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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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Durchsuchung gefallen lassen. Natürlich fand er alsbald das Kästchen, das mir die Lady von Shalott gegeben hatte.
    »Ach, schau mal da, was kommt ans Licht?   / Sind das Metaphern oder nicht?«
    »Ach, keineswegs, ich muss gestehen,   / ich hab das Zeug noch nie gesehen.«
    Er klappte das Kästchen auf, und seine Augen erstarrten. Metaphern waren es nicht, aber der Inhalt war trotzdem verboten.
    »Das ist schon ganz schön kriminell!   / Den Kofferraum! Jetzt aber schnell!«
    Ich klappte den Deckel hoch, und da lag Sprockett. Der Polizist starrte ihn einen Augenblick sprachlos an.
    »Ein toter Butler im Gepäck?   / Erklären Sie jetzt das mal weg!«
    »Ein Zahnrad-Butler, sei’n Sie heiter!   / Frisch aufgezogen lebt er weiter.«
    Aber der Beamte hatte genug gesehen, und während sein Partner die Taxifahrerin verhörte, die sich weitaus geschickter anstellte als ich, holte er ein großes Formular heraus, um das Anklageprotokoll aufzunehmen.
    »Name?«
    »Thursday Next.«
    Der Beamte starrte mir ins Gesicht, dann auf meine New-Age-Klamotten und schließlich auf Sprockett.
    »Die echte? Wag’ ich kaum zu träumen.   / Wahrscheinlich knutschen Sie mit Bäumen.«
    Jetzt ging ich aufs Ganze. Vielleicht konnte ich den Poesie-Polizisten genauso täuschen wie heute Mittag den Elvis.
    »Sie könn’ mir glauben, ich bin echt,   / und wenn Sie’s nich’ tun, geht’s Ihn’ schlecht.«
    »Kann schon sein, doch säh’ ich gern,   / mal Ihren Jurisfiktion-Stern.«
    Ich griff in die Tasche und zeigte ihm, was ich hatte. Der Beamte warf einen Blick auf den Stern, packte sein Protokoll weg und rief seinem Partner zu, sie würden jetzt fahren. Lächelnd gab er mir die Plakette zurück.
    »War mir eine große Ehre,   / tut mir leid, dass ich Sie störte.«
    Ich schrieb meinen Namen in sein Poesiealbum und stieg verwirrt in mein Taxi zurück. Der Streifenwagen koppelte sich von dem Tanker ab, und wir konnten unseren Flug unbehelligt fortsetzen.
    »Sie sind Thursday Next?«, sagte die Taxifahrerin. »Dann fahre ich Sie natürlich kostenlos, Schätzchen. Nur eine Bitte hätte ich: Wenn Sie das nächste Mal in der wirklichen Welt sind, können Sie dann vielleicht mal feststellen, warum es hundert verschiedene Sorten Seife gibt? Das würde ich zu gerne wissen.«
    »Okay«, murmelte ich leicht beklommen. »Kein Problem.«
    Über den Rest der Reise gab es nicht viel zu sagen, außer dass ich die ganze Zeit auf den Jurisfiktion-Stern starrte, der mir gleich zweimal an diesem Tag aus der Patsche geholfen hatte. Es war nämlich gar nicht mein Stern. Es war Thursdays Stern. Der echte. Irgendjemand musste ihn mir heute Morgen in die Tasche gesteckt haben. Und je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass ich ganz gegen meinen Willen in etwas verwickelt worden war, dessen Ausmaß ich nicht überschaute.

9.
Zu Hause
    Es hat immer Gerüchte gegeben, dass es in den undurchdringlichen Wäldern des Nordens mit ihrer dichten Vegetation noch unentdeckte Erzählweisen und Genres gibt. Gelegentlich werden solche primitiven, anarchischen und gänzlich ungezähmten künstlerischen Formen entdeckt und in die bekannte BuchWelt eingeführt. Dort gelten sie eine Zeitlang als frisch und aufregend, aber früher oder später werden sie den erzählerischen Konventionen angepasst, nachgeahmt und bald so oft eingesetzt, dass sie den Leuten langweilig werden und schließlich passé sind. Die Naturschützer kämpfen verzweifelt darum, dass diese unerforschten Reservate vor jeglichem Zugriff geschützt werden, damit die BuchWelt nicht allzu einheitlich wird, aber ihre Vorstellungen finden nur selten Gehör   …
     
    Bradshaws Führer zur BuchWelt,
3.   Aufl.
     
    »Ich hatte einen sehr merkwürdigen Traum«, sagte Sprockett, als ich ihn wieder aufgezogen hatte. »Ich war eine Full-Hunter-Repetieruhr ohne Geläut, und dann war da noch diese Grammofondame, eins von diesen Aufziehgeräten, sie war leicht überdreht und spielte ständig den ›Temptation Rag‹. Außerdem war da noch dieses Äffchen mit den Tschinellen, und ich   …«
    Sein Redefluss brach plötzlich ab.
    »Entschuldigen Sie, Ma’am. Meine Protokollschaltung gerät manchmal etwas durcheinander, wenn ich deaktiviert bin. Ich hoffe, mein Geschwätz hat Sie nicht gestört?«
    »Nein, keineswegs. Eigentlich wusste ich gar nicht, dass Maschinen auch träumen können.«
    »Ich träume oft«, sagte der Butler nachdenklich. »Meistens davon, dass ich ein Toaster

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