Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
hasste er diese Jahreszeit.
Sie machte einem das Leben als Rinderzüchter so viel schwerer.
Generatoren gaben den Geist auf. Motoren der Trucks und Autos sprangen nicht an, Brunnenpumpen froren ein, und Hausdächer brachen ein. Selbst wenn die Schneepflüge rundum die Uhr räumten, waren manche Straßen tagelang nicht befahrbar.
Vor zwei Jahren hatte Conner eine ganze Woche in seinem dunklen, kalten Haus ausharren müssen, weil ein besonders heftiger Sturm über diesem Teil Colorados gewütet hatte. Zum Glück sprang damals der Traktor noch an, so konnte er zumindest den Weg zwischen Haus und Stall freiräumen und die Pferde füttern.
Diesem Sturm waren über zwanzig Rinder zum Opfer gefallen. Und er hätte noch mehr verloren, wenn das Bureau of Land Management nicht Hubschrauber losgeschickt hätte, um Heuballen für die Herden und Wildtiere abzuwerfen.
Trotzdem fürchtete sich Conner weniger vor Kälte oder Schnee als vor dieser tief greifenden und so qualvollen Einsamkeit. Manchmal brauchte er den Klang einer menschlichen Stimme fast so sehr wie den nächsten Atemzug. Aber natürlich sprach man nicht über solche Dinge. Zumindest nicht als Mann.
Davis und Kim hatten einander, überhaupt waren die meisten Leute auf den umliegenden Farmen verheiratet und hatten Kinder. Damals, als er eingeschneit gewesen war, hätte er sich sogar darüber gefreut, Brody um sich zu haben, und das wollte etwas heißen.
Natürlich hätten sie ständig gestritten, doch das wäre noch immer besser gewesen als diese schneegedämpfte Stille.
Kaum hatte er Lonesome Bend hinter sich gelassen, nahm der Schneefall zu. Die Heizung lief, genau wie der CD-Player, und dennoch konnte Conner die Kälte nicht abschütteln, die er verspürte, seit er sich von Tricia verabschiedet hatte.
Er ballte eine Hand zur Faust und schlug damit auf das Lenkrad.
Tricia.
Wenn er sie nur nicht geküsst hätte, dann würde ihm die Zukunft nicht so leer und hoffnungslos erscheinen. Aber er hattesie nun mal geküsst und war kopfüber in das sprichwörtliche Kaninchenloch gefallen.
Und er fiel noch immer.
Auch wenn es sich um eine rein psychische Angelegenheit handelte, konnte er sie genauso wenig kontrollieren wie den Sturz in einen tausend Meter tiefen Schacht. In Zeitlupe fiel und fiel und fiel er in die Tiefe.
Als er die Straße erreichte, die zur Ranch führte, stellte er verärgert fest, dass das Gatter weit offen stand. Dann entdeckte er einen Sattelschlepper, halb voll mit aufgeregten Rindern. Brodys alter Pick-up parkte vor dem Stall. Er hatte ein Pferd gesattelt und ließ es auf dem schneegesprenkelten Rasen grasen, von ihm selbst keine Spur.
Conner stieg aus und schloss leise fluchend das Gatter. Insgeheim war er froh darüber, etwas gefunden zu haben, worüber er sich aufregen konnte. Denn das lenkte ihn zumindest kurzfristig davon ab, dass der Winter vor der Tür stand und Tricia Lonesome Bend für immer verlassen würde. Dann stellte er fest, dass zwei weitere Sattelschlepper vor dem ersten parkten. Fluchend sprang er wieder hinter das Lenkrad und raste die Auffahrt hinauf.
Brody und einige Cowboys, die in Wohnwagen auf der Ranch überwintern würden, trieben gerade ein paar Pferde, jede Menge Kühe und einige Brahman-Bullen aufs Weideland.
„Was zum Teufel …“, stieß Conner knurrend aus, sprang aus dem Truck und lief auf seinen Bruder zu.
Brody bot einen merkwürdigen Anblick, wie er da inmitten des Schneetreibens stand, von Kopf bis Fuß in guten alten Colorado-Dreck gehüllt und grinsend wie ein Honigkuchenpferd.
„Ich sagte dir doch, dass ich es ernst meine!“, schrie er über das Muhen der Kühe, Schnauben der Bullen und Wiehern der Pferde hinweg.
Wutentbrannt starrte Conner ihn an. Tiere rannten an ihm vorbei als wäre der Teufel hinter ihnen her. Dabei wirbelten sie unvorstellbar viel Staub auf. Niemand außer Brody würde jemals auf die Idee kommen, Pferde und Bullen gleichzeitig auszuladen. Dieser Mann hatte einfach keine Geduld und ganz offensichtlich auch nicht den Wunsch, einmal irgendetwas richtig zu machen, verdammt noch mal.
Trotz des ganzen Tohuwabohus sah Conner sofort, dass die Pferde wie die Bullen groß, stämmig und vollkommen wild waren. Er zerrte den Hut vom Kopf, schlug damit frustriert gegen seinen rechten Oberschenkel und setzte ihn dann wieder auf.
„Das ist ein historischer Moment, kleiner Bruder“, schrie Brody freudestrahlend über den unfassbaren Lärm hinweg. „Du bist Zeuge der Geburt der
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