Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
hinauszureiten.
„Was würdest du dazu sagen, wenn ich mich aus dem Rodeozirkus zurückziehe und sesshaft werde?“, fragte er.
„Das hängt davon ab, wo du dich niederlassen willst.“
„Wo wohl? Genau hier“, sagte Brody mit einer Handbewegung, die die Tausende Morgen Land um sie herum umfasste. Das Land der Creeds erstreckte sich bis zum Flussufer direkt gegenüber von Tricia McCalls Campingplatz. „Ich respektiere Stevens Entscheidung, neues Land zu kaufen und sich selbst etwas aufzubauen, anstatt sich die Ranch mit uns zu teilen, aber ich bin nicht annähernd so nobel wie unser Cousin aus Boston, wie du ja bereits weißt.“
Darauf gab Conner ein dunkles, verächtliches Schnauben von sich, trieb sein Pferd mit einem leichten Tritt an und ritt auf das offene Gatter zu, das auf die erste Viehweide führte. Dahinter erstreckte sich das wunderschöne, verlockend weite Land. Am liebsten hätte er sich über den Hals seines Pferdes gebeugt, um mit dem Wind davonzujagen, doch er hielt sich zurück.
Brody sollte nicht denken, dass er seinen „kleinen Bruder“ verjagen konnte, weder im übertragenen noch im wörtlichen Sinne.
„In einer Hinsicht hast du recht“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Du bist überhaupt nicht wie Steven.“
Daraufhin ließ Brody sein Pferd in Galopp fallen. Er antwortete nicht, sondern lächelte nur in sich hinein, als wäre ihm ein geheimer Witz eingefallen, für den Conner einfach nicht genug Grips besaß. Das regte Conner mehr auf als alles andere, aber er wollte sich keinesfalls provozieren lassen. Alsoritt er einfach nur mit zusammengebissenen Zähnen weiter, genauso wie Brody, jeder von ihnen in seine eigenen Gedanken versunken.
Sie waren sich nur über eine einzige Sache einig, nämlich dass Steven, der genauso ein Creed war wie sie beide, ein Drittel der Farm und der nicht unerheblichen Erträge zustand. Doch Steven hatte das rundum abgelehnt – eigensinniger Stolz gehörte auch zum Familienerbe – und stattdessen eine eigene Ranch etwas außerhalb von Stone Creek aufgebaut.
Dort hatte er auch Melissa O’Ballivan kennen- und lieben gelernt, und er schien glücklich zu sein. Also war die ganze Sache letztlich gut für ihn ausgegangen. Allerdings hätte Conner persönlich sich über die Gesellschaft seines Cousins gefreut, und im Übrigen auch über Hilfe auf der Ranch, nachdem Brody nun mal leider zu überhaupt nichts zu gebrauchen war.
Wahrscheinlich wäre alles anders gelaufen, wenn Steven kein Geld gehabt hätte. Aber seine Mutter stammte aus einer äußerst wohlhabenden Bostoner Anwaltsfamilie. Steven, den Brody nur „Boston“ nannte, war in einer herrschaftlichen Villa mit Bediensteten und Treuhänderfonds und allem, was dazugehört, aufgewachsen. Im Sommer allerdings war er immer in den Westen gekommen und hatte bei ihnen auf der Ranch gewohnt. Und er war Cowboy genug gewesen, um sich den Respekt aller zu verdienen.
Obwohl ihm der gleiche Anteil an dem Erbe in Colorado zustand, das die Ranch umfasste – Tausende Morgen Land, eine beträchtliche Viehherde und ein durch Kupferminen entstandenes und über drei Generationen hinweg vervielfachtes Vermögen –, hatte Steven immer nur zwei Dinge gewollt: eine Familie und eine Ranch, die ihm ganz allein gehörte.
Er hatte beide Ziele erreicht.
Conner hingegen trat immer nur auf der Stelle. Es war, als wartete er seit Jahren auf den richtigen Augenblick und müsstedabei zusehen, wie das Leben an ihm vorbeizog, ohne auch nur einmal in seine Richtung zu nicken.
Vorhin im Stall hatte Brody ihm Eifersucht vorgeworfen und behauptet, dass er wie der Typ in der Bibel war, der es nicht ertrug, dass der verlorene Sohn zurück nach Hause kam. Diese Bemerkung brannte sich ihren Weg durch seinen Körper wie Schlangengift.
In einer Hinsicht hatte Brody bestimmt recht: Er war zwar problemlos über Joleen hinweggekommen. Was er allerdings nicht verwinden und einfach nicht abschütteln konnte, wie sehr er es auch versuchte, war die Tatsache, dass ausgerechnet der wichtigste Mensch in seinem Leben ihn so hintergangen hatte.
Brody hatte ihn verraten, ohne sich Gedanken über die Konsequenzen zu machen oder sich auch nur ein einziges Mal dafür zu entschuldigen. Das war es, was wie ein Stachel in seinem Fleisch saß und an ihm nagte. Meistens unbewusst, und doch schreckte es ihn manchmal mitten in der Nacht auf oder tippte ihm plötzlich auf die Schulter.
Brody wiederzusehen, war einfach nur qualvoll für Conner – es tat ihm
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