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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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verheiratet zu sein war noch nie langweilig.«
    Ich dachte immer noch darüber nach, ob es vielleicht ganz reizvoll sein könnte, synthetisch oder verrückt zu sein, als Thursdays Mutter zur Tür hereinfegte.
    »Thursday!«, rief sie. »Du böses Mädchen! Wo bist du gewesen?«
    Thursdays reale Mutter war ganz anders als die geschriebene. Vor allem war sie viel älter, mindestens siebzig, würde ich sagen   – aber ihren jugendlichen Schwung hatte sie offenbar nicht verloren. Sie war ein bisschen grauhaarig, ein bisschen gebückt und ein bisschen komisch.
    »Bist du für lange da?«, fragte sie.
    »Nur bis Mitternacht«, stotterte ich.
    »Schade!«, sagte sie und wandte sich dann an Landen. »Ist das eine von den synthetischen?«
    »Wir rätseln noch.«
    Mrs Next trat ganz nahe an mich heran und musterte mich durch ihre Brille, als ob sie einen hartnäckigen Fleck in einem hellen Teppich vor sich hätte.
    »Sieht sehr lebensecht aus. Hat sie alle Narben?«
    Landen nickte.
    »Ich weiß, wie ich’s rauskriege«, sagte sie und schnitt mir eine Scheibe Battenberg ab. »Hier«, sagte sie. »Dein Lieblingskuchen, extra für dich.«
    Ich nahm einen großen Bissen, obwohl der Kuchen nicht nur schrecklich süß, sondern auch noch mit einer scheußlichen Paste gefüllt war, lächelte höflich und versuchte, ihn so schnell wie möglich herunterzuwürgen.
    »Sehr gut«, presste ich mühsam heraus.
    »Hm«, sagte Mrs Next. »Das klingt überhaupt nicht nach meiner Tochter. Thursday hasst Marzipan.«
    »Ach,
das
ist Marzipan?«, sagte ich und rannte zur Spüle, um das süße Zeug auszuspucken. Ich wusste, dass ich es nicht mochte, ich wusste nur nicht, was es war. Ich hatte gedacht, »Marzipan« wäre eine Boyband.
    »Hm«, sagte meine Mutter. »So kommen wir nicht weiter. Dass sie kein Marzipan mag, passt zu Thursday, aber so zu tun, als ob sie es mag, um meine Gefühle zu schonen, passt gar nicht zu ihr.«
    »Trickreich«, bestätigte Landen.
    Sie betrachteten mich lange und überlegten, was man noch tun könnte, um mich auf die Probe zu stellen. Nichts, was ich sagte, würde etwas beweisen. Das Einzige, was sie überzeugen würde, war mein Verschwinden um Mitternacht. Und das nutzte nicht viel, denn wenn ich nicht mehr da war, konnte ich ihnen auch keine Fragen stellen. Es war so ähnlich, als würde man Falschgeld testen, indem man es verbrannte oder anderweitig zerstörte.
    Es klingelte an der Tür.
    »Das ist bestimmt die Vorhut von deinem Fanclub«, sagte Landen und machte sich auf den Weg, um zu öffnen.
    »Also«, sagte Mrs Next, »verrückt, fiktional oder synthetisch. Was ist dir am liebsten?«
    »Ich glaube, ich wäre am liebsten verrückt«, sagte ich traurig.
    »Wäre mir auch am liebsten. Aber den Terror, der losgeht, wenn sie wieder da ist, möchte ich auch nicht erleben. Präsident van de Poste kann seinen Anti-Gotteszorn-Schutzschild nicht ohne dich und deine Geheimpläne bauen, als Kronzeugin im Stilton-Käseschmuggelprozess brauchst du Personenschutz rund um die Uhr. Und von den kleinen Schweinereien, die Goliath für dich bereithält, will ich gar nicht erst reden.«
    »Sie hat sich eine Menge Feinde gemacht, was?«
    »Nur ein paar Tausend. Wenn man die kriminelle Bruderschaft aufstört, muss man damit rechnen, dass einem eine Menge Rachsucht entgegenschlägt. Entschuldigt mich bitte! Ich muss mal aufs Örtchen. Das gute alte Entwässerungssystem muss wieder ans Hauptnetz angeschlossen werden, wenn ich so sagen darf.«
    Damit wackelte sie Richtung Gästeklo.
    Ich saß da und wusste nicht recht, was ich jetzt tun sollte. Ich rief noch einmal nach Square, erhielt aber keine Antwort. Dann hörte ich ein Geräusch. Ich schaute auf und sah, dass die Tür des Besenschranks offen stand. Durch einen schmalen Spalt sahen mich zwei helle Augen an. Die Tür öffnete sich noch ein Stück weiter, und ein kleines Mädchen von etwa acht Jahren kam aus dem Schrank. Sie war ganz ähnlich wie die Gespenster, die ich draußen gesehen hatte, das heißt relativ durchsichtig. Die Flasche mit Scheuermilch hinter ihr auf dem Regal konnte ich jedenfalls gut sehen.
    »Du bist wirklich die Letzte, die ich jetzt sehen will«, sagte ich mit sinkendem Herzen.
    »So etwas zu sagen, ist aber nicht sehr nett«, sagte das Mädchen.
    »Lass mich raten«, sagte ich. »Du bist der Gedächtniswurm.«
    »Ich ziehe es vor, wenn man mich Jenny nennt«, sagte sie indigniert. »Und wer bist du?«
    »Wenn ich dich sehen kann, bin ich wahrscheinlich

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