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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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enttäuschen, aber ihr fiel einfach nichts ein.
    Die Prinzessin beugte sich vor und knipste die Nachttischlampe aus, und wieder hüllte ihr schwerer, samtiger Duft Sophie ein. »Wir reden morgen weiter. Dann erzählst du mir alles über dich. Jede noch so winzige Kleinigkeit, alles, woran du dich erinnerst. Aber jetzt musst du schlafen.«
    Leise stand sie auf und ging zur Tür. »Gute Nacht, meine lieben kleinen Engländerinnen! Schlaft schön in eurer ersten Nacht im Winterpalast. Morgen werden wir im Schnee picknicken und auf dem See Schlittschuh laufen!«
    »Ich rieche immer noch ihr Parfüm«, sagte Delphine naserümpfend, sobald die Prinzessin die Tür hinter sich geschlossen hatte und ihre Schritte im Flur verhallt waren.
    »Ich weiß nicht, aber irgendwie kommt sie mir so unwirklich vor.« Marianne legte ihr Astronomiebuch auf den Fußboden und schüttelte ihr prall gefülltes Kissen auf. »Ehrlich, ich bin noch nie jemandem begegnet, der so aussieht wie sie.«
    »Aber es ist nicht nur ihr Aussehen«, sagte Sophie, die sich aufgesetzt hatte und mit angezogenen Knien dasaß. »Da steckt viel mehr dahinter … das alles hier! Dieser Palast … ihre Familie … sogar das Wolfsbesteck! Das alles macht sie so faszinierend.« Schnell verdrängte sie den Gedanken an die jähen Wutanfälle, die kalten grauen Augen, die so berechnend und abschätzig blicken konnten.
    »Die Prinzessin scheint sich ja sehr für dich zu interessieren, Sophie«, sagte Delphine.
    Delphine war manchmal neidisch und oft sehr taktlos, aber dafür sagte sie einem meistens die Wahrheit. Ob sie diesmal auch Recht hatte? Interessierte sich die Prinzessin wirklich für sie, Sophie? Und was sollte eine Volkonski-Prinzessin an einem unscheinbaren Schulmädchen finden?
    »Du stehst eigentlich sonst nie im Mittelpunkt«, fuhr Delphine fort. »Nicht so wie ich … und das sag ich jetzt nicht aus Eitelkeit, sondern weil es einfach die Wahrheit ist. Höchstens interessieren sich die Leute noch für Marianne, weil sie so intelligent ist. Aber ich weiß nicht, seit du diese Frau in der Schule herumgeführt hast, ist alles anders …« Sie redete langsam, als wollte sie den Dingen auf den Grund gehen. »Vielleicht … vielleicht sieht die Prinzessin etwas in dir, das andere nicht sehen?« Sie hielt inne und fügte kopfschüttelnd hinzu: »Aber was nur? Was ist so besonders an dir?«
    »Gar nichts«, sagte Sophie. »Ich bin nichts Besonderes, das wissen wir doch alle.« Und dennoch … seit sie in Russland war, hatte sich irgendwie ein Funke in ihr entzündet. Vielleicht war sie nichts Besonderes, aber hier fühlte sie sich viel lebendiger, als berge ihr Leben plötzlich ungeahnte Möglichkeiten.
    Marianne setzte ihre Brille ab, ein deutliches Zeichen, dass sie müde war. »Vielleicht ist es wie bei dieser Russin, die du in der Schule herumgeführt hast und die Mrs Sharman überredet hat dich nach St. Petersburg reisen zu lassen«, sagte sie gähnend. »Die Frau, die du für Dr. Starowa hältst. Vielleicht hat die Prinzessin einfach Mitleid mit dir.«
    Sophie nickte. Das war die beste Erklärung.
    »Ich bin froh, dass wir hergekommen sind«, sagte Delphine. »Was glaubt ihr, wie neidisch die anderen sind, wenn wir am Montag in die Schule in St. Petersburg kommen und ihnen erzählen, dass wir in einem Palast gewohnt haben und mit einer Prinzessin Schlittschuh laufen waren.«
    »Wahrscheinlich denken sie, dass wir das alles nur erfunden haben«, wandte Marianne ein.
    Und Sophie sagte sich, dass ihr wahrscheinlich selber alles wie ein Traum erscheinen würde, wenn sie erst den Palast verlassen hatten. Falls sie überhaupt am Montag in St. Petersburg sein würden, was ihr keineswegs sicher erschien. Was hatte die Prinzessin noch mal gesagt, als sie die Einverständniserklärungen für das Schlittschuhlaufen auf dem See unterschrieben hatten? Angestrengt dachte sie darüber nach, hatte aber seltsamerweise keine Erinnerung daran.
    Die Pausen zwischen den Sätzen, die die Mädchen wechselten, wurden immer länger. Sophie dachte an die Reise, die sie hierhergeführt hatte, ließ die Bilder noch einmal in ihrem Kopf ablaufen. Der elegante Eisenbahnwagen und der Vozok. Der wilde Viflijanka und der Junge mit der Narbe im Gesicht. Das Wolfsbesteck und der wunderschöne Silbermantel, der ihr wie angegossen passte, als sei er extra für sie zugeschnitten worden.
    Als sie Marianne nach der Uhrzeit fragte, kam keine Antwort mehr.
    Sophie hievte ihren Rucksack vom

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