Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
Vom Netzwerk:
Prinzessin. Sie kann tun, was sie will.«
    »Niemand kann immer nur tun, was er will«, widersprach Sophie.
    »Vielleicht doch, wenn einem das alles hier gehört.« Delphine schaute auf den Wald, der vor ihnen aufragte. Sie zog ihren Schal herunter und beugte sich vor, um mit der Prinzessin zu sprechen. Ihre Nase war schon ganz rot vor Kälte. »Wie groß ist das Anwesen eigentlich?«
    Die Prinzessin, die Viflijanka zu einem zügigen Trab abbremste, als sie in den Wald fuhren, zuckte die Schultern. »Ach, das geht meilenweit so weiter«, rief sie zurück. »Niemand weiß es mehr genau.«
    Sophie spähte angestrengt zwischen den narbigen Stämmen der Silberbirken hindurch. War der Wolf gestern Nacht hierhergelaufen? Und war er noch da und beobachtete sie?
    »Die Volkonskis sind immer zum Jagen hierhergekommen«, erklärte die Prinzessin und schnalzte mit den Zügeln. »Wölfe … und Bären …«
    »Wölfe?«, wiederholte Sophie. »Aber Ivan hat doch gesagt …«
    »Was? Hat Ivan euch Geschichten über die Volkonski-Wölfe erzählt?« Die Prinzessin klang nicht gerade erfreut.
    »Prinzessin, ich …«, fing Ivan an.
    »Ich weiß schon, was er euch als Nächstes erzählen wird …« Die Prinzessin hielt einen Moment inne, um mit Viflijanka zu kämpfen, der heftig schwitzte, den Hals voll weißem Schaum. »… Er wird euch einen Bären über die Diamanten der Volkonskis aufbinden …«
    »Diamanten?«, fragte Delphine und ihre Augen leuchteten auf. »Was für Diamanten?«
    Die Prinzessin schwieg einen Augenblick, dann sagte sie: »Die Volkonskis besaßen eine Halskette aus kostbaren Diamanten – und sie war lang genug, dass man einen Mann damit erhängen konnte. Das Collier wurde der letzten Prinzessin zur Hochzeit mit ihrem jungen Gemahl geschenkt, der sie anbetete.«
    »Und zeigen Sie uns die Halskette?«, fragte Delphine hoffnungsvoll.
    »Vielleicht«, sagte die Prinzessin und warf Sophie einen Blick über die Schulter zu. »Wenn ich sie finde.«
    Endlich tauchte eine Waldlichtung mit einem kleinen Rundtempel und einem vereisten Zierteich auf, der von Silberbirken gesäumt war. Vom Kuppeldach des kleinen Pavillons stieg Rauch auf. Sophie war hingerissen – nicht nur von der Extravaganz des Gebäudes, das einfach so im tiefsten Wald errichtet worden war, sondern auch von der Vorstellung, dass ein längst vergessener Volkonski-Fürst dieses Juwel einzig als Schlittschuh-Pavillon genutzt hatte. Ein Gedanke, der ihr nicht lächerlich, sondern zutiefst romantisch erschien.
    Ivans Bart war vereist, als er sich zu ihnen umdrehte. »Seht ihr?«, sagte er. »Ich habe schon den Ofen anfeuern lassen. Wir werden nicht frieren auf unserem Schlittschuhteich!«
    Die Prinzessin brachte Viflijanka zum Stehen. »Es geht recht gut, dein kleines Pferdchen, Ivan.«
    »Ja, Prinzessin, nur würde ich an Ihrer Stelle das nächste Mal die Zügel nicht so locker lassen«, erwiderte Ivan und nahm die Zügel auf, die sie nachlässig beiseitegeworfen hatte. »Er ist schnell, aber nicht zuverlässig. Sie müssen vorsichtiger sein.«
    »Vorsichtig? Habt ihr das gehört, Mädchen?« Die Prinzessin stand jetzt auf. »Ivan will, dass ich vorsichtig bin!« Lachend sprang sie in den Schnee hinunter und hielt Sophie ihre Hand hin. »Hol das Picknick, Ivan! Wir werden bald Hunger bekommen.«
    Sophie warf das Bärenfell zurück, nahm die Hand der Prinzessin und sprang hinunter. Ivan zog eine dicke Decke über Viflijanka und lud ohne weitere Worte die Holzkisten ab, die hinten im Vozok verstaut waren.
    Die Prinzessin scheuchte die Mädchen in den kleinen Pavillon hinein. Dort waren die Wände mit winzigen rautenförmigen Spiegeln bedeckt. Ein Kachelofen verströmte behagliche Wärme und in der Mitte stand ein großer runder Tisch, der bereits mit einem frisch gestärkten weißen Tuch gedeckt war. Es war, als warte der Raum selbst auf Gäste, als könne er es kaum erwarten, endlich wieder einmal benützt zu werden, nachdem er so lange leer gestanden hatte.
    Delphine sog die Luft ein. »Ist das aber schön!«, hauchte sie.
    »Als ob man in einen Kristall hineingeht«, sagte Marianne und stampfte mit den Füßen auf, um den Schnee von ihren Stiefeln abzuschütteln.
    »Pah, Kristall – das ist nur ein weiterer Beweis für den Größenwahn der Volkonskis«, schnaubte die Prinzessin und wühlte in einem Stapel alter Schlittschuhe, die in einer der Kisten lagen. Die Kufen waren verrostet, das Leder war rissig und ausgetrocknet. »Wir müssen ein paar

Weitere Kostenlose Bücher