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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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Sir, auch wenn das manchmal Leser kostet.«
    »Gelesen werden ist nicht alles. Manche der Besten werden fast gar nicht gelesen. Hören Sie mal«, sagte er und sah mich mit seinen klugen blauen Augen aufmerksam an, »könnten Sie mir vielleicht einen Gefallen tun?«
    »Natürlich.«
    Leider konnte er seinen Wunsch nicht mehr äußern, denn in diesem Augenblick betrat ein Mann in einer weißen Senatoren-Toga die Eingangshalle von Norland Park und kam direkt auf uns zu.
    »Ach du Scheiße«, murmelte Bradshaw. »Genau das, worauf wir gewartet haben: Senator Jobsworth!«
    Wenn der Senator persönlich nach Norland Park kam, musste das einen wichtigen Grund haben   – wahrscheinlich hatte es mit den Friedensgesprächen im Norden zu tun.
    Eine Sekunde lang dachte ich daran, aufs rechte Knie zu sinken und den Blick abzuwenden, wie es der Frosch-Lakai getan hatte, aber dann verzichtete ich doch darauf. Das war sicher der Thursday-Teil meiner Persönlichkeit.
    Jobsworth war nicht allein. Abgesehen von der üblichen Phalanx von Aktentaschenträgern, Personenschützern und Mitläufern war er von seinem Assistenten Barnes, von Oberst Barksdale, dem Antikriegsminister und Commander Herring begleitet,der in einem Bericht blätterte und mich noch nicht gesehen hatte.
    »Morgen, Bradshaw«, sagte Jobsworth.
    Bradshaw erwiderte den Gruß und wünschte auch Herring und Barksdale einen guten Morgen. Barnes war zu unbedeutend, um gegrüßt zu werden. Ganz zu schweigen von den anderen Begleitern Jobsworths. Der Senator wollte gerade das Wort an ihn richten, als er mich plötzlich entdeckte. Erstaunt riss er die Augen auf.
    »Großer Panjandrum!«, sagte er. »Thursday?«
    Bradshaw sah erst mich, dann den Senator an. Ich wollte den Mund aufmachen, aber Bradshaw hielt seine Hand hoch. In solcher Gesellschaft durfte man nur dann etwas sagen, wenn man gefragt wurde. Die Etikette der BuchWelt ähnelte den Regeln der Grammatik. Sie war von byzantinischer Strenge und wurde von prügelnden, linealbewaffneten Bibliotheksangestellten mit schmerzlicher Präzision durchgesetzt.
    »Nein, Senator, das ist die
geschriebene
Thursday.«
    »Wirklich? Sie sieht der echten aber sehr ähnlich.«
    »Wenn sie die echte wäre, müsste sie ja nicht von diesem, diesem   … wie ist Ihr Name?   … begleitet werden.«
    Der Frosch-Lakai erschrak, als er merkte, dass Bradshaw mit ihm sprach. »Wesley«, sagte er leise.
    »Genau«, sagte Bradshaw. »Die echte Thursday würde doch nicht mit diesem Froschmann herumlaufen. Sie würde in ihrem Büro sitzen und über die Friedensgespräche und die Metaphernkrise nachdenken.«
    »Ich kann bestätigen, dass sie die geschriebene ist«, sagte Red Herring, der gerade erst aufgeschaut hatte. »Sind Sie in einer JVU D-Angelegenheit hier, Next?«
    »Ja, Sir.«
    »Sie können Ihre Ergebnisse direkt zu Lockheed bringen.«
    Es schien ein guter Augenblick, um zu gehen. Also wippte ich höflich und drehte mich um.
    »Moment mal«, sagte Jobsworth. »Wenn sie bloß die Kopie ist   – warum haben Sie dann mit ihr geredet?«
    Einen flüchtigen Moment lang sah Bradshaw verlegen aus. »Ich habe sie gefragt, ob   … sie Lorina Peabody bitten könnte, sich für die Jurisfiktion-Abteilung der Sprechenden Tiere zu bewerben.«
    »Wer zum Teufel ist Lorina Peabody?«
    »Sie ist ein Dodo«, sagte ich.
    Jobsworth starrte Bradshaw misstrauisch an. »Stellen Sie uns vor«, sagte er nach einer Pause.
    »Sehr wohl«, sagte Bradshaw und seufzte. »Chefsenator Giles Jobsworth, Oberhaupt der Fiktion und Botschafter zum Großen Panjandrum   – die geschriebene Thursday Next.«
    »Guten Tag«, sagte Jobsworth, schüttelte meine Hand und lächelte mich mit dem Blick eines Mannes an, der überlegt, wie er einen am besten ausnutzen kann.
    »Ich bin geehrt, Herr Senator, Sir«, sagte ich pflichtschuldigst.
    Jobsworth war zwischen sechzig und fünfundsechzig. Er hatte graue Schläfen und vermittelte den Eindruck, dass er schwer an seiner Verantwortung trug. Er machte einen Schritt vorwärts und schob seinen rechten Zeigefinger unter mein Kinn. Ich hätte vielleicht von seiner allmächtigen Gegenwart beeindruckt sein sollen, aber er widerte mich eigentlich an. Ich hatte auch genug Gründe, sauer auf ihn zu sein. Als er noch einfacher Senator war, hatte er verhindert, dass Landen in meine Serie kam. Der Autor »habe gewollt«, dass ich Landen nicht haben dürfte. Aber das nutzte mir, ehrlich gesagt, überhaupt nichts.
    »Sieht genau aus wie Thursday«,

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