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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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bald eintreffen.«
    »Du glaubst, der Tod des alten Mannes hängt irgendwie damit zusammen, nicht?«
    »Mein Boss, Big Carl Bardolino vom FBI, sagt immer, Zufälle gibt’s nicht, zumindest nicht in unserem Beruf.« Krächz.
    »Im Essensbeutel auf dem Rücksitz ist eine Tüte mit Sonnenblumenkernen, falls du glaubst, er könnte noch Hunger haben.«
    Ein Auto tauchte plötzlich hinter uns auf und wollte uns überholen, was ich ziemlich hirnrissig fand, da wir
    uns gerade in einer Kurve befanden. Ich bremste ein wenig, um den Möchtegern-Schumi vorbeizulassen.
    Laura löste ihren Sicherheitsgurt, drehte sich zum Rücksitz, um den Beutel mit den Sonnenblumenkernen herauszukramen und wollte etwas sagen, als auf einmal ein Knall ertönte, dann noch einer. Ich zuckte zurück. Eine Kugel hatte meine Seitenscheibe durchschlagen und war an meinem Hals vorbeigesaust. Die Scheibe sah jetzt aus wie ein Spinnennetz mit einem Loch in der Mitte.
    Ich riss das Lenkrad scharf nach rechts, dann wieder nach links, wobei ich nur um Haaresbreite ein entgegenkommendes Auto verfehlte. In meinem Gehirn speicherte ich das Bild eines Mannes, auf der Beifahrerseite, der eine Waffe auf uns gerichtet hielt. Die Scheißkerle waren ein Stück vor uns, es war ein dunkelroter Honda. Ich trat kräftig aufs Gas. Der Ford Taurus schnellte wie aus der Pistole geschossen vorwärts. Es regnete immer noch wie aus Kübeln, daher war meine Fahrweise mehr als leichtsinnig. Wenn ich nicht aufpasste, landeten wir noch im Straßengraben. Der Honda raste mit aufheulendem Motor um eine scharfe Kurve. Ich wusste, dass ich mir das mit meiner Spießerkutsche nicht leisten konnte. Wohl oder übel bremste ich ab. Als wir um die Kurve waren, sah ich, dass der Honda seinen Vorsprung um ein ganzes Stück vergrößert hatte.
    »Himmel, Mac, alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja. Und bei dir?«
    »Mir fehlt nichts, glaube ich. Mein Gott, wenn ich mich nicht in dem Moment umgedreht hätte, um Nolan ein paar Sonnenblumenkerne zu geben...«
    »Ich weiß. Laura, schnall dich bitte an.«
    Krächz.
    »Schon gut, Nolan. Betrachte es als ein Abenteuer.«
    Laura war wieder angeschnallt, und ich überholte zwei
    Autos, wobei ich dem Zweiten fast die Schnauze wegrasierte. Beide Fahrer hupten mir wütend hinterher.
    Wir kamen wieder näher. »Laura, ich glaube nicht, dass wir sie erwischen können, aber wir könnten uns zumindest das Nummernschild ansehen.«
    »Ich kann’s ja versuchen«, sagte sie, zog die Reste ihres Seitenfensters heraus und warf sie in den Straßengraben. Der Regen peitschte herein.
    Ich versuchte, das Lenkrad entspannt und locker zu halten, obwohl mir das Herz bis zum Hals schlug. Ich war wütend, und meine Wut wuchs, wann immer ich aus den Augenwinkeln das Einschussloch in meinem Seitenfenster sah. Ich überholte ein weiteres Auto, einen Landrover, und der Fahrer zeigte mir fluchend den Mittelfinger. Ich konnte es ihm nicht verdenken.
    Jetzt lagen nur noch etwa vierzig Meter zwischen uns und dem Honda. Ich beobachtete, wie sich ein Mann aus dem Beifahrerfenster lehnte und zu uns zurücksah. Er hatte eine Pistole in der Hand. »Laura, duck dich!«
    Sie zuckte zurück und rutschte, so tief sie konnte, während der Mann fünf oder sechs Kugeln auf uns abfeuerte.
    »Mac«, keuchte sie, »du hast doch eine Pistole, nicht?«
    »Ja, aber ich muss mich aufs Fahren konzentrieren.«
    »Gib sie mir. Ich weiß, wie man schießt.«
    Ich wollte nicht. Das war das Letzte, was ich wollte. Doch schon zerrte sie mir energisch die Pistole aus dem Schulterhalfter.
    »Laura«, bat ich flehend, »mir wär’s lieber, du würdest das lassen. Bitte pass auf.«
    »Sieh du nur zu, dass wir näher an diese Bastarde rankommen.«
    Wir holten bis ungefähr fünfzehn Meter auf. Dieser Abschnitt der 101war verflixt bergig und kurvenreich. Der Regen hatte Gott sei Dank ein wenig nachgelassen.
    Aber immer wenn ich dem Honda nahe genug kam, um das Nummernschild erkennen zu können, verschwand er hinter der nächsten Kurve.
    Laura drückte sich an die Beifahrertür und wartete auf den richtigen Moment. Sie schien vollkommen ruhig, vielleicht sogar zu ruhig. Irgendwas stimmte nicht. »Laura, alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht’s gut, Mac. Lass sie bloß nicht entwischen, ja, noch ein bisschen näher.« Auf einmal fuhr sie hoch und halb aus dem Beifahrerfenster. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht. Sie verschoss in rascher Folge den halben Clip.
    Das Rückfenster des Hondas explodierte. Ein Mann

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