Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
komisch«, mischte sich Rob Morrison ein, der soeben das Krankenzimmer betreten hatte. »Konnte sie denn überhaupt schon wieder laufen?«
    »Ja«, beantwortete Maggie diese Frage. »Sie wurde von Minute zu Minute kräftiger. Ihre Muskeln haben sie nicht im Stich gelassen. Sie war ja erst seit vier Tagen hier, Rob. Hast du was rausgekriegt?«
    »Niemand hat was gesehen«, sagte Rob bedauernd und rieb sich dabei den Nacken, der kräftig knackte. »Mann, das macht doch überhaupt keinen Sinn. Warum sollte sie abhauen? Warum hat sie nichts zu den Schwestern gesagt? Sie muss noch irgendwo hier sein. Ich hab alle zusammengetrommelt, die ich finden konnte, um das Krankenhaus von oben bis unten zu durchsuchen. Zwei Wachmänner haben den Parkplatzbereich in Zonen aufgeteilt und suchen jetzt alles systematisch ab. Die würden sie entdecken, selbst wenn sie sich unter einem Auto verkrochen hat.«
    »Ich werde mir jeden Einzelnen vorknöpfen«, sagte Maggie grimmig. »Jemand muss doch gesehen haben, wie sie rausging. Sie ist schließlich kein Geist.«
    Plötzlich platzte Paul heraus: »Vielleicht wurde sie entführt.« Es war das erste Mal, seit wir die Party der Tarchers vor gut drei Stunden verlassen hatten, dass er eine solche Möglichkeit erwähnte.
    Ich wandte mich langsam zu ihm um. »Wieso sollte jemand Jilly entführen?«
    »Ich weiß nicht«, stammelte Paul. »Aber möglicherweise hat jemand Angst gekriegt, dass sie sich an alles erinnern könnte, was am Dienstagabend passiert ist. Sie war ganze drei Stunden weg, verdammt noch mal. Wo war sie? Was hat sie gemacht?« Leise, fast flüsternd fügte er hinzu: »Eventuell war’s Laura. Ich verstehe nicht mehr, was da zwischen Jilly und Laura läuft. Wer hätte es sonst sein sollen?«
    Ich sah Laura vor mir und konnte mir nicht mal ansatzweise vorstellen, dass sie so etwas tun könnte. Aber Jilly hatte gesagt, Laura habe sie betrogen. Und dass sie gefährlich sei.
    »Na gut«, entschied ich knapp. Ich nahm Paul beim Arm, und während ich ihn aus dem Zimmer zog, sagte ich noch: »Bitte entschuldigen Sie uns, Maggie, Rob, aber ich muss kurz etwas mit Paul klären und das duldet keinen Aufschub.«
    »Vielleicht hat Laura sie entführt«, ereiferte sich Paul erneut, kaum dass wir im verlassenen Krankenhauskorridor standen.
    »Nehmen wir mal an, Laura hätte sie tatsächlich entführt. Hat sie ihr eine Pistole an den Kopf gehalten? Hat sie sich Jilly über die Schulter geworfen und rausgetragen? Das würde bedeuten, jemand hätte Laura mit ihr sehen müssen. Das ist lächerlich, Paul, einfach lächerlich. Also, ich hab dich hier rausgeschleppt, weil ich die Wahrheit wissen will, und zwar sofort. Hast du nun mit Laura geschlafen oder nicht?«
    »Also gut, nein, ich hab nicht mit ihr geschlafen«, gestand mein Schwager, der zerstreute Professor, und wurde tatsächlich rot bis über die hohe Denkerstirn.
    »Warum behauptest du dann so was über eine völlig Unschuldige?«
    »Ich wollte mit ihr schlafen, aber sie hat mich abblitzen lassen. Das wollte ich ihr heimzahlen, okay?«
    »Aber das ist doch Blödsinn, Paul. Du wusstest doch nicht mal, ob ich Laura je kennen lernen würde. Wie hätte das mit dem Heimzahlen dann funktionieren sollen?«
    »Hätte es nicht. Hör zu Mac, ich wollte mit ihr schlafen, das stimmt. Es war ein Wunschtraum, nichts weiter, also lass es gut sein. Bin nicht gerade stolz darauf, aber so war’s nun mal. Also, jetzt weißt du Bescheid.«
    Stirnrunzelnd sagte ich: »Jilly hat mir erzählt, Laura hätte sie betrogen. Wenn du nicht mit Laura geschlafen hast, wenn du das alles nur erfunden hast, was meinte Jilly dann?«
    Paul zuckte mit den Achseln. »Na ja, Jilly muss wohl geglaubt haben, dass ich was mit Laura hatte.«
    »Und ich nehme an, du hast ein paar entsprechende Bemerkungen gemacht, die sie dann falsch gedeutet hat?« Ich hätte ihm am liebsten eins auf die Schnauze gegeben. Es war nicht leicht, mich zu beherrschen.
    »Hör zu, Mac, Jilly und ich sind schon seit acht Jahren verheiratet. Man kann nicht so lange verheiratet sein und gar keine Probleme haben. Wir hatten unseren Teil.«
    »Als ich Jilly im Februar traf, sagte sie noch, du und sie würden es die ganze Zeit machen, und es wäre großartig.«
    »Na ja, Sex ist eben nicht alles.«
    »Paul, war Laura letzten Dienstagabend bei euch zu Gast?«
    »Nein, natürlich nicht. Wieso denn? Ich hab dir doch bereits gesagt, Mac, dass Jilly und ich allein waren, dass es Heilbutt gab. Und was zum Teufel

Weitere Kostenlose Bücher