Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
noch etwas davon übrig ist.“
Tricia versprach, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.
Gemeinsam mit Carolyn und einigen anderen Freiwilligen kümmerte sie sich um den steten Andrang der Besucher. Es überraschte sie immer wieder, wie viele Menschen zu dieser Veranstaltung kamen. Viele von ihnen waren nicht aus der Stadt, sie übernachteten in River’s Bend. Aber auch die Einwohner kamen in Strömen, oft zum Mittag- und zum Abendessen.
Gegen sechs gingen schließlich die letzten Nachzügler, hinter denen Evelyn schnell zusperrte. Inzwischen waren die riesigen Kessel geschrubbt und mit frischem, gesalzenem Wasser und getrockneten Bohnen gefüllt worden, während die anderen an den großen Tischen vor dem Gemeindezentrum saßen, wo sie jetzt selbst ihr wohlverdientes Chili genossen. Tricia streute die Gewürze in die Kessel.
Wenige Minuten später trat sie durch die Hintertür ins Freie, zwei große Plastikschüsseln mit Essen unter dem Arm. Sie sah, wie Carolyn gerade in ihren alten kleinen Wagen stieg.
In der Dämmerung wirkte sie auf dem Parkplatz merkwürdig verloren, und spontan rief Tricia ihren Namen. Eine tapfere Traurigkeit schien Carolyn zu umgeben, die Tricia zuvor noch nicht bemerkt hatte.
Lächelnd drehte Carolyn sich um. „Das hätte ich auch machen sollen“, sagte und deutete mit dem Kinn auf Tricias Plastikschüsseln.
„Es ist genug da. Hättest du nicht Lust, mit mir, Natty und Sasha zu Abend zu essen?“
Carolyn zögerte – sie wirkte erschöpft –, doch dann nickte sie. „Das wäre schön.“
„Schön! Fahr mir einfach nach.“
9. KAPITEL
D ie vier verbrachten einen lebhaften Abend mit Chili und Maisbrot und viel Gelächter in Nattys Küche. Nach einiger Zeit entschuldigte sich Natty mit der Erklärung, dass sie müde sei, und zog sich in ihr Schlafzimmer zurück. Winston trippelte auf weichen Pfoten hinter ihr her, den Schwanz wie ein Fragezeichen geformt. Valentino sah beinahe traurig aus, als sein tierischer Freund ohne einen Blick zurück im Flur verschwand.
Sasha, die inzwischen abwechselnd schieflachte und gähnte, fragte, ob sie oben den Computer benutzen dürfe. Ihre Eltern hatten ihren Laptop mit nach Frankreich genommen, und obwohl sie einige Schwierigkeiten mit dem drahtlosen Netzwerk in ihrem Hotelzimmer gehabt hatten, war das Problem inzwischen bestimmt gelöst. Sie war ganz wild darauf, mit ihnen zu chatten. Tricia brachte es nicht übers Herz, sie darauf hinzuweisen, dass es in Paris bereits nach zwei Uhr morgens war und Paul und Diana wahrscheinlich schliefen.
Tagsüber war Sasha beschäftigt, aber abends vermisste sie ihre Eltern doch. Tricia konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie sich in Sashas Alter immer gefühlt hatte, wenn sie im September nach Seattle zurück musste, weil das neue Schuljahr begann. Da ihre Mutter Nachtschichten im Krankenhaus hatte, sprang die Nachbarin Mrs Crosby regelmäßig als Babysitterin ein. Nacht für Nacht lag Tricia in ihrem Bett und sehnte sich brennend nach ihrem Dad und Natty und den magischen Sommerwochen in der Kleinstadt Lonesome Bend.
„Das ist ein herrliches altes Haus“, sagte Carolyn und riss Tricia damit aus ihren Erinnerungen. „Es hat so viel Charakter.“ Sie sprach mit ernsthafter Anerkennung in der Stimme, während ihr Blick über die Erkerfenster mit den Spitzenvorhängen, den schönen Holzboden, die geschmackvollenEinbauschränke und die Vitrinen mit dem kostbaren Porzellangeschirr wanderte.
„Vielen Dank in Nattys Namen.“ Tricia lächelte. „Das Haus war eines der ersten, das in der Stadt gebaut wurde.“ Sie zog ihre Jacke an, die sie über den Stuhl gehängt hatte, und nahm Valentinos Leine aus der Tasche. Sofort stellte der Hund die Ohren auf, tapste zu Tricia und wartete geduldig, bis sie die Leine an seinem Halsband befestigt hatte.
„Ich frage mich, wie es sich wohl anfühlt, wenn man so tief mit einer Heimat verwurzelt ist“, meinte Carolyn nachdenklich. Sie sprach in leichtem Ton, und doch entdeckte Tricia eine Verlorenheit in ihrer Stimme, die Tricia daran erinnerte, wie Valentino Winston nachgesehen hatte, als er Natty hinterhergelaufen war. Als ob er seinen letzten Freund auf der Welt verloren hätte.
Was sollte sie dazu sagen? Tricia mochte Carolyn wirklich sehr, aber auch wenn sie den ganzen Tag im Gemeindezentrum miteinander gearbeitet hatten, waren sie doch praktisch Fremde.
Nach wie vor arbeitete Tricia daran, ihre Zurückhaltung zu überwinden, vor allem seit ihrer
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