Wo mein Herz zu Hause ist
allergisch.“
„Ich will auch, dass Becky m-m-mitkommt.“ Michaela zog an Addies Hand. „Sie ist meine F-f-freundin. Bitte, ich will ihr die Bienen zeigen.“
„Na gut.“ Addie blickte noch einmal die Straße hinunter – wahrscheinlich hoffte sie, dass Beckys Vater zurückkam. „In zwei Minuten fahren wir los.“
Das Haus der Malloys war alt, aber gemütlich. Michaelas Zimmer lag zum Garten hinaus, und es war ganz in Weiß und Rosa eingerichtet. Ihre Barbiepuppen saßen auf einem langen Regal über einer weiß-rosa gestrichenen Kommode. Michaela plapperte die ganze Zeit wie ein Wasserfall, als sie Becky alles zeigte, und sie kam dabei kein einziges Mal ins Stottern.
Becky fragte sich, ob Mrs. Malloy, die sie in der Küche hantieren sah, es bemerkte.
Kurz darauf rief sie die Mädchen, und sie beluden den Truck mit Holzrahmen und fuhren zu einem Kleefeld. Dort zogen Addie und Michaela weiße Overalls und Handschuhe an und setzten sich Imkerhüte auf.
„Warum ist alles weiß?“, fragte Michaela.
„Weil es uns unsichtbar macht. Richtig, Mom?“, antwortete Micky.
„Ehrlich?“
„Wenn die Bienen sich gestört fühlen, suchen sie nach einem Platz, wo sie sich hinsetzen und stechen können. Dunkle Sachen ziehen sie an, aber weiße nehmen sie nicht wahr.“
„Wow.“ Als sie klein war, hätte Becky alles dafür gegeben, sich unsichtbar zu machen, wenn ihre Eltern sich stritten.
In der nächsten halben Stunde sah sie fasziniert zu, wie Micky und ihre Mutter die Bienen mit einem Räuchergerät beruhigten und dann die honiggefüllten Waben aus den Stöcken zogen. Einige ließen sie als Winterfutter für den Schwarm zurück.
„Dann sammeln sie jetzt keinen Honig mehr?“, fragte Becky.
„Die Saison ist fast vorbei. Im September bereiten sich die Bienen auf die Winterruhe vor.“
„Oh.“ Becky versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Sie wollte auch gern einen weißen Overall tragen und wirklich mithelfen, aber damit musste sie jetzt wohl bis zum nächsten Sommer warten. Wer weiß, vielleicht war das auch ganz gut so. Bis dahin mochte Mrs. Malloy sie vielleicht genug, um sie mitmachen zu lassen.
Sie stiegen alle wieder in den Truck und fuhren zu einem anderen Feld. Als sie gerade angekommen waren, näherte sich ein Wagen, den Becky sofort erkannte.
„Au weia, das ist mein Dad.“
Er fuhr nicht auf den Feldweg, der zu den Bienenstöcken führte, sondern blieb auf der Landstraße stehen. Doch auch über die Entfernung konnte Becky seinen Gesichtsausdruck sehen, und der sagte ihr, dass sie Mist gebaut hatte.
„Du hast ihm geschrieben, dass du mit zu den Bienen willst, oder?“, fragte Addie.
„Ich dachte, wir wären zurück, bevor er zurückkommt.“
Addie seufzte, und Becky schämte sich schrecklich. Dieser Dad war richtig liebevoll. Er hatte sie nach Hause geholt, in ein richtiges Haus, und bot ihr ein Leben, von dem sie nie zu träumen gewagt hätte. Und er hatte sie wirklich lieb. Sie hätte nicht versuchen dürfen, ihn auszutricksen.
Addie stieg aus, während Micky mit großen Augen ihre Barbie an sich drückte. „I-i-ist d-d-dein Dad b-b-böse?“
„Nein, aber ich sollte mit ihm reden. Kommst du kurz allein klar?“
Die Kleine nickte. „P-p-pass auf, d-d-dass er dir n-n-nichts tut.“
Becky schlang die Arme um sie und drückte sie. „Mein Dad ist nett. Er liebt mich.“
„M-m-mein Dad h-h-hat mich n-nicht geliebt.“
Wie Jesse , dachte Becky, und ihr Herz krampfte sich zusammen. „Wir reden später, okay?“
„Okay.“
Hinter Addie ging Becky zum Wagen ihres Vaters, der die Scheibe einen winzigen Spalt hinunterließ.
„Geht es dir gut?“, fragte er besorgt.
„Ja, alles okay. Es tut mir leid. Ich hätte dich auf dem Handy anrufen sollen, statt einen Zettel hinzulegen.“
Misstrauisch betrachtete ihr Vater die Bienenstöcke. Der Notfallinjektor mit dem Gegengift, den er immer am Gürtel trug, lag auf dem Beifahrersitz. Becky schämte sich noch mehr. Wie hatte sie nur so gedankenlos sein können? Ihr Vater hatte die Veranda mit Fliegengitter bespannt und darauf geachtet, dass im Garten nur Gräser und Grünpflanzen wuchsen, weil Bienen ihm so gefährlich werden konnten.
„Becky ist mitgekommen, um Michaela Gesellschaft zu leisten“, meldete Addie sich zu Wort. „Sie hat im Wagen gewartet, während wir bei den Stöcken waren.“
Und dann sah Becky, wie Mrs. Malloy die Hand in Richtung des Wagenfensters ausstreckte und ihr Vater zuerst auf ihre
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