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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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verschaffen.
    Unbeeindruckt schwang der Grizzly eine Tatze, holte zum nächsten, vermutlich tödlich endenden Schlag aus und – zuckte zurück.
    Fassungslos sah Ramon, wie das Tier den Kopf schüttelte, dann wurde es erneut getroffen. Von einem Stein …
    Der Bär gab ein ohrenbetäubendes Brüllen von sich und drehte sich in die Richtung, aus der die Geschosse in kurzer Abfolge auf seinen massigen Körper prasselten.
    Ramons Nackenhaare stellten sich in böser Vorahnung auf. Als er sich ebenfalls umwandte, bewahrheiteten sich seine schlimmsten Befürchtungen.
    Anja bewarf den drei Meter großen, über eine dreiviertel Tonne schweren Grizzlybären mit Steinen.
    »Du verdammtes Mistvieh!«, kreischte sie und setzte ihre treffsicheren Attacken mit unverminderter Heftigkeit fort. »Lass ihn in Ruhe. Hast du gehört? Lass ihn bloß in Ruhe.« Sie bückte sich und griff nach neuen Steinen.
    »Nein!« Eiskalte Panik zerschnitt Ramons Herz. »Nein! Anja, hör auf! Bist du völlig verrückt geworden?« Seine Stimme überschlug sich. »Hör sofort auf! Mach, dass du wegkommst!«
     
    *
     
    Anja warf unbeirrt weiter. In ihrem Inneren brannte nur noch die Gewissheit, dass Ramon sterben würde, sollte es ihr nicht gelingen, den Bären von ihm abzulenken. Sie musste es schaffen. Um jeden Preis!
    Schon nach zwei weiteren Treffern hatte sie die volle Aufmerksamkeit des Tieres erlangt. Der Grizzly schlug mit den Tatzen angriffslustig nach den Wurfgeschossen, dann setzte er sich in Bewegung.
    Sie schluckte. Es hatte geklappt. Der Bär entfernte sich von Ramon. Leider hatte er jetzt ein neues Ziel. Sie.
    »Nein! Lauf. Lauf!« Ramon schrie wie ein Irrer, als der Grizzly mit weit aufgerissenem Maul auf sie zustürzte.
    Augenblicklich ließ sie die restlichen Steine fallen und rannte los, so schnell ihre Beine sie trugen. Sie floh, ohne den Schimmer einer Ahnung, wie sie sich vor dem rasend wütenden Ungetüm in Sicherheit bringen sollte.
    Schon meinte sie, den heißen Atem im Nacken zu spüren, da krachte ein Schuss durch den Wald. Im Rennen sah sie über ihre Schulter. Der Bär bäumte sich auf, seine Hinterläufe knickten ein. Mit einem letzten schrecklichen Brüllen brach das mächtige Tier hinter ihr zusammen, rutschte noch ein Stück und stoppte schließlich.
    Ihr Blick erfasste Ramon, der einige Meter hinter dem sterbenden Tier mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Bauch lag. Das blutbesudelte Gewehr immer noch im Anschlag wartete er, bis sich der Bär nicht mehr bewegte. Kaum war er sich dessen sicher, ließ er die Waffe fallen und versuchte, sich aufzurappeln.
    Anja rannte bereits auf ihn zu. Ihr Pulsschlag dröhnte überlaut in ihren Ohren, als sie, immer wieder seinen Namen schluchzend, neben ihm zu Boden schlitterte.
    Ramon warf sich schwerfällig herum und griff sofort nach ihr. Stürmisch strich er mit beiden Händen über ihre Haare und ihr Gesicht, küsste sie, tastete sie ab, küsste sie immer wieder, als müsste er sich überzeugen, dass sie noch am Leben und unversehrt war. Dann schüttelte er sie unvermittelt heftig.
    »Warum hast du das getan? Warum nur hast du etwas so unglaublich Dummes getan?«, schimpfte er, offenbar immer noch völlig außer sich vor Angst.
    Ihre Arme und Beine begannen zu schlottern. Langsam sickerte der Schock in ihr Bewusstsein und ließ ihre Nerven versagen. Tränen rollten über ihre Wangen.
    »Weil ich nicht wollte, dass dir etwas passiert«, würgte sie abgehackt hervor. »Ich habe einfach nicht gewusst, was ich sonst tun soll.«
    Ramon riss sie in seine Arme. »Mein Gott, er hätte dich fast erwischt. Wenn dir etwas zugestoßen wäre …« Er schluckte hart, presste sie enger an sich. »Das hätte ich nicht ertragen.«
    Anja klammerte sich an ihn. Seine Hand rutschte über ihre Haare, dann kippte er ohne Vorwarnung zur Seite.
    Urplötzlich erinnerte sie sich daran, dass der Bär ihn verwundet hatte. Sofort machte sie sich von ihm los und keuchte entsetzt, als sie die klaffende Verletzung an seinem Bein entdeckte.
    Ihr Blick flog in Ramons Gesicht zurück. Er war kalkweiß. Die Situation sah nicht gut für ihn aus und das schien er zu wissen.
    »Das kommt davon, wenn man versucht, einen Teddy zu streicheln«, witzelte er mit schmerzverzerrtem Lächeln.
    Sie beachtete ihn nicht, sondern sprang auf die Füße, stürzte sich auf das wenige Meter entfernt liegende Messer und trennte bereits im Zurückrennen ein handbreites Stück Saum von ihrem Hemd. Geschickt band sie Ramons Bein ab,

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