Wo mein Herz zu Hause ist
Liebes. Aber nur eins, okay?“
„Klar, sonst bek-k-komme ich Bauchschmerzen.“ An Beckys Seite hüpfte sie in Richtung Haus.
Addie sah zu Skip. „Hast du einen Stift hier? Ich will dir meine Handynummer aufschreiben, damit du mich erreichen kannst, falls etwas passiert.“
„Was soll denn passieren? Die Mädchen sind die ganze Zeit hier bei mir.“
„Aber ich habe ein besseres Gefühl, wenn du meine Nummer hast.“ Stirnrunzelnd stellte sie fest, wie zweideutig das klang, und sie fügte schnell hinzu: „Nur zur Sicherheit.“
„Na schön.“ Er zog einen kleinen Notizblock und einen Zimmermannsbleistift aus seiner Jeanstasche und notierte sich die Nummer, die sie ihm sagte.
„Danke. Ich bin so schnell wie möglich zurück.“
Skip begleitete sie zurück zur Einfahrt. „Es ist doch prima, dass die Kinder sich gut verstehen, findest du nicht?“
Stur ging sie weiter. „Das heißt aber nicht, dass wir Freunde werden.“
„Ich weiß. Ich wünschte nur …“
Jetzt blieb sie doch stehen und starrte ihn entrüstet an. „Was? Dass wir die Vergangenheit einfach vergessen und ich dich nicht mehr hasse für das, was du gesagt und getan hast?“
Addie sah, wie er schwer schluckte, bevor er den Kopf abwandte, und wünschte, sie könnte die Worte zurücknehmen. Sie hatte ihm gar nicht zeigen wollen, wie verletzt sie war. Und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, hatte sie auch ihn nicht verletzen wollen.
Stumm ging sie weiter. In einer Stunde würde sie zurück sein und ein ernstes Wort mit Michaela reden – dass sie nicht ohne Erlaubnis das Grundstück verlassen durfte. Was, wenn sie auf der Straße einem Fremden begegnete, der nichts Gutes im Sinn hatte?
„Addie?“
Seine eindringliche Stimme durchdrang ihre düsteren Gedanken.
Seufzend drehte sie sich zu ihm um.
„Bienenstich“, sagte er leise.
Bienenstich . Es war ihr Codewort gewesen, als sie jung und verliebt waren. Immer, wenn sie mit ihrem Vater gestritten hatte, weil er so streng und engstirnig war, und sich bei Skip ausgeweint hatte. Das Wort hatte ihr geholfen, so etwas nicht so wichtig zu nehmen. Ein Bienenstich war viel schlimmer als ein Streit mit ihrem Vater.
Jedenfalls für Skip.
Auch jetzt verstand sie, was er meinte. Dass sie jetzt Nachbarn waren, dass ihre Kinder sich gut verstanden – das war alles nicht so schlimm wie die allergische Reaktion auf das Insektengift, die Skips Luftröhre zuschwellen ließ und ihn in Todesgefahr brachte. Wie damals, als er zwölf war, sich am Boden wand und langsam blau anlief. Die Erinnerung jagte Addie noch immer einen Schauer über den Rücken. Ganz gleich, was später passiert war – sie war noch immer froh, dass er jenen Tag überlebt hatte.
Sie nickte ihm kurz zu und ging dann weiter.
Was wünschst du dir? Dass ich dich nicht hasse für das, was du gesagt und getan hast?
Addies Worte brannten wie Feuer in ihm, als er ihr nachschaute. Skip wusste genau, auf welchen Moment sie anspielte, auf welchen schrecklichen Regentag.
Er hatte sie an jenem Abend zum Kino abgeholt. Doch als sie in seinen alten Chevy stieg, war sie schweigsam gewesen, in sich gekehrt, und hatte überhaupt nicht auf seine außerordentlich gute Laune reagiert. Normalerweise spürte sie immer, was in ihm vorging, doch damals nicht. Sie war eingestiegen, hatte sich angeschnallt und aus dem Fenster gestarrt.
„Hi, mein Schatz. Ich habe dich heute vermisst.“
Er versuchte, sie zu küssen, bevor er den Wagen anließ, und hatte dabei gemerkt, dass sie anders war als sonst. Doch er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, weil er selbst viel zu aufgekratzt war. Vor einer Stunde hatte der Scout der Profi-Liga angerufen.
Vielleicht war Addie so abwesend, weil sie sich wieder mit ihrem Vater gestritten hatte. Aber darüber wollte er jetzt nicht reden. Er wollte sie mit einem schönen Abendessen überraschen und mit ihr auf seinen Erfolg anstoßen. Und dann zu ihrem Lieblingsplatz am See fahren und ihr auf dem breiten Rücksitz seines Trucks zeigen, wie sehr er sie liebte.
„Wo möchtest du essen?“, fragte er, als er losfuhr.
Als sie nichts sagte, sah er zu ihr hinüber, und sie starrte immer noch aus dem Fenster in den Regen hinaus.
„Addie?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich will nichts essen. Ich habe keinen Hunger.“
„Stimmt irgendetwas nicht?“ Als sie weiterhin schwieg, wurde er langsam nervös. „Bist du sauer auf mich?“
„Nein“, stieß sie hervor, und er glaubte zu hören, wie sie leise
Weitere Kostenlose Bücher