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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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Auftrag steckte. »Die Kerle haben mir die Untersuchung bloß deshalb übertragen, weil sie dachten, ich würde nichts finden.«
    Sprocketts Augenbraue zeigte auf: »Bingo!«
    »Ja, daran habe ich auch schon gedacht, Ma’am. Es beunruhigt mich schon eine ganze Weile, dass man Ihnen angesichts Ihrer notorischen Unfähigkeit diesen Auftrag anvertraut hat.«
    Sofort fiel mir Acherons Bemerkung darüber ein, dass Carmine viel talentierter als ich sei.
    »Vielen Dank für dieses reizende Kompliment«, sagte ich. »Darauf habe ich den ganzen Tag schon gewartet.«
    Seine Augenbraue wanderte von »Bingo!« auf »Oh, tut mir leid«.
    »Das sind einfach nur die Tatsachen, wie ich sie sehe.«
    Ich überlegte. Ein Teil von mir   – der ganz der Thursday-Rolle gehörte   – war über das Verbrechen empört. Der andere war etwas vorsichtiger. Es gab Kräfte in der BuchWelt, mit denen man sich besser nicht anlegte, und jeder, der bereit war, ein ganzes Buch zu vernichten, würde keine Sekunde zögern, auch mich zu liquidieren, wenn er das für notwendig hielt. Es gab nur sehr, sehr wenige Figuren, die nicht ersetzt werden konnten.
    »Haben Sie irgendjemandem von dieser Geschichte erzählt?«, fragte ich, und Sprockett schüttelte den Kopf.
    »Dann sollten Sie es auch dabei belassen«, sagte ich. »Ich glaube, alles, was wir gefunden haben, ist genau das, was zu finden Red Herring von mir erwartet hat: ein unvorhersehbares, unwiederholbares Ereignis.«
    »Wenn mich jemand nach meiner Meinung fragen würde«, sagte Sprockett ungewöhnlich energisch, »dann würde ich wissen wollen, wer Mr Herring beauftragt hat, Sie mit dieser Untersuchung zu beauftragen.«
    Ich starrte ihn sprachlos an. Die Antwort auf diese Frage hätte ich auch gern gehabt. Aber ich wusste nicht, wie ich sie hätte stellen sollen, ohne alsbald im Kofferraum eines Autos zu landen   – auf dem Weg zu der Müllkippe in New Jersey, wo die Krimis traditionell ihre Leichen abluden.
    »Die wollen doch gar keinen Bericht«, sagte ich. »Die wollen, dass alle wegschauen und so tun, als ob nichts gewesen wäre. Es gab offenbar gute Gründe, warum ich mit diesem Fall betraut worden bin, und ich werde meinen guten Ruf als schlechte Ermittlerin jetzt nicht dadurch gefährden, dass ich plötzlich etwas herausfinde, was niemand wissen will.«
    Das war nicht gerade überzeugend, und Sprockett und ich wussten es beide. Ich zog ein Blatt Papier aus einer Schublade.
    »Darf ich offen sprechen?«, fragte mein Butler.
    Ich holte tief Luft. »Eigentlich will ich gar nicht wissen, was Sie zu sagen haben, aber ich muss wohl.«
    »Was Sie gerade vorgeschlagen haben, ist nicht das, was Thursday getan hätte.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Aber Thursday ist auch ganz anders vorbereitet auf solche Sachen. Es hat ihr
Spaß
gemacht, sich um so etwas zu kümmern. Aber eine Frau wie ich muss ihre Grenzen kennen. Wenn Herring gewollt hätte, dass bei der Untersuchung etwas herauskommt, hätte er jemand anderes beauftragt. Vielleicht ist es besser so. Wahrscheinlich greift hier tatsächlich ein Rädchen ins andere. Manche Dinge sollte man lieber nicht anrühren. Verbrechen sind Sache der Behörden, nicht wahr?«
    »Das ist eine konventionelle und sichere Betrachtungsweise, Ma’am.«
    »Genau«, sagte ich. »Konventionell und sicher. Außerdem muss ich mich um unsere Serie kümmern und Thursdays Würde bewahren. Ich weiß schon, was passiert, wenn mir etwas zustößt: Carmine übernimmt dann die Serie, und ich glaube nicht, dass sie moralisch dazu in der Lage ist. Ihre Schwäche für Kobolde, Bindestriche und Schnapszeichen lässt mich doch sehr daran zweifeln.«
    Ich sah Sprockett nicht an, als ich das sagte, sondern schob dieGegenstände auf meinem Schreibtisch herum. Mir war plötzlich sehr heiß und etwas flau im Magen.
    »Wie Madam wünschen.«
    Sprockett verbeugte sich und zog sich zurück. Die nächste Stunde brachte ich damit zu, für Herring einen Bericht zu schreiben. Es war nicht einfach. Mehr als vierzig Worte wollten mir einfach nicht einfallen, auch wenn ich mich noch so sehr anstrengte. Einmal gelang es mir, hundert Worte zusammenzubringen, aber nachdem ich den Hinweis auf den Epizeuxis-Wurm und die ausgekratzten ISBNs gestrichen hatte, blieben wieder nur siebenunddreißig übrig. Ich beschloss, Whitby nach seiner hypothetischen Meinung zu fragen und den Bericht nach dem Mittagessen zu schreiben.
    Dann rief ich noch einmal bei Jurisfiktion an und fragte, ob Thursday jetzt zu

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