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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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Senators beunruhigte mich nicht weiter; es war so ziemlich das, was ich erwartet hatte: erst ein freundliches Willkommen und dann eine Zurechtweisung.
    Die Bar war mit hellen Holzpaneelen getäfelt und mit zahlreichen Spiegeln bestückt, so dass sie viel größer wirkte, als sie eigentlich war. Es standen einige Sessel herum, aber das Leder war abgeschabt und die Rosshaarfüllung quoll an den Nähten heraus. In einem der Sessel schlief einer der verrückten Ausländer, und der Abenteurer saß an der Theke. Er sah noch besser aus als zuvor, und sein Hut lag neben ihm auf dem Tresen.
    »Gefällt Ihnen die Reise?«, fragte ich, als ich mich setzte.
    »Ich hätte gedacht, dass es lustiger ist, wenn man durch die Comedy fährt.«
    »Je näher man ihr kommt, desto weniger lustig ist sie.«
    »Hm. Darf ich Sie zu einem Drink einladen?«
    »Ich bezahle meine Drinks lieber selbst«, sagte ich, weil ich annahm, dass Thursday so reagiert hätte. Ein Drink wäre es ja ohnehin nicht gewesen. In der BuchWelt läuft nichts mit Alkohol. Drinks sind bloß erzählerische Requisiten für solche Szenen wie diese. Wenn man
high
werden wollte, rauchte man ein paar Bindestriche oder trank ein paar Schnapszeichen, aber ich brauchte meinen Verstand viel zu dringend, um mich jetzt besäuseln zu können.
    »Für mich ein Bier«, sagte ich. »Was nehmen Sie, Drake?«
    »Scotch.«
    Der Barmann stellte unsere Drinks auf den Tresen, und ich nippte an meinem Glas. Das Bier war eine helle bernsteinfarbene Flüssigkeit, aber es schmeckte wie warmer Tee. Das war nichts Ungewöhnliches, denn in der BuchWelt schmeckte alles wie warmer Tee   – außer warmem Tee selbst. Der schmeckte wie Spülwasser. Aber da Spülwasser nach warmem Tee schmeckte, schmeckte warmer Tee womöglich tatsächlich wie warmer Tee.
    »Gehören Sie zu der diplomatischen Gesandtschaft?«, fragte Drake.
    »Ja«, sagte ich, und er grunzte unverbindlich. Angesichts der Tatsache, dass der Senator gesagt hatte, Drake würde die nächsten Stunden nicht überleben, hielt ich es für ungefährlich, wenn ich ihm vertraute.
    »Als ich vor der Kabine des Rätselhaften Passagiers gestanden habe, hab ich was Komisches gehört.«
    »Das ist absolut normal. Wahrscheinlich werden Sie in der Nacht auch eigenartige Geräusche hören, und wenn wir lange genug unterwegs sind, wird auch ein Toter entdeckt, der eine mysteriöse Nachricht in seiner Faust hält.«
    »Wollen Sie vielleicht wissen, was ich gehört habe?«
    »Nö, eigentlich nicht. Ein Hochstapler ist wahrscheinlich auch auf dem Schiff   – und ein Gestaltwandler.«
    »Ein Außerirdischer?«, fragte ich und sah mich unruhig um.
    »Nein«, sagte er und lächelte über meine Naivität. »Einfach nur jemand, der nicht das ist, was er zu sein scheint.«
    »Ist das nicht schon der Hochstapler?«
    »Es gibt feine Unterschiede«, sagte Drake und starrte zur Decke, »aber welche, weiß ich leider nicht mehr genau. Ich wurde schließlich erst gestern geboren.«
    »Mein Name ist Florent«, erklärte der neue Barkeeper, der gerade seinen Dienst angetreten hatte. »Kann ich einen Tahiti Tingle für Sie mixen?«
    Ich runzelte die Stirn und drehte mich um. Es war Sprockett! Er hatte sich als Steward verkleidet und trug einen lächerlichfalschen Schnurrbart in seinem Porzellangesicht. Da er mich nicht begrüßte, nahm ich an, dass er inkognito bleiben wollte. Deshalb sagte ich nur, dass ich schon einen Drink hätte, und wandte mich wieder Drake zu.
    »Sind diese Flussreisen immer so?«, fragte ich.
    »Es scheint so. Wie wollen diese Leute Speedy Muffler eigentlich aufhalten?«
    »Sie werden ihm sagen, dass hinter den Grenzen von FemLit und Dogma riesige Armeen bereitstehen, die nur darauf warten, bei ihm einzumarschieren und ihn vor den FiktionGerichtshof zu bringen, wenn er mal hustet.«
    »Und weshalb glauben Sie, dass Speedy Muffler eine Bedrohung darstellt? Meinen Sie nicht, der rasselt bloß mit dem Säbel? Er hat doch nichts zu gewinnen.«
    »Ich kenne Speedy Muffler noch von früher«, sagte einer der Ausländer, der jetzt an die Theke gekommen war. »Aus der guten alten Zeit, lange vor dem Großen Remake   – als es noch keinen Herring und Barksdale gab, ganz zu schweigen von diesem Idioten Jobsworth.«
    »Und was wissen Sie über Speedy Muffler?«
    »Er war nicht immer der Häuptling der Scharfen Romane. Angefangen hat er als kleiner Nebendarsteller in einem Porno, aber größenwahnsinnig war er von Anfang an. Er hat sich schon immer hier

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