie die CDs, wenn sie anruft, auch nach Hause bringen. So ist das immer in Island: weil jeder jeden kennt, erfährt man zufällig kleine Puzzleteilchen an Neuigkeiten über die Menschen, über die man schreiben will.
    Ich erfahre, dass man auch mit den Problemen des Landes kreativ umgegangen ist. Den 2000 Seiten langen Bericht einer
Prüfungskommission über die Hintergründe der Krise lasen Schauspieler in einer Dauerlesung im Stadttheater vor. Björk hatte erst vor wenigen Monaten einen Karaoke-Marathon organisiert, um gegen die Übernahme eines isländischen Energiekonzerns durch ein kanadisches Unternehmen zu protestieren. Außerdem sitzt seit Mai 2010 Islands berühmtester Komiker als Bürgermeister im Rathaus am Stadtsee. Angefangen hatte alles als Spaß- und Protestaktion. Der Schauspieler und Komiker Jón Gnarr, bekannt aus einer beliebten Comedy-Serie im Fernsehen, hatte mit seinen Künstlerfreunden eine Partei gegründet und sie »Besti Flokkurinn« (Die beste Partei) genannt. Als Parteisong nahmen sie das Tina-Turner-Lied Simply the best und schrieben es um. Im Videoclip steht Jón Gnarr auf der Aussichtsplattform von Reykjavíks Heißwassertank, schaut auf die Stadt und verkündet: »Liebe Bürger, es ist die Zeit für uns alle gekommen, in unsere Herzen zu schauen und mit Freunden und Familie zu diskutieren. Möchte ich eine strahlende Zukunft mit der besten Partei? Oder möchte ich, dass Reykjavík zerstört ist?« Dann erläutert er, wofür er sorgen will: »Freie Handtücher in allen Schwimmbädern! Ein Eisbär für den Zoo in Reykjavík! Allerlei für die Unglücklichen! Disneyland im Raum Vatnsmyri! Ein drogenfreies Parlament bis 2020! (wobei jemand im Nachhinein sagen wird, das sei überambitioniert gewesen) Nachhaltige Transparenz! Lasst uns sparen – Wir brauchen nur einen Weihnachtsmann! (denn die Isländer haben 13 Weihnachtstrolle!) Lasst uns die Mittelmäßigkeit nicht akzeptieren! Weil wir das Beste wollen!« Und die Leute? Waren so frustriert und enttäuscht von der Politik, dass sie die »Beste Partei« tatsächlich wählten, mit 34,7 Prozent der Stimmen. So hatte jetzt die Kunst das Rathaus übernommen.

Die beste Hummersuppe der Welt
    Am Abend gehe ich in eine kleine Fischbude im Hafen von Reykjavík und dort ist man überzeugt, dass die Krise auch etwas Gutes hat. Denn es gab bereits Pläne, den alten Hafen umzubauen, und dann wäre das »Sægreifinn«, das dort in einem türkisfarbenen Gebäude liegt, von der Bildfläche verschwunden. Und das wäre schlimm. Denn das Sægreifinn, das übersetzt Seebaron heißt, ist Kult. Wegen seines wunderbaren Besitzers und weil es dort »heimsins besta humarsúpa« (die beste Hummersuppe der Welt) gibt, wie das Schild an der Tür verspricht.
    Kaum hat man die Fischbude betreten, strömt einem der Geruch von geräuchertem Lachs entgegen und macht einen zunächst ganz benommen. Zur Rechten sitzen an drei langen, schmalen Tischen zufrieden schmatzende Kunden auf kleinen Plastiktonnen, in denen die Fischer eigentlich Fischrogen aufbewahren. An den Wänden hängen Fischernetze, Islandfahnen, alte Fotos, Bilder von Schiffen und ein ausgestopfter Seehund. Durch einen schnurrenden Gang aus Kühlschränken mit Fischspießen und Kaltgetränken geht man zum Tresen, wo man das
Essen bestellt. Neben Rotbarsch, Seeteufel, Kabeljau, Heilbutt, Lengfisch und Co. gibt es auch Zwergwal. Man erkennt ihn daran, dass er rot wie

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