Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen

Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen

Titel: Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Walter
Vom Netzwerk:
Rindfleisch ist. Und übrigens auch ein wenig so schmeckt.
    Woher sie wissen, dass sie die beste Hummersuppe der Welt servieren?, möchte ich von der Kassiererin wissen. Sie grinst und sagt: »Das sagen die Gäste.« – »Außerdem hat die New York Times das einmal geschrieben«, sagt Kjartan Halldórsson, ein kleiner Mann von 73 Jahren, mit knallblauen Augen, der dauernd kichert. Er ist der Besitzer und ein charmanter Haudegen. Bei ihm arbeiten fast nur Frauen, weshalb sie ihn schon scherzhaft den »Hugh Hefner von Island« nennen.
    Das kleine Restaurant gibt es seit sieben Jahren. Davor fuhr Kjartan dreißig Jahre lang zur See. Er war Koch auf verschiedenen Trawlern. Das war ein großer Spaß, sagt er. Meist waren an die 30 Männer an Bord. Einmal waren zwei Frauen dabei, erzählt Kjartan. Und alle Männer wurden verrückt. Nur er nicht. Aber da Kjartan kein Englisch kann und eine seiner Angestellten übersetzt, fügt sie hinzu: »Wahrscheinlich war es anders herum. «
    Als Kjartan in Rente ging, wollte er einen kleinen Fischladen im Hafen eröffnen. Alle erklärten ihn für verrückt. Zu der Zeit hielten sich hier eigentlich nur Fischer auf. Aber Kjartan machte es trotzdem. Und es kamen immer mehr Touristen, die ihn fragten, wie man den Fisch zubereitet. Also kaufte er einen Grill, machte Fischspieße und nebenbei seine berühmte Hummersuppe und so wurde langsam ein Restaurant daraus. Ich bestelle eine Suppe. Und bis die fertig ist, erfahre ich, dass auch Björk manchmal zum Essen herkommt. Aber natürlich ist sie jetzt nicht da. Mit Björk und mir ist es wirklich wie verhext. Auch bei meinen letzten Islandreisen hatte ich sie jedes Mal verpasst. Im
Supermarkt oder meinem Lieblingsclub Sirkus, als es den noch gab. Einmal war ich sogar in einer Videothek, in der mir der Besitzer erzählte: »Wärst du fünf Minuten eher gekommen, hättest du sie getroffen. Sie war gerade hier und hat sich ein Video ausgeliehen. « Ich frage mich langsam, ob Björk wirklich existiert. Oder ob sie vielmehr eine Elfe ist, die nur manche Menschen sehen können.
    Da kommt die Suppe. In einem großen Becher, dazu gibt es Baguettebrot und Butter, gegessen wird mit einem Plastiklöffel. Während ich genüsslich losschlürfe, lese ich in der Broschüre des Restaurants den Satz: »Sie werden sich hier fühlen wie ein Seemann, der nach einem sechsmonatigen See-Trip nach Hause kommt.« Und über die Suppe: »Die weltbeste Hummersuppe gibt dir Lebensenergie. Sie hat einen reichhaltigen Hummergeschmack. Ihre Farbe erinnert dich an einen tief orangefarbenen Sonnenuntergang. Wenn du sie einmal probiert hast, wirst du ihren köstlichen Geschmack niemals wieder vergessen!« Und so ist es tatsächlich. Sie ist heiß, cremig, mit Curry gewürzt und perfekt gesalzen. Es schwimmen kleine Fettaugen darin, Petersilie, ein wenig Lauch und zarte Hummerstückchen. Und zu Hause fühle ich mich in dem Laden auch, selbst wenn vor lauter Kühlschränken irgendwann die Füße kalt werden. Ganz ehrlich, ich weiß selbst nicht genau, wie die Isländer das machen, aber als ich gehe, denke ich: Ich habe noch nie eine bessere Hummersuppe gegessen.

Das Wiederholungsprinzip
    Am nächsten Morgen trotte ich ins nahe gelegene Schwimmbad. Wo – ohne dass ich es vorher wusste – jeden Werktagmorgen um 7.30 Uhr ein Spektakel stattfindet. Erst scheint noch alles normal. Die Leute hocken in den heißen Pötten und alles ist ganz ruhig und friedlich. Bis plötzlich ein drahtiger Typ mit blauer Badehose aus einem der Becken heraussteigt, die Hände vor seinem Mund zu einem Trichter formt, ein lautes Gejohle ausstößt und dabei um einen der heißen Pötte herumrennt. Fünf, sechs Männer tun es ihm nach und stimmen in das Gejohle mit ein. Dann tauchen sie wieder ab, ins heißeste Becken.
    Kurz darauf erhebt sich der drahtige Typ abermals und ruft lauthals etwas in die Runde. Es muss so etwas wie ein »Auf geht’s!« gewesen sein. Jedenfalls stehen plötzlich fast alle Leute in den verschiedenen Becken auf. »Magst du mitmachen?«, fragt mich eine Frau mit rötlichen Haaren. »Was denn?«, frage ich. »Morgengymnastik«, sagt sie. Und da sehe ich es. An die 20 Leute versammeln sich jetzt auf einer freien Fläche, die sie, wie mir die Frau erklärt, »den Sandstrand« nennen. Natürlich lasse ich mir das Spektakel nicht entgehen. Auch wenn ein heftiger
Wind weht und das Thermometer höchstens drei Grad anzeigt. Vielleicht ist es ja ein neuer Schlüssel zur isländischen

Weitere Kostenlose Bücher