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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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dann faltete sie den Rest des Stoffes zu einem kompakten Päckchen. Wellen der Panik schwappten in ihr hoch, versuchten, sie bei jedem Herzschlag zu ertränken, aber sie bewältigte eisern ihre Aufgabe. Mit der Erfahrung einer langjährigen Krankenschwester legte sie eine fachmännische Druckkompresse an. Der Verband würde den Blutverlust aus der tiefen Wunde zwar nicht stoppen, bestenfalls verringern, aber mehr konnte sie im Moment nicht tun.
    »Woher kennst du dich mit Erster Hilfe aus?«, fragte Ramon, als sie unerbittlich versuchte, ihm auf die Beine zu helfen. Stöhnend kam er hoch und stützte sich schwer auf sie.
    Anja hielt ihn mit einer Hand am Brustkorb aufrecht. »Ich bin Krankenschwester, aber ich kann nicht viel ausrichten.« Sie legte sich seinen schweren Arm über die Schultern und dachte verzweifelt an die umfassende Ausrüstung ihrer Notfallstation im Krankenhaus. Wie dringend hätte sie diese Dinge jetzt gebraucht.
    »Hast du in der Hütte irgendwelche Medikamente?«, erkundigte sie sich und warf einen prüfenden Blick auf den Verband.
    Ramon reagierte nicht.
    Seine Haut hatte eine beängstigend aschfahle Farbe angenommen und er schwankte leicht an ihrer Schulter, weil sein Kreislauf durch das Stehen rapide abgesackt war.
    Sie biss sich auf die Lippen, konnte aber nicht verhindern, dass ihr die Tränen kamen. Er hatte sehr viel Blut verloren und sie stand hier, mit nichts als ihren bloßen Händen und einem Verband aus schmutzigem Hemdstoff.
    Sie griff resolut nach seinem Kinn und drehte sein Gesicht zu sich. »Ramon, sieh mich an!«
    Seine verschleierten grünbraunen Augen begegneten abwesend ihrem Blick. »Ja?«, antwortete er gedehnt.
    »Hast du in der Hütte Medikamente?«, fragte sie langsam und deutlich, damit er sie auch ja verstand.
    Er überlegte einen Moment, dann nickte er.
    Anja schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel. Jetzt mussten sie schnellstens dorthin gelangen, auch wenn sie sein Bein eigentlich sofort hätte ruhigstellen müssen.
    »Wie weit ist es noch bis zur Hütte?«, hakte sie nach.
    »Ungefähr drei Meilen.« Ramons Stimme klang so schwammig, dass sie sich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen.
    Sie blickte ihn ernst an. »Wir müssen dorthin, hörst du? Das ist unsere einzige Chance.« Besorgt strich sie ihm die Haare aus dem blassen Gesicht. Sein Anblick schnürte ihr das Herz zusammen. Er hatte gesagt, er könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas zustieße. Das galt umgekehrt genauso.
    »Du musst so lange durchhalten, hast du verstanden? Komm mir bloß nicht auf die Idee, hier einfach umzukippen.«
    Er nickte schwach, schloss aber nichtsdestotrotz die Augen. Wacklig taumelte er gegen sie. Anja verlor fast das Gleichgewicht und stemmte sich gegen ihn. Aus purer Verzweiflung rüttelte sie ihn am Kinn. »Ramon, du musst wach bleiben, bitte öffne die Augen. Ramon? Ramon!«
    »Anwesend«, meldete er sich nuschelnd zurück. Seine Wimpern flatterten, dann sah er sie wieder an.
    Sie stieß aufatmend die Luft aus und gab ihm einen schnellen Kuss auf den eiskalten Mund. Resolut legte sie den zweiten Arm um seine Hüften und zog ihn behutsam, aber zielstrebig mit sich. Innerlich schwor sie sich, dass sie ihn zur Hütte bringen würde – selbst wenn sie den ganzen Weg dorthin mit ihm kriechen musste. Ramon hatte sie im Fluss nicht aufgegeben. Jetzt gab sie ihn nicht auf.
    Sie drückte die Lippen zusammen, als er bei jeder Bewegung unterdrückt aufstöhnte. Er musste unvorstellbare Schmerzen haben, setzte aber trotzdem zäh einen Fuß vor den anderen. Stumm litt sie mit ihm und kämpfte um jeden weiteren Schritt, um jeden weiteren Meter, der sie ihrem Ziel näher brachte.
    Nach einer halben Meile mussten sie eine Pause einlegen. Ramon lehnte sich schwer atmend gegen einen Felsen. Auch ohne ihn zu fragen, wusste Anja, dass er mit allen Mitteln versuchte, seine letzten Kräfte zu mobilisieren.
    Sie presste sich weiterhin dicht an ihn, um seinen Körper zu stützen. Er durfte keinesfalls zu Boden gehen. Falls das geschah, würde sie es mit keinem Trick der Welt mehr schaffen, ihn wieder in die Höhe zu wuchten. Nach einigen Minuten der Erholung schleifte Anja ihn unbarmherzig weiter. Immer wieder blickte sie auf den Druckverband. Die Zeit lief ihnen davon, denn der Stoff hatte sich schon komplett vollgesaugt. Das Blut begann unaufhörlich durch das Päckchen zu sickern . Dennoch konnte sie Ramons Bein nicht straffer abbinden. Damit würde sie ihm mehr schaden als nutzen.
    Quälend

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