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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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nach schon fast Mittag sein musste. Die Fenster des Palastes glitten vorüber, und Sophie schaute zum Himmel hinauf, so dass ihr die Schneeflocken ins Gesicht und auf das Bärenfell rieselten, das sie einhüllte.
    Die Prinzessin hatte sie persönlich geweckt, schon fertig angezogen, in einem langen Mantel und einem weißen Nerzturban auf dem Kopf. Es gab Bratäpfel zum Frühstück, aber die Prinzessin hatte sie kaum fertig essen lassen, so eilig hatte sie es gehabt, ins Freie hinauszukommen. Dann war sie vor ihnen her durch die Palastflure gelaufen und hatte sich zum Schutz gegen die Kälte anstelle eines Schals ein Spitzentuch vor das Gesicht gebunden.
    Als Ivan im Dämmerlicht das breite Portal geöffnet hatte, waren sie von glitzerndem Schnee und heulendem Wind empfangen worden. Sophie hatte an den Wolf gedacht, den sie am vergangenen Abend gesehen hatte. Ob sie etwas sagen sollte? Wenn hier Wölfe in den Wäldern herumstreiften, mussten Ivan und die Prinzessin es doch wissen?
    Aber warum hatte sie dann nichts gesagt? Warum hatte sie dieses Wissen für sich behalten? Weil sie sich heute Nacht vielleicht getäuscht hatte, redete Sophie sich ein. Schließlich konnte sie nicht beschwören, dass sie tatsächlich einen Wolf gesehen hatte, einen weißen Wolf. Vielleicht war ihre Fantasie mit ihr durchgegangen, vielleicht hatte ihr die wildromantische Geschichte vom letzten Volkonski-Prinzen den Verstand vernebelt oder die faszinierende Persönlichkeit der Prinzessin?
    Was hat diese Frau nur an sich?, hatte Sophie gegrübelt, während sie zugeschaut hatte, wie die Prinzessin in den Vozok gestiegen war. Was war so faszinierend an ihr, dass sie immer in ihrer Nähe sein wollte, dass sich ihr Herz zusammenzog, wenn die Prinzessin sie nicht anschaute, obwohl ihr doch der Blick aus diesen kalten grauen Augen beinahe Angst machte?
    »Du sollst sie nicht anstarren«, hatte Delphine ihr zugezischt, als Ivan sie aufforderte auf den Rücksitz des vozok zu klettern. »Die Prinzessin hält dich sonst für unhöflich.«
    Der Vozok schlenkerte jetzt um die Ecke des Palastes und Delphine und Marianne schrien erschrocken auf. Viflijanka schoss auf den Wald zu und donnerte an den Ställen vorbei, die hinter hohen Zierzäunen lagen. Sophie erhaschte einen Blick auf die verfallenen Gebäude, in denen Viflijanka untergebracht war. Sie dachte an den Jungen, Dimitri, und als hätte sie ihn mit der bloßen Kraft ihrer Gedanken heraufbeschworen, ging er durch den Schnee, eine Axt in der einen Hand und einen großen Blecheimer in der anderen. Ja, das war er! Dimitri! Der Vozok raste an ihm vorbei, und Dimitri hob den Kopf beim Klingeln der Glöckchen und den Anfeuerungsrufen, die Ivan dem sowieso schon wild dahingaloppierenden Pferd zubrüllte.
    Sophie hätte gern gewunken und gelacht und ihm zugerufen, dass sie bald zurückkommen würden, dass sie nur mit der Prinzessin zum Eislaufen gingen, und es war ihr egal, ob sie mit ihm reden durfte oder nicht … Aber dann fehlte ihr doch der Mut dazu, obwohl die Prinzessin geradeaus vor sich hin starrte, ganz auf Viflijanka konzentriert, damit er sie noch schneller durch den Wald trug. Sophie musste an ihr böses, verächtliches Gesicht denken, als sie den Jungen einen dreckigen domovoi genannt hatte.
    Dimitri stand reglos da und schaute ihnen nach. Er sah freundlich aus – wie ein fürsorglicher großer Bruder, der beste, den man sich nur wünschen konnte.
    »Das ist der Junge von gestern«, sagte sie zu Marianne.
    »Was macht er mit der Axt?«, fragte Marianne, falls Sophie richtig gehört hatte, was bei dem Glöckchengebimmel und mit den dicken Schals um ihre Köpfe gar nicht so einfach war.
    Dann sah sie, wie der Junge in den Eimer griff und etwas herausnahm, das in Sackleinwand eingewickelt war. Er trat zurück und hob mit geübtem Schwung die Axt. Sophie dachte zuerst, dass er Holz hackte. Aber als die Axt heruntersauste, sah sie, dass es kein Holz war, sondern ein abgetrenntes Bein von einem toten Tier. Entsetzt wandte sie den Kopf ab und im selben Moment schlenkerte der Vozok wild zur Seite.
    Ivan legte seine Hand auf den Arm der Prinzessin, als wollte er sie bremsen.
    Die Prinzessin schüttelte ihn ab. »Lass mich in Ruhe, Ivan!«, schrie sie. »Ich fahre diesen Vozok viel besser als du!«
    Die Mädchen schauten einander an.
    »Wie kann sie das nur glauben?«, sagte Marianne mit gesenkter Stimme.
    »Was sie glaubt oder nicht, spielt keine Rolle«, erklärte Delphine. »Sie ist eine

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