Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
konnte.
Wie schafft er es nur immer wieder, mich so zu erschrecken, fragte sie sich – wie immer vollkommen geblendet von seinem Grinsen. Es verschaffte ihm einen unfairen Vorteil.
„Hallo“, sagte sie ein wenig töricht.
„Hey.“ Der riesige Karton bereitete ihm nicht die geringsten Schwierigkeiten. Er sah zu Sasha und blinzelte ihr zu. „Hallo“, begrüßte er das von ihm völlig verzauberte kleine Mädchen. „Sind wir immer noch für morgen zum Reiten verabredet?“
Sasha nickte fieberhaft und stieß zusätzlich noch ein glückliches „Ja!“ aus.
„Gut.“ Conner steuerte auf die Hintertür des Gemeindezentrums zu, die ein großes Holzstück offenhielt, das sicher einmal als Hackklotz gedient hatte.
Tricia schloss ihren Wagen ab und folgte Conner und Sasha, die praktisch neben ihm herflog.
„Noch mehr?“, rief eine der Frauen in der Küche. Mehrere Freiwillige hatten die Nacht hier verbracht, um ein Auge auf das kochende Chili zu haben. „Diese Kim. Sie spendet immer doppelt so viel wie alle anderen in der Stadt!“
Conner, noch immer mit dem Rücken zu Tricia, lachte. „Stimmt. Aber das hier ist von Tricia.“
Tricia spähte an ihm vorbei und winkte zum Gruß. Einige von Nattys Freundinnen schienen noch immer wegen des Geheimrezepts verstimmt zu sein. Sie banden ihre Schürzen festerund räusperten sich, aber Kleinstadtfrauen waren letztlich von Grund auf gesellig. Sie würden nicht lange böse sein – zumindest nicht auf Natty McCalls Urenkelin.
Conner schien zu wissen, wo der Karton hingehörte – wie es aussah, hatte es noch jede Menge Spenden in letzter Sekunde gegeben.
„Danke“, sagte Tricia, als er an ihr vorbeiging.
„Gern geschehen.“ Er nickte ihr zum Abschied zu.
Natürlich hatte sie nicht erwartet, dass er sich den ganzen Tag beim Spendenbasar herumdrücken würde – die wenigsten Männer taten das –, und doch fühlte sie sich merkwürdig verlassen, nachdem er gegangen war. Erst als Sasha an ihrer Hand zog, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wurde ihr klar, dass sie dem Mann wie ein mondsüchtiger Teenager hinterhergestiert hatte.
In diesem Moment betrat Carolyn Simmons die Küche, begrüßte Tricia mit einem Lächeln und machte eine Handbewegung Richtung Vordertür. Dort drückten die wartenden Besucher bereits ihre Nasen an den Fenstern platt, um einen Blick auf die Eieruhr in Hühnerform, die Stange mit den alten Ballkleidern, die angeschlagenen Teekannen, die staubigen Bücher und die Berge von Schuhen zu erhaschen. „Alles für 50 Cent!“ stand auf einem großen Schild über den Spenden.
„Scheint wieder ein voller Erfolg zu werden!“, rief Carolyn. Die schönen, hellblonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, und genau wie Tricia trug sie Jeans, ein langärmliges T-Shirt und Turnschuhe.
„Ja, sieht ganz danach aus“, erwiderte Tricia fröhlich.
Sasha hockte sich auf den Deckel einer gespendeten Truhe, die irgendwann in ferner Vergangenheit mit Seiten aus alten Filmzeitschriften beklebt und dann lackiert worden war. In Erwartung des Ansturms verschränkte sie die Arme vor der Brust.
Die ganze Veranstaltung musste einem Mädchen aus Seattle ziemlich exotisch erscheinen. Tricia dachte wieder einmal voller Zärtlichkeit, wie wunderbar es war, Sasha bei sich zu haben, und wie schnell die Zeit mir ihr wieder vorbei sein würde.
Evelyn Moore, eine der Frauen aus der Küche, stürzte mit einer Stoppuhr in der Hand herein und machte ein riesiges Aufheben um den Countdown.
„Drei … zwei … eins …“
Damit kann es nicht einmal der Neujahrscountdown am Times Square in New York aufnehmen, dachte Tricia amüsiert.
Um Schlag neun Uhr drehte Evelyn den Schlüssel um und trat hastig einen Schritt zurück, um nicht von den eifrigen Schnäppchenjägern niedergetrampelt zu werden.
Die erste Stunde war wie immer besonders hektisch. Einmal mussten Tricia und Carolyn sogar eingreifen, als zwei Frauen sich für dasselbe Waffeleisen interessierten und beinahe eine Prügelei vom Zaun gebrochen hätten.
„Wahrscheinlich funktioniert es gar nicht mehr“, bemerkte Sasha. Sie half dabei, die Einkäufe der Leute in Tüten zu packen. Als Tricias pinkfarbene Hausschuhe für einen Nickel verkauft wurden, zuckte sie nicht mal mit der Wimper.
Tricia zupfte sanft an einem von Sashas Zöpfen. „Sag Bescheid, wenn du so weit bist, das Chili zu probieren.“
„Wir haben doch gerade erst gefrühstückt “, entgegnete Sasha entsetzt.
In diesem
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