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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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von den beiden Laura so sehr hassen, dass er versuchte, sie umzubringen? Hatte Jilly das Krankenhaus aus eigenem Antrieb verlassen, war nach Salem gefahren, hatte sich in Lauras Wohnung eingeschlichen und das Phenobarbital in die Kaffeedose gemischt?
    »Hat Jilly einen Schlüssel zu deiner Wohnung, Laura?«, erkundigte ich mich schließlich und hasste mich für diese Worte.
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich glaube nicht. Sie hat mich natürlich ein paarmal besucht. Ich brauche was Stärkeres gegen die Kopfschmerzen, ich werde sonst noch verrückt. «
    Detective Castanga erhob sich und steckte seinen Notizblock in die Innentasche seiner Jacke. »Wir können auch später noch mal reden, Miss Scott. Wenn es Ihnen besser geht. Ich werde derweil einen Polizeibeamten vor Ihrem Zimmer postieren.«
    »Danke, Detective«, murmelte sie, schloss erneut die Augen und drehte den Kopf in das weiße Kissen.
    »Mac, kommen Sie?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich will sie nicht allein lassen.
    Man hat versucht, sie umzubringen. Es wird ’ne Weile dauern, bis dieser Polizist da ist.«
    »Nicht lange«, beruhigte mich Detective Castanga. »Ich habe da einen Beamten, der im Moment zwar ein bisschen ausgebrannt ist, Ihre Freundin aber ausgezeichnet bewachen wird.« Zu Laura gewandt sagte er: »Sein Name ist Harold Hobbes, ein netter Knabe, lässt sich aber so leicht nichts vormachen. Der würde nicht mal seine eigene Großmutter hier reinlassen.«
    »Danke, Detective«, murmelte sie erneut.
    Ich begleitete Detective Castanga zur Tür und ein Stück den Gang entlang. Unsere Schritte klangen hohl im Korridor, gelegentlich übertönt von lautem Stöhnen, einem Schrei, dem leisen Dudeln von Radiomusik, dem Schnurren und Piepen von Apparaten und dem einen oder anderen herzhaften Fluch. Als ich wieder in Lauras Zimmer kam, sah ich, wie sich eine hoch gewachsene Gestalt in Weiß über das Bett beugte.
    »He«, sagte ich und stürzte auf sie zu.
    Die Gestalt richtete sich auf und blickte mich fragend an. Es war Dr. Kiren. »Sie ist müde, wollte mich aber etwas fragen. Ich musste mich hinunterbeugen, um sie zu verstehen.«
    »Ach so. Tut mir Leid.«
    Dr. Kiren lächelte. »Heute Abend geht’s ihr sicher wieder gut. Vielleicht kann sie dann sogar schon wieder nach Hause.«
    Nach Hause, dachte ich. Nein, das kam überhaupt nicht in Frage. Ich musste mir was einfallen lassen.
    Dr. Kirens Pager begann zu fiepen. Auf dem Weg nach draußen ermahnte sie Laura noch, sich auszuruhen.
    Ich dachte an Charlie Ducks Begräbnis. Hoffentlich war Charlie für seine geplante Abschiedsfeier wieder rechtzeitig zurück.
    Ich beugte mich über Laura und streichelte mit dem Daumen über ihre Augenbrauen. Leise sagte ich: »Ich komme heute Nachmittag wieder vorbei. Dann können wir reden. Jetzt ruh dich schön aus. Harold Hobbes wird gleich vor deiner Tür stehen und aufpassen. Falls jemand hier reinkommt, dann heißt das, er ist an Harold vorbeigekommen, also schrei, was du kannst.«
    »In Ordnung«, flüsterte sie, ohne die Augen zu öffnen. Ich war schon fast an der Tür, als sie murmelte: »Danke, Mac.«
    »Keine Ursache.«
    »Meinetwegen wärst du fast umgebracht worden. Es tut mir Leid.«
    »Ja, ich weiß.«
    Ich fuhr bei Lauras Wohnung vorbei. Castangas Leute waren zwar schon fertig, dennoch musste ich meinen FBI-Ausweis zeigen, bevor der Hausmeister bereit war, mich in die Wohnung zu lassen. Grubster stand direkt an der Tür und wartete auf Laura. Als er mich sah, miaute er einmal, drehte sich auf dem Absatz um und watschelte hoch erhobenen Schwanzes davon. »Ich bin gekommen, um dir dein Futter zu geben!«, rief ich ihm hinterher.
    Zu meiner Überraschung blieb er stehen, hob eine dralle Pfote und leckte sie. Er tat zwei Schritte auf mich zu und hockte sich erwartungsvoll hin. »Also dann«, feixte ich vergnügt. »Mal sehen, wo das Fressi-Fressi ist.«
    Später schaute ich zu, wie der Kater eine ganze Dose Lachs mit Reis und eine kräftige Hand voll trockenes Zeugs herunterschlang, das so abscheulich aussah, dass ich es mit einem kräftigen Schuss Halbfettmilch kaschierte. Grubster schnurrte während der Mahlzeit wie ein ganzes Kraftwerk. Ich gab ihm noch mindestens einen Liter frisches Wasser und sah nach seinem Katzenklo, das dringend gesäubert werden musste. Grubster verfolgte prüfend meine Technik. Anscheinend war er zufrieden mit mir, denn auf dem Weg von der Küche ins Wohnzimmer strich er mir einmal anerkennend um die Beine.
    »Und jetzt zu dir,

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