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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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Marianne sie plötzlich noch fester packte. Ivan führte sie zu der Frau, die jetzt nicht mehr hin und her lief, sondern stehen blieb und sich zu ihnen umdrehte. Ihre dunkelgrauen Augen hefteten sich der Reihe nach auf die drei Mädchen und dann, ohne Vorwarnung, verwandelte sich ihr kalter Gesichtsausdruck in ein hinreißendes Lächeln. Als hätte jemand an einem sonnigen Tag die Vorhänge zu schnell aufgerissen.
    »Wenn ihr wüsstet, wie sehr ich diesen Moment herbeigesehnt habe …«, fing die Prinzessin an und schloss die Augen. »Ich konnte mich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Meine Arbeit hat darunter gelitten.« Sie öffnete die Augen wieder, die jetzt noch heller strahlten. »Aber was rede ich da – ihr seid alle drei heil angekommen und das ist fast mehr, als ich ertragen kann.«
    Sophie merkte plötzlich, dass sie die ganze Zeit den Atem angehalten hatte. Die Prinzessin strahlte eine Energie aus, hatte so etwas ungeheuer Funkelndes an sich, als könne sie jeden Moment zu einem glitzernden Feuerwerk zerbersten.
    Sophie erhaschte einen Blick auf ihre Spiegelbilder. Delphine stand kerzengerade da und schleuderte ihr blondes Haar aus dem Gesicht. Einfach hinreißend sah sie aus in dem silbernen Mantel. Marianne war aufgeregt und verlegen, zupfte am Ärmel ihres burgunderroten sarafan herum. Und war das wirklich sie, Sophie, ganz in Grün, nichts als Augenbrauen und Lippen, mit einem Gesicht so weiß wie der Mond? Sie schaute schnell weg.
    Die Prinzessin verschränkte die Hände unter ihrem hübschen Kinngrübchen. Ihre dünnen weißen Finger mit den perlmuttfarben lackierten Nägeln waren mit unzähligen kunstvoll gefassten Diamantringen geschmückt. Ein durchdringender Tuberosenduft drang in Sophies Nase, als die Prinzessin näher kam. Das Parfüm war beinahe abstoßend süßlich, von einer samtigen Schwere, die Sophie ganz benommen machte.
    Die Prinzessin blieb vor Delphine stehen. »Hübsch bist du, sehr hübsch! Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so hübsch bist!« Sie streckte ihre Hand aus, als wolle sie Delphines Gesicht berühren, bremste sich aber und trat einen Schritt zurück. »Ich mag dich jetzt schon«, verkündete sie. »Und ehrlich gesagt hatte ich befürchtet, dass es vielleicht nicht so sein würde …« Sie seufzte leise und ihr Lächeln wurde wärmer. »Wie dumm von mir. Ich hätte es wissen müssen.«
    Sophie sah, wie Delphine den schönen Silbermantel glatt strich. Hätte sie ihn ihr doch nie gegeben! Unversehens brach es aus ihr hervor: »Dann haben Sie uns also tatsächlich erwartet?«
    Es war eine dumme Bemerkung, aber Sophie wollte, dass die Prinzessin sich von Delphine abwandte und stattdessen sie anschaute.
    Die Prinzessin heftete ihre grauen Augen auf Sophie. »Ja, natürlich!«, erwiderte sie.
    »Ich frage nur, weil wir befürchtet haben, dass ein Missverständnis vorliegt.«
    Sophie biss sich auf die Lippen. Warum sagte sie so etwas? Wie dumm von ihr! Sie war doch sonst so gut darin, sich unsichtbar zu machen, weil sie wusste, dass es besser war, den Mund zu halten und möglichst nicht aufzufallen. Aber die Prinzessin hatte etwas Hypnotisierendes an sich … Sophie wollte ihre volle Aufmerksamkeit ganz für sich alleine.
    »Liegt das vielleicht an meinem schrecklichen Englisch?«, sagte die Prinzessin und legte belustigt den Kopf zur Seite. Dabei war ihr Englisch perfekt, mit einem ganz leichten russischen Akzent.
    »Nein. Es ist nicht so, dass wir nicht verstehen, was Sie sagen.« Warum zum Teufel hielt sie nicht endlich den Mund? Aber insgeheim triumphierte sie, weil die Prinzessin jetzt ihren Blick von Delphine abwandte und nur noch sie anschaute. »Wir verstehen nur nicht …«
    Die Augen der Prinzessin kehrten zu Delphine zurück und musterten sie von oben bis unten. Ein träges Lächeln spielte um ihre Lippen, als gefiele ihr, was sie vor sich sah. Delphine wurde rot.
    Sophie beobachtete alles und war plötzlich wieder sehr befangen. Die Prinzessin hatte kein Interesse an ihr, das war offensichtlich. Aber dann schaute sie Sophie fragend an, als wollte sie hören, was sie ihr zu sagen hatte.
    Sophie schluckte und starrte auf ihre Finger, die sich Hilfe suchend ineinanderkrampften. Viel zu schnell sprudelte sie hervor: »Das Problem ist, dass wir auf einer Klassenreise sind, und wir sollten eigentlich bei Dr. Starowa in Stari Belostrow wohnen … das ist ein Vorort von St. Petersburg, glaube ich … aber irgendwie muss es eine Verwechslung gegeben haben und wir

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