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Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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seiner Eltern. Susanna stand ein paar Meter entfernt im Schatten einer Buche – offenbar, um den Jungen nicht zu stören. Finja war seit dem Tag des Begräbnisses nicht mehr hier gewesen, vermutlich, weil ein Teil von ihr immer noch nicht akzeptieren wollte, dass sie ihre Familie wirklich niemals wiedersehen würde. Jemand hatte die verwelkten Blumen und Kränze weggeräumt und das frische Grab mit Heidekraut bepflanzt, das im Spätsommer in einem herrlichen Rosaviolett blühen würde, jetzt aber irgendwie trist und farblos wirkte.
    Linus kniete im feuchten Gras am Wegesrand. Starr schaute der kleine Junge zu dem Engel hinauf, der über Gretas und Pauls letzter Ruhestätte wachte. Finjas Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie sah, dass Tränen über das Gesicht ihres Neffen strömten.
    “Linus!”, sagte sie leise.
    Er blickte sich zu ihr um. Einen Moment lang fürchtete Finja, er würde einfach davonlaufen, doch stattdessen kam er auf sie zu und warf sich in ihre Arme. “Tante Finja!”, stieß er schluchzend aus. “Ich vermisse sie so doll! Jeden Tag versuche ich, ein großer Junge zu sein und nicht zu weinen, aber es ist so schrecklich schwer!”
    Finja schloss die Augen, als sie spürte, wie ihr die Tränen kamen. In einem hilflosen Versuch, Trost zu spenden, streichelte sie dem Fünfjährigen, der sich an sie klammerte, übers Haar. “Niemand kann von dir verlangen, dass du immerzu tapfer bist, Kleiner. Und es ist auch nicht verboten, zu weinen, wenn man wirklich traurig ist.” Sie ging vor ihm in die Hocke. “ Onkel Sander hat mir erzählt, worüber ihr vorhin gesprochen habt. Denkst du das wirklich? Ich meine, dass deine
Mamma
böse auf mich war und dass sie dann gestorben ist?”
    Nach kurzem Zögern schüttelte Linus den Kopf. “Ne, ich glaube, das war eine ziemlich dumme Idee. Ich weiß doch, dass
Mamma
dich sehr lieb gehabt hat, Tante Finja. Sie hat mir immer ganz tolle Geschichten davon erzählt, als ihr beide noch ganz klein wart.”
    Finja unterdrückte ein Aufschluchzen. “Ich hatte deine
Mamma
auch ganz schrecklich lieb”, sagte sie mit erstickter Stimme. “Und ich wünschte wirklich von ganzem Herzen, ich hätte ihr das noch einmal sagen können.”
    Ein paar Minuten verharrten sie schweigend, dann richtete Finja sich auf und schaute Linus fragend an. “Was meinst du, wollen wir nach Hause gehen? Onkel Sander macht sich bestimmt schon Sorgen um uns.”
    Als sich seine kleine Hand in die ihre schob, ging Finja das Herz auf vor lauter Zuneigung zu dem kleinen Jungen. Wie einfach es doch war, ihn zu lieben – im Gegensatz zu Sander. Andererseits: Tat sie das nicht auch schon längst? Und hatte sie überhaupt jemals damit aufgehört?
    Etwa zur selben Zeit saß Sander im ehemaligen Arbeitszimmer von Finjas Vater und starrte auf den Monitor seines Notebooks. Matthew hatte ihm einige Unterlagen für die bevorstehende Fusion zur Prüfung per Mail geschickt. Doch obwohl Sander bereits eine ganze Weile hier saß, war er über die ersten zwei Sätze bislang nicht hinausgekommen.
    Mit einem frustrierten Seufzen klappte er den Deckel des Laptops zu, stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und barg das Gesicht in den Händen. Er wusste verdammt gut, warum es ihm einfach nicht gelang, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Der Grund hierfür war leicht zu erraten, und er trug einen Namen.
    Finja.
    Immer wenn er die Augen schloss, sah er sie vor sich: Ihr Gesicht vor Erregung leicht gerötet, der Blick von Lust umwölkt und die Lippen geschwollen von seinen leidenschaftlichen Küssen. Die Erinnerung daran fachte seine Erregung sogleich wieder an. Es war unglaublich. Fast fünf Jahre waren Finja und er sich aus dem Weg gegangen. Jetzt hatte er ein einziges Mal die Beherrschung verloren, und schon konnte er an nichts anderes mehr denken als daran, sie wieder zu berühren. Sie wieder zu küssen. Wieder mit ihr zu schlafen.
    Doch dazu würde es nicht kommen – ganz einfach, weil er es nicht zulassen würde.
    Finja zu nah an sich heranzulassen würde die Situation nur noch komplizierter machen, als sie es ohnehin bereits war. Dass er gezwungen war, mit ihr auf engstem Raum zusammenzuleben, hatte ihn für eine Weile vergessen lassen, warum die Dinge zwischen ihnen sich so entwickelt hatten. Dass sie ihn nur geheiratet hatte, um sich an ihrer Schwester Greta zu rächen.
    Und nur ein dummer Mensch beging zweimal ein und denselben Fehler.
    Aber war es nicht auch möglich, dass sie sich wirklich verändert

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