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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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»Kursiv-Kanzlei« und den »Gemischten Kieselsteinen« vorbei zu einer Tür mit der Aufschrift »Archiv«. Der Frosch-Lakai sagte, dass er auf mich warten würde, und ich trat ein.
     
    Der Raum war schäbig und klein. Trotzdem wartete ein halbes Dutzend Leute darauf, bedient zu werden, und ich setzte mich erst einmal auf einen Stuhl.
    »Ich bin Thursday Next«, sagte ich zu einem trübsinnigen Individuum neben mir, das die Zeitung las, während ihm eine Kröte aus dem Schädel herauswuchs. Die glatte rosa Haut seiner Glatze setzte sich unvorteilhaft vom knubbeligen Braun-Grün der Kröte ab. »Aber nur die Kopie«, fügte ich eilig hinzu, ehe mich der Mann danach fragte.
    Aber er starrte bloß weiter in seine Zeitung und ignorierte mich völlig.
    Die Kröte war deutlich höflicher. »Ach«, sagte sie. »Eine gute Kopie?«
    »Ich komme zurecht.«
    »Humpf«, sagte die Kröte. Dann fragte sie: »Sehe ich eigentlich blöd aus, mit diesem Menschen, der mir aus dem Arsch wächst?«
    »Aber nein«, sagte ich höflich. »Er steht Ihnen gut, finde ich.«
    »Ach, wirklich?«, sagte die Kröte und lächelte glücklich.
    »Mit wem reden Sie eigentlich?«, fragte der Mann und hob seinen Blick von der Zeitung.
    »Mit der Kröte.«
    Der Mann sah sich um. »Welche Kröte?«
    »Was hat der Mann gesagt?«, fragte die Kröte.
    »Ihre Bücher gefallen mir«, sagte die Frau auf der anderen Seite. »Kommen bald noch mehr?«
    »Mehr als fünf wird’s nicht geben«, sagte ich, erleichtert, dass ich von der Mann-Kröte wegkam. »Weshalb wollen Sie Captain Fantastic sprechen?«
    »Ich bin die Leiterin des MetaphernZuteilungsKomitees«, erklärte sie. »Wir werden gerade privatisiert und sind dabei, eine neue MetaphernKreditHandelsplattform einzuführen, die es den Büchern, die einen Metaphernüberschuss erzielt haben, erlaubt, einen Teil ihrer Metaphern in andere Stilfiguren und Erzähltechniken umzutauschen. Natürlich bedürfen solche komplexen Handelssysteme einer sorgfältigen Überwachung. Wenn es um hypothetische Optionen oder gehebelte Analogien geht, kann man gar nicht genug aufpassen. Ich erinnere bloß mal an die Blase bei den Hyperbeln und beim Happy End. Als die geplatzt sind, haben einige fast mit einem Schlag alle Leser verloren. Zurzeit beobachten wir mit größter Sorge den Kursanstieg bei den Litotes. Wenn da der Markt zusammenbricht   …« Sie wiegte bedenklich den Kopf.
    »Tja, das wäre echt schlimm«, sagte ich, obwohl ich kein Wort verstanden hatte. »Und was kann Captain Fantastic dabei für Sie tun?«
    Meine Gesprächspartnerin zuckte die Achseln. »Ich wollte ihm die Idee einfach mal vortragen. Es könnte ja sein, dass es einen Präzedenzfall für unsere besicherten Metaphernobligationen gibt. Aber im Zweifelsfall machen wir’s trotzdem   – nur so aus Jux. Wiesagen die Bankleute:
No risk, no fun.
Entschuldigen Sie mich, ich glaube, ich bin jetzt dran.«
    Während wir uns unterhalten hatten, waren die Anfragen der anderen Besucher mit Lichtgeschwindigkeit erledigt worden. Das war nicht weiter erstaunlich, denn das Archiv funktionierte ganz ohne Akten, magnetische Speicherung, Halbleiter oder auch nur das verlinkte Superhirn eines Außerirdischen. Es bestand einfach aus einem Elefanten mit einem außergewöhnlich großen Gedächtnis. Er war hocheffizient und brauchte lediglich Heu, Erdnüsse und gelegentlich ein Rosinenbrötchen, um bestens zu funktionieren.
    Als ich dran war, betrat ich sein Büro mit einiger Nervosität.
    »Hallo«, trompetete der Elefant mit leicht verstopftem Rüssel. Er trug einen dreiteiligen Nadelstreifenanzug, der insofern etwas ungewöhnlich wirkte, als die Streifen horizontal waren. Außerdem trug er in seiner Westentasche eine Uhr, die so groß wie eine kupferne Bratpfanne war.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin beim JurisfiktionVerkehrsUnfallDienst«, sagte ich und hielt meinen Stern hoch. Dann hielt ich inne, denn plötzlich hatte ich einen Gedanken. Dabei ging es weder um Elefanten noch um eine Kröte, der ein Mann aus dem   … Rücken wuchs, und auch nicht um den volatilen Metaphernmarkt. Mir fiel plötzlich ein, dass ich
lügen
könnte. Dass ich
tricksen
könnte. Es war natürlich unrecht, aber trotzdem irgendwie
richtig,
denn inzwischen hatte ich herausgefunden, wo das bleierne Gefühl herkam. Es war ein Mangel an gutem Gewissen. Und dieser Mangel musste schleunigst behoben werden.
    »Wir untersuchen ein Buch, das über den Flieger-Romanen abgestürzt ist«, sagte

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