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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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wie man so flinke Geschöpfe überhaupt erjagen konnte. Ich hatte keine Ahnung, ob sie giftig waren oder nicht.
    Ich breitete die Decken aus und kratzte dann Laub beiseite, um eine kleine freie Fläche zu schaffen. Laura war die letzten zwei Stunden sehr still gewesen. Ich glaube, sie war zwischenzeitlich immer wieder eingenickt, zu benommen von den Schmerzmitteln, um lange wach zu bleiben. Ich legte ihr die Hand auf die Stirn. Sie war schrecklich heiß, aber vielleicht war das in diesem Höllenklima
    ja normal. Die Luftfeuchtigkeit musste hier auf dem Boden des Regenwalds fast hundert Prozent betragen. Wenigstens fühlte sich ihre Haut nicht klamm an.
    Sherlock war endlich aufgewacht. Sie saß mit unterschlagenen Beinen auf einer Decke und schaute zu Laura hinüber. »Lass sie nicht sterben«, sagte sie zu mir und begann, den ausgefransten Rand eines ihrer Hemden zu säubern. Sie hatte zuvor einen Streifen davon abgerissen und sich damit das dicke rote Haar zurückgebunden. Trotzdem ringelten sich noch viele rote Locken um ihre Ohren. »Also so was hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nie vorgestellt. Vorhin sah ich einen Frosch, der von einem Baum zu einem andern flog. Die Bäume standen mindestens drei Meter auseinander. Er war lang und dürr und so ziemlich das hässlichste Geschöpf, das ich je gesehen hab. Ich glaube, er war rot oder orange, ich bin nicht sicher, er flog so schnell. Das hier ist kein Ort für Menschen, wisst ihr das?«
    »Ich weiß«, sagte Savich. »Vielleicht sollten wir das Ganze als eine Art bizarren Urlaubsaufenthalt betrachten. Vielleicht wäre der Club Med ja interessiert. Mac und ich haben einen Jaguar gesehen. Man sieht sie heutzutage kaum noch, selbst hier nicht. Trink was, Schätzchen. Nein, nicht bloß nippen, ordentliche Kuhschlucke, Ja, genau.«
    Als sie sich satt getrunken hatte, wischte ihr Savich den Mund ab. Sie hob die Hand und berührte seine Finger, die an ihrer Wange lagen. »Dillon, ich hab das Gefühl, dass ich allmählich wieder klar denken kann. Liegt da wirklich eine Zitrone?«    
    »Gut«, brummte er. »Sehr gut. Ja, Mac und ich haben unterwegs ein paar Zitronen- und Limonenbäume gefunden. Haben von beiden was abgepflückt. Falls uns das Wasser ausgeht oder wir uns waschen müssen.«
    »Die Limonen können wir für Lauras Margaritas hernehmen. Ich kann dich jetzt wieder richtig sehen, Dillon, weiß genau, wer du bist. Hat mir gar nicht gefallen, so weggetreten zu sein.«
    »Mir ebenso wenig«, gestand Savich.
    »Jetzt brauchst du mich nicht mehr zu tragen.«
    Er beugte sich vor und drückte ihr einen Schmatz auf den Mund. »Umso besser. Dann kannst du mir ja helfen, die Wasserflaschen zu tragen.«
    Sie lachte, ein richtiges Sherlock-Lachen, und wieder einmal wünschte ich, Molinas den Hals umgedreht zu haben, für das, was er ihr angetan hatte. Und mir.
    Lauras Augen waren geschlossen. Ich wusste, dass sie schlimme Schmerzen hatte, aber ich musste die Tabletten rationieren. Ich gab ihr Wasser, ein Antibiotikum und zwei Aspirin.
    »Zeit fürs Mittagessen«, verkündete ich, bemüht unbekümmert. »Nur Zucker und Fett, meine zwei Lieblingslebensmittel. Wir werden so high sein, dass wir uns mit den Affen durch die Bäume schwingen können.«
    Savich runzelte die Stirn. »Ich hab ein halbes Dutzend Brüllaffen gesehen, etwa fünfundsiebzig Schritte hinter uns. Sie schwangen sich über uns durch die Äste und schienen interessiert, aber nicht gerade begeistert über unseren Anblick zu sein. Als wären wir so was wie ungeliebte Nachbarn. Brachte mich auf den Gedanken, dass sie schon öfter Menschen gesehen haben. Eventuell sind wir gar nicht so tief im feuchten Nirgendwo, mitten in Kolumbien, Hunderte von Meilen von jeglicher Zivilisation entfernt. Möglicherweise sind wir ja nicht weit von einem Dorf oder einer Stadt. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie man an einem Ort leben kann, an dem man die Luft mit dem Messer schneiden muss.«
    Ich kratzte mich am Ohr und nickte. »Du hast Recht.
    Dieser Jaguar vorhin kam mir eher gelangweilt vor, als wären wir nichts Besonderes. Als würde er uns nur im Auge behalten, weil’s zu seinem Job gehört, aber nicht, weil er sich Sorgen macht.«
    »So sehen sie wahrscheinlich aus, kurz bevor sie springen«, feixte Savich und lachte dann über meinen Gesichtsausdruck. »Nö, über die Kätzchen würde ich mir mal keine Sorgen machen. Wer weiß? He, Leute, wie wär’s also mit einem kleinen Lunch?«
    »Ich will meinen

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