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Wo Licht im Wege steht

Wo Licht im Wege steht

Titel: Wo Licht im Wege steht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ohne ein Wort der Entschuldigung und ohne jede Erklärung. Ich hörte, wie sie mit jemandem sprach. Dann kam sie auf ihren langen, dürren Beinen zurückgestelzt. Noch immer blieb sie hinter dem Gitter stehen.
    »Wie heißen Sie?«
    »Lam.«
    »Und Ihr Vorname?«
    »Donald.«
    »Sind Sie von einer Versicherungsgesellschaft beauftragt?«
    »Nein.«
    »Warum interessieren Sie sich dann für den Unfall?«
    »Das werde ich Mrs. Jasper selbst erklären.«
    »Haben Sie mit den Leuten von der Gegenseite gesprochen?«
    »Nein.«
    »Mit der Versicherungsgesellschaft?«
    »Ich würde es vorziehen, meine Erklärungen Mrs. Jasper persönlich zu geben«, sagte ich nachdrücklich.
    »Bitte, aber sie wünscht, daß Sie mit mir sprechen.«
    »Dann sagen Sie ihr bitte, wenn sie sich diese schändliche Behandlung von seiten der Gesellschaft gefallen lassen wolle, dann sei es ihre Sache. Falls sie jedoch eine Verteidigung benötigt, würde sie besser mit mir sprechen.«
    »Was wissen Sie denn davon?«
    »Eine ganze Menge.«
    Sie blickte mich mißtrauisch aus den tiefen Höhlen ihrer Augen an. Dann wandte sie sich wieder ab, um ein zweites Mal den Korridor hinunterzuwatscheln. Einige Minuten blieb sie verschwunden. Als sie zurückkam, öffnete sie wortlos die Gittertür. Ich trat ein, und sie schloß hinter mir zu.
    »Den Gang hinunter, erste Tür links«, sagte sie.
    Der Teppich dämpfte meine Schritte. Als ich an die bezeichnete Tür kam, öffnete ich sie und betrat einen Wohnraum.
    In einem Rollstuhl saß eine gutaussehende Frau. Ihr Haar leuchtete in warmem Hennarot, und ihr Gesicht war noch fast faltenlos. Ihre klugen, lebendigen Augen waren auf mich gerichtet. Wenn sie nicht das kleine Doppelkinn gehabt hätte, würde man sie wirklich für wesentlich jünger gehalten haben, als sie tatsächlich war.
    »Guten Tag, Mr. Lam. Ich bin Amelia Jasper.«
    »Mrs. Jasper«, erwiderte ich mit einer Verbeugung, »Ihre Bekanntschaft ist mir eine große Ehre. Ich bedaure, daß ich Sie um diese Zeit, und noch dazu an einem Sonntag, störe. Aber, Sie müssen verstehen, es ist der einzige Tag in der Woche, an dem ich Zeit habe, mir Unterlagen für meine Arbeit zu beschaffen.« Ich sprach absichtlich sehr geschraubt.
    »Und welcher Art ist Ihre Arbeit, wenn ich fragen darf?«
    »Ich bin freier Schriftsteller.«
    Um ihre Lippen blieb das konventionelle Lächeln stehen, aber ihre Augen verloren ein wenig von der Freundlichkeit, mit der sie mich zunächst empfangen hatte.
    »Ein Schriftsteller?« fragte sie überrascht.
    Ich legte etwas Wärme in meine Stimme. »Ja, ich bin Schriftsteller. Ich schreibe zur Zeit Artikel über Versicherungen, vor allem über die Art, wie die Versicherungsgesellschaften ihre Klienten bei Unfällen behandeln. Ich bringe insbesondere die Fälle vor die Öffentlichkeit, in denen man falsche Zeugenaussagen auch noch mit Prämien belohnt. Nehmen Sie an, bei einem Unfall ist in dem einen Wagen nur eine einzige Person - ganz gleich, wer es auch immer ist -, in dem anderen sind jedoch mehrere Leute. Wenn diese hartnäckig lügen und den tatsächlichen Ablauf der Ereignisse entstellen, was kann der einzelne Fahrer des anderen Wagens gegen mehrere Zeugen schon ausrichten? Und die Versicherungsgesellschaften machen sich nur selten die Mühe, diese Fälle wirklich zu klären...«
    »Das erzählen Sie mir?« unterbrach mich Amelia Jasper, und ihre Augen glühten vor Empörung. »Ich wurde in meinem Leben nie so gedemütigt. Sie wissen anscheinend Bescheid über meinen Unfall, wie?«
    »Nur die allgemeinen Begleitumstände«, antwortete ich. »Wenn ich richtig unterrichtet bin, fuhren Sie allein?«
    Sie zögerte einen Augenblick, dann sagte sie. »Ja.«
    »Und in dem anderen Auto waren drei oder vier Personen?«
    »Vier«, sagte sie. »Dumme Flegel, so Burschen eben, die jede Tatsache anstellen, wenn es darum geht, ein paar lumpige Dollar zu verdienen.«
    »Der Unfall ereignete sich an einer Kreuzung?«
    »Ja. Ich kam an die Kreuzung und sah nach rechts. Es kam niemand. Schnell blickte ich auch noch nach links. Obwohl ich mir bewußt war, daß ich Vorfahrt hatte und daß mich eigentlich nur das anging, was von rechts kam.«
    »Und was geschah?«
    »Diese tollen Kerle fuhren in meinen Wagen hinein. Sie kamen von links, und zwar so schnell, daß, obwohl ich sie nicht gesehen hatte, sie gleichzeitig mit mir an der Kreuzung ankamen. Trotzdem besaßen sie die Frechheit, vor dem Schiedsbeamten der Gesellschaft z u behaupten, sie seien

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