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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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haarsträubende Abenteuerbestehen mussten, die so gefährlich waren, dass man sich fragte, wie auch nur ein Einziger sie überlebte. Ich war dort ein paar Mal gewesen, als ich von der echten Thursday trainiert werden sollte, aber seit ich die Prüfung nicht bestanden hatte, war ich nicht mehr da drin gewesen. Ich verlangsamte meine Schritte, als wir an der offenen Tür vorbeikamen, denn im Inneren konnte ich die Elite der Jurisfiktion-Agenten reden und lachen hören. Ich erkannte Emperor Zhark und einen riesigen Igel, das war natürlich Mrs Tiggy-Winkle. Auch die Herzkönigin war dabei und noch ein paar andere.
    Der Frosch-Lakai hüstelte missbilligend, und wir wollten schon weitergehen, als ein kurz gewachsener Mann mittleren Alters heraustrat. Er war wie ein Großwildjäger gekleidet: Tropenhelm, Safarianzug, Revolvergürtel und braune Reitstiefel. Sein Name war Commander Bradshaw, und wenn Thursday tatsächlich verschwunden war, musste man ihn wohl als drittwichtigste Person in der BuchWelt betrachten, gleich nach Senator Jobsworth und Red Herring. Seine souveräne Leitung hatte dafür gesorgt, dass Jurisfiktion nun seit Menschengedenken die schlagkräftigste Organisation in der BuchWelt war. Seine Heldentaten sorgten dafür, dass er praktisch immer in den Schlagzeilen war, sein immer wieder neu aufgelegter
Führer zur BuchWelt
war das absolute Standardwerk, sowohl vor als auch nach dem Großen Remake.
    Er war ins Gespräch mit einem jungen Agenten verwickelt. Ich fühlte mich etwas deplatziert und beschleunigte meine Schritte, aber er hatte mich schon bemerkt. Ohne zu zögern packte er mich am Arm und schob mich in eine Nische.
    »Thursday«, zischte er aufgeregt. »Wo um Himmels willen sind Sie gewesen? Und warum tragen Sie diese verrückten Klamotten?«
    »Ich bin nicht Thursday, Sir. Ich kümmere mich nur um ihre Serie. Ich bin A8   V-67987-FP.«
    Er runzelte die Stirn, dann starrte er mich einen Augenblick an. »Soll das heißen, Sie sind die
geschriebene
Thursday?«
    Ich nickte, und er fing laut an zu lachen.
    »Na, so was!«, sagte er. »Da haben Sie mich ja schön reingelegt. Ich dachte   – äh   – ich dachte, sie kommt jeden Moment«, sagte er und schaute demonstrativ auf die Uhr. »Wahrscheinlich hat sie sich ein bisschen verspätet.«
    Seine Erklärung klang alles andere als überzeugend. Thursday war offensichtlich viel verschwundener, als er mich wissen lassen wollte. Wir kehrten zu der Stelle zurück, wo sein Begleiter auf ihn wartete, der den Frosch-Lakaien beharrlich ignorierte, was dieser mit stiller Würde ertrug.
    »Ich hatte völlig vergessen, wie ähnlich Sie ihr sehen«, sagte Bradshaw. »Geht’s Ihnen gut?«
    »Ja, danke, Sir«, murmelte ich verlegen. »Sie werden sicher auch viel gelesen?«
    Es war ein dummer Schnitzer; rassistische Verherrlichungen des Imperialismus wie Bradshaws Abenteuerbücher wurden schon seit einem halben Jahrhundert nicht mehr gelesen. Aber er war nicht beleidigt.
    »Nein, schon lange nicht mehr«, sagte er. »Und das ist auch gut so.«
    Er lachte und starrte mich nachdenklich an. Dann sagte er zu seinem Begleiter: »Kennen Sie die andere Thursday, die richtige?«
    »Klar«, sagte der junge Mann. »Eine verdammt gute Agentin.«
    »Sehen sich ziemlich ähnlich, oder? Wenn man von den Kleidern mal absieht, natürlich.«
    »Wie zwei Erbsen aus derselben Schote.«
    Bradshaw dachte einen Augenblick nach. »Ist Thursday in letzter Zeit mal bei Ihnen unten gewesen?«, fragte er mit vorgetäuschter Nonchalance.
    »Nicht mehr seit dem Großen Remake«, sagte ich. »Darf ich eine Frage stellen, Sir?«
    »Natürlich.«
    »Muss ich davon ausgehen, dass Thursday   …
vermisst
wird?«
    »Sie ist gegenwärtig auf Urlaub in der RealWelt«, sagte er abweisend. »Erholt sich ein bisschen bei ihrer Familie, ehe am Freitag die Friedensverhandlungen losgehen.«
    »Sind Sie sicher? Ich habe gesehen   …«
    Ich konnte gerade noch rechtzeitig stoppen. Wenn bekannt wurde, dass ich heimlich in der RealWelt herumspionierte, würde ich eine Menge Ärger kriegen   – und die Lady von Shalott noch mehr, weil sie es erlaubte.
    »Was haben Sie gesehen?«, fragte Bradshaw.
    »Nichts. Ich muss es   … geträumt haben. Es tut mir leid, Ihre Zeit verschwendet zu haben, Sir.«
    Er musterte mich lange. Offenbar versuchte er zu erraten, was und wie viel ich wusste. Schließlich sagte er: »Sie sorgen dafür, dass in der Thursday-Serie alles anständig bleibt, ja?«
    »Selbstverständlich,

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