Wo Licht im Wege steht
rollte, »wollten wir nicht Kaffee trinken?«
»Aber natürlich, mein Herz, ich werde sofort Wasser aufsetzen.«
Er ging in die kleine Küchennische, ließ Wasser in die elektrische Kaffeemaschine laufen, gab den Kaffee hinzu und schaltete den Strom an.
»Das hättest du schon längst tun können«, sagte die Blondine.
»Gewiß, Liebling.«
Bob Elgin fragte: »Wollen Sie eine Tasse Kaffee mit uns trinken, Mr. Lam?«
»Nein, vielen Dank, ich habe heute schon mehrere Tassen getrunken.«
»Was wollen Sie denn herausklamüsern, Mr. Lam?« fragte sie.
»Ich wollte etwas über eine hübsche blonde Dame erfahren.«
»Das wollen sicher viele«, versicherte sie mir.
»Die Dame, die ich meine, ist sehr zierlich, gute Figur, etwas breite Backenknochen, sehr dunkle braune Augen. Ihr Vorname könnte möglicherweise Lucille sein.«
Einen Augenblick lang saß sie völlig unbeweglich da. Dann schaute sie zur Küche hinüber und fragte: »Kennen wir die, Bob?«
»Nein«, sagte Bob Elgin.
»Es tut mir leid, daß wir Ihnen nicht helfen können.«
»Aber vielleicht können Sie sich an einen Mann erinnern, der etwa 35 Jahre alt ist, ziemlich groß, schmales gutes Gesicht, dunkle Haare und graue Augen, er bevorzugt graue, doppelreihige Anzüge und raucht seine Zigaretten aus einer langen Elfenbeinspitze. Kennen Sie den vielleicht?«
Aus der Küche kam das Geräusch von zerbrechendem Porzellan.
»Was war das?« fragte die Blondine.
»Eine Tasse, mein Liebling, es tut mir leid.«
»Bob, du kriegst allmählich das Zipperlein. Du hast gestern abend zuviel getrunken.«
Statt einer Antwort hörte man das Wasser in das Becken einlaufen.
»Sag, was tust du denn nun?«
»Tassen spülen, ich habe leider die letzte saubere zerbrochen.«
Sie wandte sich zu mir und lächelte gequält.
»Der Vorname dieses Mannes könnte Tom sein«, fuhr ich fort.
»Auch den kennen wir nicht«, kam es von der Küche herüber. »Wir bedauern es wirklich, daß wir Ihnen nicht helfen können.«
Ich wartete, bis Elgin aus der Kochnische kam. Dann öffnete ich die Sonntagszeitung, die neben mir auf der Couch lag. Ich suchte die Seite heraus, die den Bericht über den geheimnisvollen Selbstmord in dem Autohotel enthielt.
Die Bilder waren recht gut.
»Und was ist mit diesen Leuten?«
Die Blondine rief, aufs höchste überrascht, aus: »Erkennst du sie nicht, Bob? Das ist doch dieselbe, die sich vergangene Woche dagegen wehrte, daß man sie fotografierte!« Elgins Ellbogen traf sie so fest, daß sie erschrocken aufblickte.
»Welche Frau?« fragte er. Sie zögerte und sagte unsicher: »Nun, ich dachte, es sei die Frau, weißt du, die wir bei unserem Spaziergang im Park sahen. Aber jetzt sehe ich, daß sie es doch nicht ist. Einen Moment glaubte ich, es sei dieselbe.«
»Im >Cabanita< sind Sie den beiden nicht begegnet?«
»Nein, im >Cabanita< nicht«, sagte sie hastig. »Wie ich Ihnen schon sagte, die Augen der Frau erinnerten mich an die der anderen. Ich sah sie damals nur flüchtig. Wir gingen im Park spazieren. Die Frau saß auf einer Bank, und irgend jemand versuchte, ein Foto von ihr zu machen. Aber sie wünschte es nicht.«
»War es diese?«
»Nein, vermutlich nicht. Ich glaubte es einen Moment, aber sie war es sicherlich nicht.«
»Sind Sie auch oft im Cabanita-Klub?« fragte ich so ganz nebenbei.
Bob Elgin kam ihr zuvor. »Meine Frau ist Tänzerin. Sie führt einen ägyptischen Tanz vor. Und die übrige Zeit ist sie im Lokal und hilft hier und dort aus.«
»Ich verstehe«, sagte ich und konnte mir einiges darunter vorstellen, wobei sie aushelfen mußte.
Elgin sah mich an. Die Blondine lächelte.
»Möchten Sie sonst noch etwas wissen?« fragte er.
»Danke, mir fällt im Moment nichts mehr ein. Sie waren wirklich sehr entgegenkommend, und Bertha Cool wird Ihnen besonders dankbar sein.«
Während sie mir die Hand reichte, fragte sie: »Wollen Sie nicht doch lieber zu einer Tasse Kaffee bleiben?«
»Nein, vielen Dank. Ich will nun für den Rest des Tages ein wenig faulenzen, weil ich schon genug von meinem Sonntag für die Arbeit geopfert habe.«
»Das finde ich auch«, sagte Bob Elgin. Er studierte gerade den Bericht über den Selbstmord.
»Was steht denn drin?« fragte die Blondine ziemlich uninteressiert.
»Die übliche Geschichte von einem gemeinsamen Selbstmord aus Liebe, und noch dazu in einem Autohotel.«
»Meine Güte«, rief sie aus, »warum müssen sich die Menschen immer gleich umbringen?«
»Weil sie sich lieben«,
Weitere Kostenlose Bücher