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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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die echte Thursday, allerdings etwas meschugge. Nun ja, auf diese Weise brauche ich mir wenigstens keine Gedanken über Carmine und den Kobold mehr zu machen.«
    »Du bist nicht verrückt«, sagte Jenny, »und du bist auch nicht Thursday.«
    »Ich könnte dich ja erfunden haben«, sagte ich. »Und zu leugnen, dass es dich gibt, könnte auch nur ein Trick sein.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sich so etwas einzubilden wie mich, erfordert erhebliche Fähigkeiten. So gut bist du nicht.«
    »Vielen Dank. Das hat mir gerade noch gefehlt: von einer Wahnvorstellung beleidigt zu werden.«
    »Ich heiße Jenny.«
    »Na schön, also Jenny. Wie kommt es, dass ich dich sehen kann?«
    »Du siehst ja nicht nur mich, oder?«
    »Nein«, gab ich zu. »Es gibt noch eine Menge andere.«
    »Dann weißt du ja, was ich meine. Was glaubt denn Landen, wer du bist?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich glaube, er denkt, ich wäre die echte, aber leider meschuggene Thursday.«
    »Tu ihm nicht weh«, sagte Jenny. »Das wäre Thursday nicht recht.«
    »Thursday ist womöglich längst tot.«
    »Ist sie nicht. Das weiß ich genau.«
    »Und woher?«
    Aber in diesem Augenblick kam Landen von der Haustür zurück, und Jenny verschwand wieder im Besenschrank.
    »Das war deine alte Freundin Lydia Startright von TNN, sie wollte ein Exklusivinterview, ehe die anderen Fernsehleute mit ihren großen Aufnahmewagen hier auftauchen. Ich hab ihr gesagt, du wärst nicht da, und ich wüsste nicht, wo du bist.«
    »Hat sie das geglaubt?«
    »Natürlich nicht   – sie ist ja eine gute Reporterin.«
    Wir saßen einen Augenblick betreten am Tisch. Ich hatte nicht die Absicht, ihm zu sagen, dass ich Jenny gesehen hatte. Aber die Saat des Zweifels war ausgesät: Vielleicht war ich ja wirklich die echte Thursday? Ich hatte zwar keine große Lust, unter Wahnvorstellungen zu leiden, aber dauerhaft mit dem Mann, den ich liebte, zusammen zu sein, hätte mich dafür mehr als entschädigt.
    »Stell mir doch ein paar Fragen«, sagte ich schließlich. »Ich muss mich überzeugen, ob ich die echte bin oder nicht.«
    »Wie lautet mein zweiter Vorname?«, fragte er.
    »Äh   … Whitby?«
    »Nee, wirklich nicht. Wann sind wir das erste Mal zusammen ausgegangen?«
    »Das war dieses Ding mit Richard III. im Alhambra, nicht wahr?«
    »Nein, das war später. Wo hab ich mein Bein verloren?«
    »Du hast ein Bein verloren?«
    Mrs Next kam zurück in die Küche. »Ihr habt mir nie erzählt, dass ihr euer Klo habt vergolden lassen!«
    Landen runzelte die Stirn. »Ein vergoldetes Klo? Wir haben kein vergoldetes Klo.«
    »Ach, herrje«, sagte Mrs Next. »Dann habe ich wohl gerade in deine Tuba gepinkelt.« Sie murmelte noch etwas über die »unverschämten Preise für Dodofutter« und rannte hastig hinaus, ohne sich zu verabschieden.
    »Schusselig wie eine Scheuerbürste«, sagte Landen, »und ein klein bisschen unappetitlich.«
    »Plock.«
    Ich drehte mich um. Ein Dodo stand in der Tür. Er war kein bisschen so wie Pickwick/Lorina zu Hause. Die reale Pickwick war
alt
. Ihr Schnabel war schuppig und abgewetzt, sie hatte keine Federn mehr und ihr linker Fuß zitterte. Wegen der fehlenden Federn trug sie eine eng anliegende warme Fleecejacke. Sie starrte mich neugierig an.
    »Pickwick?«
    »Plock«, sagte der Dodo und legte den Kopf auf die Seite. Dann kam sie ungeschickt näher und musterte mich noch einmal genauer.
    »Plock, plock«, sagte sie und rieb ihren Schnabel zutraulich an meiner Hose, ehe sie zu ihrem Wassernapf watschelte.
    »Pickwick hält dich für echt.«
    »Pickwick hat ein Gehirn, so groß wie eine
petit-pois -Erbse

    »Das ist wahr.«
    Wieder klingelte es. »Das ist jetzt bestimmt das Aufnahme-Team vom Toad News Network.«
    Sobald er gegangen war, öffnete sich die Tür des Besenschranks wieder. »Ist er weg?«, fragte Jenny.
    Ich nickte.
    »Gut, dann gehen wir jetzt mal. Ich werde dir zeigen, warum ich überzeugt bin, dass Thursday nicht tot ist. Komm mit!«

22.
Jenny
    Wo man essen kann #15: Die Bar Humbug, Christmas Carol Nr.   68.   Sehr billige, kärgliche Speisen, die in einer authentischen Elendsatmosphäre à la Dickens serviert werden. Das Personal besteht ausschließlich aus Waisenkindern, und die Portionen sind grundsätzlich winzig. Gäste mit albernen Namen sind besonders willkommen, und solche mit altmodischen Berufsbezeichnungen (wie z.   B.   Büttel und Küster, Abdecker und Zeugschmiede) können kostenlos speisen.
     
    Bradshaws Führer zur BuchWelt,
5.

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