Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
„Er ist wie immer ein Riesenerfolg.“
„Dann solltest du besser zurückgehen“, meinte Natty, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. „Ich halte es durchaus für möglich, dass Evelyn eine Probe von dem Chili nimmt und es von einem Labor untersuchen lässt, nur um endlich herauszufinden, was das Besondere daran ist.“
Tricia setzte sich lachend neben Natty. Unter Nattys lebhaften Augen entdeckte sie blaue Schatten, außerdem sah die alte Dame dünner aus als zuvor. „Ich werde das Rezept mit meinem Leben beschützen, großes Indianerehrenwort. Aber im Moment mache ich mir eher Sorgen um dich.“
Da Sasha ganz versunken mit Valentino auf dem Teppich vor dem Kamin spielte, konnte Tricia offen mit ihrer Urgroßmutter sprechen.
„Ich bin vollkommen in Ordnung“, sagte Natty, blickte zärtlich auf Winston hinab und streichelte seinen Rücken. „Jetzt, wo ich wieder da bin, wo ich hingehöre.“
„Trotzdem …“
Natty gähnte mit der Hand vor dem Mund. „Winston und ich würden jetzt gern ein kleines Nickerchen machen.“ Sie seufzte zufrieden. „Und zwar genau hier in unserem Sessel. Reich mir doch bitte die Decke, Tricia, Liebes.“
„Ich könnte hierbleiben und auf Natty aufpassen“, verkündete Sasha mit lautem Flüstern, nachdem Natty die Augen geschlossen hatte. „Und Valentino auch.“
Tricia zögerte, schließlich war Sasha erst zehn.
„Bitte!“, flehte Sasha. „Es ist so schön hier mit dem Feuer und allem.“
„Du kennst ja meine Handynummer“, gab Tricia nach. Sie deutete auf Nattys uraltes Telefon mit der Wählscheibe, das auf dem Sekretär vor dem Fenster stand.
Sasha schien ihre Gedanken lesen zu können. „Ich weiß, wie man so eins benutzt, Tante Tricia. Dad hat mir letztes Jahr eins bei eBay ersteigert und mir gezeigt, wie es funktioniert.“
„Na gut“, sagte Tricia mit einem liebevollen Blick auf Natty, die bereits leise schnarchte, offenbar glücklich, wieder zu Hause zu sein. In ein oder zwei Tagen wäre sie bestimmt wieder die Alte. „Ich bleibe sowieso nicht lange weg. Ich muss nur dafür sorgen, dass das Chili für morgen gekocht wird.“
„Valentino und ich kümmern uns um Natty“, versprach Sasha feierlich.
In der Küche wog Tricia die nötigen Gewürze ab. Zum Abschied warf sie noch einmal einen Blick ins Wohnzimmer. Natty schlief tief und fest, genau wie Winston und Valentino. Sasha aber saß auf dem Schemel zu Nattys Füßen und betrachtete sie angestrengt, als warte sie darauf, beim ersten Anzeichen eines Notfalls aufzuspringen.
Gerührt verstaute Tricia die Gewürze in ihrer Tasche und verließ das Haus.
Die Veranstaltung war noch immer in vollem Gang, als sie das Gemeindezentrum erreichte. Also krempelte sie die Ärmel hoch und begann zu helfen, sorgsam darauf bedacht, ihr Handy immer in Griffnähe zu haben, für den Fall, dass Sasha anrief.
Nach einer Stunde machte sie eine Pause und wählte nur zur Sicherheit Nattys Nummer.
Natty nahm ab. Sie klang ziemlich munter. Offenbar hatte der Mittagsschlaf ihr gutgetan. „Uns geht es gut, Liebes. Sasha und ich spielen Dame, ganz gemütlich direkt vor dem Kamin.“ Ein mädchenhaftes Kichern folgte. „Das Kind schwört bei allem, was ihm heilig ist, dass sie noch nie zuvor Dame gespielt hat, aber ich glaube, sie hat mich angeflunkert.“
Tricia lächelte, sie konnte es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen. Sie hatte ihre Urgroßmutter in den letzten Tagen heftig vermisst. Außerdem wollte sie mit Sasha vor ihrem Umzug nach Paris so viel Zeit wie irgend möglich verbringen.
„Niemand kann dich beim Damespielen schlagen.“
Natty lachte. „Ich war auch einmal eine talentierte Tischtennisspielerin, falls du dich erinnerst. Aber jetzt bin ich nicht mehr so flink auf den Beinen wie früher.“
Noch sehr lebhaft hatte Tricia einige Tischtennis-Turniere mit ihrem Dad und Natty vor Augen. Sie hatten einfach über den Esstisch im Speisezimmer ein Netz gespannt. Früher war Natty wirklich beeindruckend gewesen. Weder Tricia noch Joe hatten sie schlagen können, nur wenn Natty absichtlich ein Spiel sausen ließ, damit die beiden den Spaß nicht verloren.
„Soll ich etwas Chili zum Abendessen mitbringen?“ Tricia überkam ein schmerzlich warmes Gefühl, eine Mischung aus Liebe zu der lebhaften alten Dame und Sehnsucht nach diesen lange vergangenen Sommertagen, als ihr Dad noch gelebt hatte.
„Ja“, entschied Natty umgehend. „Und bring auch ein paar Scheiben von Evelyns Maisbrot mit, wenn
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