Wo Ja Nein bedeutet
die Augenbrauen hoch.
In Süditalien und Sardinien schlägt man mit der Hand an das Kinn.
In Japan deutet sich ein „Nein“ an, wenn jemand die Luft zwischen den Zähnen einzieht. Sozusagen also regelrecht zischt. Und eine in den Nacken gelegte Hand sagt dasselbe aus. Falls ein Japaner jemandem überhaupt einmal deutlich ein Nein bedeuten will, wedelt er sich mit der Hand vor dem Gesicht herum – so ähnlich wie ein Scheibenwischer.
In Indien ist ein Nein lediglich ein kurzes Kopfzucken – und wenn Sie Glück haben, wird dazu noch eine abfällige Handbewegung gemacht. Dann wissen Sie wenigstens Bescheid. In allen anderen Fällen müssten Sie raten.
Kommt Ihnen das etwa alles zu kompliziert vor? Keine Sorge! Es gibt ja auch die Möglichkeit, nicht mit Gesten, sondern mit Worten Ja oder Nein zu sagen. Allerdings: Es gibt jedoch durchaus Länder, wo nicht mal das klappt, in denen selbst ein ausgesprochenes Ja keines ist. Auch da müssen Sie gar nicht in die Ferne schweifen.
Alles klar in Schweden? Oh nein!
In Schweden fragen Sie besser niemals ausdrücklich nach der Meinung: Der Schwede ist nämlich mehr als zurückhaltend. Vielleicht liegt es daran, dass man hier in den unendlichen Weiten der schwedischen Wälder gar zu selten auf andere Leute trifft, und deshalb dann vermeiden möchte, die allzu schnell vor den Kopf zu stoßen. Jedenfalls: Man gilt hier schnell als Wichtigtuer, wenn man die eigene Meinung klar und deutlich kundtut. Stellen Sie also Fragen lieber indirekt – damit erlauben Sie Ihrem schwedischen Gegenüber, ebenso indirekt und eben nicht mit der dezidiert eigenen Meinung zu antworten.
Logo, dass man im Land der Elche und Möbelhäuser höchst ungern ein klares Nein von sich gibt. Man umschreibt das lieber. Etwa mit Ausdrücken wie „das wird schwierig“ (schwedisch: „det blir svärt!“) oder „ja, da muss ich erst mal nachfragen“. Wenn Sie auf jede Frage eine solche Antwort bekommen, ist selbst bei Ikea die Sache klar: Nichts geht! Schweden wissen das. Und Sie jetzt auch.
Nicht mal ein klares und freudiges Ja wird man in Schweden hören. Man sagt lieber „jag tror det“ („ich glaube das“). Der Grund: Kein Schwede will irgendwie besserwisserisch oder allzu selbstbewusst erscheinen und auftreten. Das wäre nämlich ein Stilbruch und ist im gesellschaftlichen Leben ein absolutes Tabu. Schweden stellen niemals sich selbst in den Vordergrund, sondern immer die Gruppe, das Team. Sie nehmen sich nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch im privaten Leben zurück, und eine klare Ansage wie „Ja“ oder „Nein“ könnte ja den anderen die eigene Meinung aufzwingen. Dazu kommt natürlich auch noch der angenehme Nebeneffekt: Wer immer nur „ich glaube das“ oder „das wird schwierig“ sagt, entzieht sich locker jeder späteren Kritik, wenn etwas tatsächlich schiefgeht oder nicht so eintritt, wie man es erwartet. Gar nicht so dumm, diese Methode! Leider kommen Sie damit nur in Schweden durch (okay, möglicherweise auch in Japan und anderen asiatischen Ländern). Nicht aber im Alltagsleben in Deutschland und Mitteleuropa!
Warum Japaner immer Ja sagen
In vielen asiatischen Ländern ist das genauso wie in Schweden. Man möchte einem anderen, und noch dazu einem Gast, einem Ausländer, nicht einfach ein Nein vor den Kopf knallen (auch den eigenen Landsleuten natürlich nicht, nur wissen die eben von Kindesbeinen an mit den unterschiedlichen „Jas“ umzugehen). Also sagt man entweder Ja – und das ist dann besonders verwirrend. Oder aber man umschreibt den negativen Bescheid – mit blumigsten Ausflüchten, mit Gegenfragen, mit Antworten, die scheinbar gar keine sind, aber bei genauem Hinhören eine Lösung beinhalten. Sie wissen ja: Niemand will das Gesicht verlieren, weder Frager noch Antwortender. Das kann ein ziemlicher Eiertanz werden.
Selbst wenn ein Japaner Dutzende Male „hai“ sagt, hat das überhaupt nichts zu bedeuten. Das Wort heißt zwar Ja, aber eher in der Art, dass man einem anderen Sprecher damit zeigt, dass man ihm zuhört. Nicht mehr. Und ganz bestimmt nicht, dass man ihm zustimmt!
Ein typisches „Nein“ klingt in Japan etwa wie „es ist anders als Sie meinen“ oder „wollen Sie nicht lieber …?“ Da muss man erst
mal drauf kommen! Es soll ja auch Fragen geben, die eindeutige Antworten erfordern …
In Vietnam erkennen Sie ein „Nein“ daran, dass man Ihre Frage einfach überhört. Selbst wenn Sie es dann immer dringlicher machen – ein
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