Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
Vom Netzwerk:
feststellen, dass es kein Rätsel gibt, das die Zahnradmenschen nicht lösen können, solange man sie regelmäßig aufzieht und ihnen genügend Öl gibt   …
     
    Bradshaws Führer zur BuchWelt
     
    Am Grenzübergang zu den Thrillern standen die Leute Schlange. Unter den Grenzgängern gab es welche, die auf Dauer in eine andere Gattung versetzt worden waren, und andere, die an einem der FigurenAustauschProgramme teilnahmen, die man eingeführt hatte, damit sich keine von den Romanfiguren langweilte und Ärger machte. Es gab ein paar reisende Handwerker, einige Handelsvertreter und ein Dutzend Touristen auf Abenteuerurlaub. »Lassen-Sie-sich-von-Bourne-krankenhausreif-schlagen« hatte gerade »Lassen-Sie-sich-von-James-Bond-ins-Bein-schießen« überholt   – sehr zum Verdruss des Fleming-Lagers.
    Vor zwei Monaten wäre ich noch mit einer lässigen Handbewegung und einem gelangweilten Blick durchgewinkt worden, aber die politischen Spannungen rund um die Scharfen Romane hatten das alles geändert. Die Sicherheitsvorkehrungen waren verschärft worden, und die Grenzbeamten waren äußerst nervös.
    Ich nahm ein Taxi bis zum Zentrum der Gerichtskrimis und ging dann zu Fuß weiter. Bei der
Firma
bog ich auf einen schmalen unkrautüberwucherten Weg ab, bis ich zu einem wackeligen Stegüber einen Graben mit Brackwasser kam. Diese Abkürzung ersparte mir den Umweg durch das Labyrinth der Verschwörungstheorien, wo an jeder Ecke jemand lauerte, der einem in fanatischen Worten und mit einer Fülle falscher Quellenangaben zu beweisen versuchte, dass Präsident Formby von Premierminister Redmond van de Poste umgebracht worden war oder dass Hamlet viel zu attraktiv und intelligent war, um kein Android, Reptil oder Alien zu sein   – am besten natürlich alles zusammen.
    Am Single Gunman Pub bog ich nach rechts ab, kam an einem großen Hangar voller moderner Flugmaschinen mit Hakenkreuzen am Leitwerk vorbei und landete in einem Elendsviertel mit dem erschöpften Bodensatz der Verschwörungstheorien: In diesen schäbigen Wellblechhütten hausten die
Protokolle der Weisen von Zion
, die von Aliens Entführten, die 9   /   1 1-Leugner und ein paar bärtige Leute, die glaubten, Roosevelt habe den Angriff auf Pearl Harbor selbst inszeniert. Ich hatte gehofft, ich würde nicht auffallen, aber das war ein Irrtum. Obwohl ich mich bemühte, jeden Augenkontakt zu vermeiden, stürzte sich ein Verrückter mit wirr nach allen Seiten abstehenden Haaren auf mich und rannte neben mir her.
    »Es gibt keine Zeit«, flüsterte er mit unerschütterlichem Glauben an seine Behauptungen. »Die Zeit existiert nicht, sie ist lediglich eine Erfindung der Schweizer Uhrenindustrie, Banken und Versicherungshaie, die uns Armbanduhren, Rentenfonds und Lebensversicherungen verkaufen wollen.«
    »Wirklich?«, sagte ich, was vermutlich die einzig mögliche Antwort auf alles ist, was man in der Verschwörungsecke so hört.
    »Ganz bestimmt. Und Seehunde sind auch keine Säugetiere, sondern Insekten. Die Wahrheit über diese Viecher ist jahrzehntelang von der BBC und Richard Attenborough unterdrückt und verfälscht worden, weil die uns ein Säugetier-zentrisches Weltbild aufzwingen wollen.«
    »Meinen Sie nicht eher
David
Attenborough?«
    »Sie glauben mir also?«, sagte er und seine Augen wurden so groß, dass ich plötzlich Sorge hatte, ich könnte sein Hirn sehen. »Haben Sie vielleicht Lust, einen Roboter zu steinigen?«
    »Wie bitte?«
    »Einen Roboter steinigen. Einen von diesen künstlichen Menschen aus Blech, die konstruiert worden sind, um auf dem Planeten die Macht zu übernehmen und das Prinzip des Uhrwerks auf der ganzen Welt durchzusetzen.«
    »Eigentlich bin ich gar nicht so scharf darauf, jemanden zu steinigen.«
    »Na schön«, sagte der Mann mit den haarigen Theorien und hob einen Stein auf. »Sie werden es auch noch begreifen.«
    Mit energischen Schritten ging er davon. Tatsächlich hatte er mich so neugierig und auch ein wenig besorgt gemacht, dass ich ihm folgte. Auf dem Neue-Weltordnungs-Platz hatte sich eine empörte Menge versammelt. Sie bestand aus einer kuriosen Mischung von kleinen grauen Außerirdischen, reptilischen Gestaltwandlern, Men in Black, Elvis-Doubletten, verloren gegangenen Kosmonauten und ein paar verstreuten Jimmy-Hoffa-/Lord-Lucan-Hybriden. Sie standen in einem Halbkreis um einen stattlichen Mann in einem schwarzen Gehrock mit gestreiften Hosen und weißen Handschuhen herum. Dass es sich um einen Roboter handelte,

Weitere Kostenlose Bücher