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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Nolan.« Sobald ich seinen Namen gesagt hatte, erfüllte er die Luft mit schrillem Kreischen, wahrscheinlich seine Art, mir die entsprechenden Anweisungen zu erteilen. Ich wechselte sein Wasser, zerkrümelte eine dicke Scheibe Brot und schüttete eine großzügige Portion Sonnenblumenkerne auf den Boden seines Käfigs. Nolan hüpfte gehorsam hinein, um zu dinieren.
    An der Haustür blieb ich stehen, blickte von Grubster zu Nolan, seufzte und ging noch mal zurück, um Grubster zu streicheln, während mich Nolan zwischen Brotbissen mit mehr oder weniger melodiösem Gekreisch belohnte.
    Wir hatten als Kinder immer einen Hund gehabt. In den letzten fünf Jahren war ein Haustier für mich jedoch unmöglich geworden. Als ich ging, erschien es mir daher wie selbstverständlich zu sagen: »Bis später, ihr beiden.« Krächz.
    Grubster schwieg. Er schnarchte schon selig und ruhte sich von der anstrengenden Tätigkeit seiner Nahrungsaufnahme aus.
    Am frühen Nachmittag war ich wieder zurück in Edgerton. Ich kehrte bei Grace’s Deli ein und bestellte mir ein Thunfischsalatsandwich mit jeder Menge Tomaten und Dill-Pickles. Beim Essen erkundigte ich mich bei Grace, wie man es hier anstellte, ein Haus oder eine Wohnung zu mieten, entweder in der Stadt oder ein wenig außerhalb, vielleicht in der Gegend, wo Rob Morrisons Häuschen stand.
    Grace, stur wie ein Maulesel, lang und dürr, grau meliertes Haar, lächelte. »Na ja, Sie könnten wohl rüber zum >Buttercup Bed & Breakfast< schauen, aber Arlene
    Hicks ist nicht gerade begeistert von Ihnen. Sie kriegt’s einfach nicht in ihren Dickschädel, dass Geld Geld ist. Hat Ihnen sicher schon gesagt, dass alles belegt ist, stimmt’s?«
    Ich nickte. »Hätte ihr sagen sollen, dass sie von mir nichts zu befürchten hat, solange sie nicht mit Drogen handelt.«
    »Na ja, vielleicht tut sie das sogar, man weiß ja nie. Ar-lene ist ein stilles Wasser, immer mürrisch, voller Geheimnisse. Ah, jetzt fällt mir was ein, Mr. MacDougal. Mr. Tarcher besitzt ein kleines Holzhäuschen, wie das von Rob Morrison. Es heißt Seagull Cottage, liegt ein wenig südlich von der Stadt, gleich an den Klippen. Im Moment steht es leer. Die letzten Mieter sind vor einem Monat ausgezogen.«
    »Ausgezeichnet.« Ich putzte mein Sandwich weg und erhob mich. »Kommen Sie auch zu Charlie Ducks Beerdigung?«
    »Würd’s mir um keinen Preis entgehen lassen«, erwiderte Grace. »Außerdem muss ich eine dreiminütige Trauerrede halten.« Sie lächelte, als sie meine etwas ratlose Miene sah. »Ich bin die einzige Buddhistin hier.«
    »Sie sind Buddhistin?«
    »Hab mich noch nicht ganz entschieden, aber doch so ziemlich. Die Sache ist die, die Buddhisten machen einem den Einzug ins Himmelreich ziemlich einfach. Um ins Nirwana einzugehen, braucht man bloß richtig zu leben, richtig zu denken und sich so ziemlich nichts zu gönnen. Toll, nicht?«
    »Und wo zieht man die Grenze?«, fragte ich, mich im Lokal umblickend.
    Grace schüttelte nur den Kopf. Ich lächelte und ging. Dann rief ich bei Tarchers an, und zu meiner Überraschung war Alyssum selber am Telefon. Ich sagte, ich würde gerne Seagull Cottage mieten und erklärte ihm auch, warum. Falls er hinter dem Anschlag auf Laura stand, spielte es ohnehin keine Rolle. Er hätte sowieso bald herausgebracht, wo sie sich aufhielt. Im Übrigen wollte ich, dass alle wussten, dass Laura und ich jetzt zusammen waren und gleich in ihrem Hinterhof campierten.
    »Das ist also der Grund, weshalb ich Miss Scott nicht erlauben kann, wieder in ihre Wohnung zurückzukehren. Grace war so freundlich und hat mir von Ihrem Häuschen an den Klippen erzählt.«
    Alyssum Tarcher brummte: »Tja, Agent MacDougal, das ist eine ziemliche Überraschung. Dann werden also Sie Miss Scott bewachen?«
    Ich sagte ihm, dass eine Menge Leute auf sie aufpassen würden, dass Maggie schon Männer dafür einteilte, aber dass ich der Haupt-Babysitter sein würde.
    »Ich sag Ihnen was, Agent MacDougal«, erklärte Tarcher, hielt inne und seufzte übertrieben laut auf, »als guter Bürger werde ich das meine tun und Ihnen einen Monat lang Mietfreiheit gewähren.« Damit hatte ich überhaupt keine Probleme. Ich bedankte mich und vereinbarte mit ihm, wann ich den Schlüssel abholen würde. Das einzige Problem war jetzt nur, wie ich Laura von ihrer Wohnung weg und zu mir nach Edgerton locken sollte. Und vielleicht die Wahrheit aus ihr rauskriegen.
    Als ich wieder vor dem Salem General Hospital vorfuhr, hatte ich

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