Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
mehr, aber die Luft war bereits winterlich kalt. Tricia, in Jeans und Wollpulli, erschauerte.
Nachdem Natty ihre Absicht geäußert hatte, mit Winston zu Doris und den Zwergspitzen nach Denver zu ziehen, geschah alles mit bahnbrechender Geschwindigkeit.
Von einigen persönlichen Habseligkeiten abgesehen – Kleidung, Bücher, Fotografien und besonderen Schmuckstücken –, würde Natty nicht viel mitnehmen. Tricia sollte sich die Möbel aussuchen, die ihr gefielen, und außerdem Geschirr, Quilts und alles Mögliche. Der Rest sollte von den Umzugsleuten in Kisten gepackt und in eine Lagerhalle gebracht werden, um im nächsten Jahr beim Basar verkauft zu werden.
Sashas Flug nach Seattle ging am nächsten Tag, und Tricia würde sie begleiten. Ohne selbst genau zu wissen, weshalb, hatte sie Hunter weder eine SMS noch eine E-Mail geschrieben. Sie hatte sogar den Bildschirmschoner ausgetauscht. Jetzt war stattdessen ein Foto von ihr und Rusty vor einem Weihnachtsbaum zu sehen, auf dem sie beide in einem Haufen verpackter Geschenke in die Kamera lächelten.
Nach wie vor brachte es Tricia ein wenig aus der Fassung, wenn Rusty auf ihrem Bildschirm auftauchte, aber gleichzeitig spürte sie, dass der Schmerz langsam nachließ. Die Trauer verschwand immer mehr, und zurück blieb ein süßes, stilles Glück.
Als Tricia sich jetzt dem Klemmbrett gegenübersah, ganz zu schweigen von Nattys Outfit – einem kleinen roten Jogginganzug mit weißen Streifen an den Beinen und passendenknöchelhohen Turnschuhen –, stopfte sie die Hände in die Taschen ihres Kapuzenpullis und brummte: „Okay.“
„Du musst sie im Auge behalten.“ Natty hob warnend einen Zeigefinger. „Die Umzugsleute, meine ich. Achte darauf, dass sie die Sachen in die richtigen Kisten packen und alles ordentlich beschriften.“
„Ich kümmere mich darum“, versprach Tricia mürrisch.
„Ich zähle auf dich. Als Esme Smithers in ein Wohnheim gezogen ist, haben ihre Kinder auch Umzugshelfer bestellt. Anschließend war ihre gesamte Teekannen-Sammlung verschwunden. Und später hat sie die Wedgwood-Kanne ihrer Großmutter bei eBay entdeckt!“
Tricia seufzte und beugte sich vor, um Valentino den Kopf zu tätscheln. Er schien zu spüren, dass etwas in der Luft lag, und hielt sich meist in ihrer Nähe auf, wenn er nicht gerade Sasha verfolgte.
„Meinst du nicht, dass du es vielleicht ein winziges bisschen überstürzt?“, fragte Tricia diplomatisch.
Natty antwortete mit einer ihrer unerschöpflichen Redewendungen. „Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist“, zwitscherte sie und schürzte die Lippen, während sie die Listen auf ihrem Klemmbrett studierte. „Letzte Woche habe ich mich schrecklich gefühlt. Diese Woche bin ich voller Energie. Woran auch immer das liegt, ich habe vor, es zu genießen.“
„Klar“, murmelte Tricia.
Natty sah von dem Klemmbrett auf und kniff die blitzenden blauen Augen zusammen. „Hast du was, Liebes? Du bist irgendwie anders als sonst.“
Und ob ich anders bin, dachte Tricia verdrossen. Aber ich habe keine Ahnung, wie.
„Ich schätze, ich bin einfach müde“, antwortete sie nach einer Weile.
„Wo ist Sasha?“ Natty strich etwas von ihrer Liste.
„Oben in der Küche vor dem Computer. Sie chattet mit ihrem Dad.“ Tricia ließ sich auf einen Stuhl fallen.
„Es gibt frischen Kaffee. Oder hättest du lieber eine schöne Tasse Tee?“
„Nichts für mich, danke.“ Valentino, noch immer an ihrer Seite, legte die Schnauze auf ihr Knie und gab ein zittriges Seufzen von sich.
Natty setzte sich ebenfalls und legte das Klemmbrett auf den Tisch. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde“, begann sie. „Aber ich denke, ein Besuch in Seattle ist genau das Richtige für dich. Du kannst einen Ortswechsel gebrauchen, neue Eindrücke.“
Tricia streichelte Valentinos Kopf. Er mochte Conner und würde sich sicher schnell an den Umzug gewöhnen. Doch es graute ihr davor, sich von ihm zu verabschieden. Jedes Mal, wenn sie daran dachte, schnürte sich ihre Kehle schmerzhaft zusammen.
„Da könntest du recht haben“, stimmte sie ihrer Urgroßmutter halbherzig zu. Sie freute sich in der Tat darauf, Zeit mit Diana und Paul zu verbringen, auch wenn die beiden wahrscheinlich vollauf mit ihren Umzugsvorbereitungen beschäftigt sein würden. Außerdem wollte sie sich nach passenden Räumen für ihre Galerie und nach einer Wohnung umsehen, einkaufen gehen – inzwischen besaß sie fast nur noch Jeans
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