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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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Kinder an.
    »Was du weißt über die Wölfe?«, fragte Dimitri mit gesenkter Stimme, so leise, dass Sophie die Ohren spitzen musste.
    »Ivan hat uns erzählt, dass sie früher den Palast bewacht und den Mord an Prinz Vladimir gerächt haben«, sagte sie zögernd.
    Dimitri und Mascha wechselten wieder einen Blick, als wüssten sie nicht, ob sie etwas sagen sollten oder nicht.
    »Bitte erzählt es mir«, sagte Sophie. Dimitri wollte oder konnte nicht über die Wölfe sprechen, als sie bei ihm im Kronleuchter gesessen hatte, das hatte Sophie deutlich gespürt. Vielleicht hatte er Angst gehabt, dass sie belauscht wurden? Aber wovor fürchtete er sich?
    Dimitri nippte an dem Kirschsaft in seinem Becher. »Letzte Volkonski-Prinzessin hat hergebracht weiße Wölfe. Sie hat gefunden verletztes Junges in Wald und gesund gepflegt. Deshalb Wölfe sind bei ihr geblieben. Wölfe ihr haben bei Flucht in den Wald geholfen. Haben sie beschützt, so wie Prinzessin hat die Wölfe beschützt.«
    »Unsere Familie hat gesagt voltschija printsessa zu ihr … Wolfsprinzessin«, fügte Mascha hinzu. »Das war trauriger Tag für Starowskis, als sie von Palast fortgegangen ist. Unser ganzes Glück ist mit Prinzessin und ihrem Kind weggegangen.«
    Sophie schaute in die Kerzenflamme, die plötzlich aufloderte und sich zur Seite neigte.
    »Schlimme, schlimme Nacht«, wisperte Mascha. »Sie meiner Urgroßmutter hat gesagt, dass sie kommt wieder. Und sie nie wird vergessen Starowskis, die ihr haben treu gedient.«
    »Die Wölfe haben gekämpft und gekämpft«, erzählte Dimitri weiter. »Nächster Tag haben Starowskis Kadaver von Pferde weggeräumt … und tote Menschen. Sie haben den Prinz begraben.«
    »Und dann sind gekommen dunkle Zeiten«, beendete Mascha die Geschichte. »Aber wir nie vergessen. Wir bleiben und warten. Wir warten, dass Volkonski zurückkommen.«
    »Sie hat es unserer Familie versprochen!«, stieß Dimitri heftig hervor. »Volkonskis halten Versprechen, die sie geben.«
    Sophie versuchte das Bild von den toten Pferden aus ihrem Kopf zu verdrängen. »Und jetzt ist die Prinzessin zurückgekehrt«, sagte sie. »Dann müsst ihr ja sehr glücklich sein.«
    Wieder schauten Mascha und Dimitri einander an, als wüssten sie nicht, was sie sagen sollten – oder durften.
    »Frau oben«, fing Dimitri schließlich an und seine Wangen wurden rot, »sie hat keinen Respekt vor Wölfen. Und wer Wölfe nicht achtet, achtet auch Wald nicht und Wildnis.«
    Mascha legte den Arm um ihren Bruder und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Sophie wusste nicht, was sie machen sollte. Wie schrecklich für sie, dass sie so lange auf die Rückkehr der Prinzessin gewartet hatten und dann feststellen mussten, dass die Frau so gar nicht nach ihrem Geschmack war.
    Maschas Mutter nahm ein paar Holzscheite von einem Stapel in der Ecke des Raums und öffnete eine Tür in einem großen Kachelschrank. Ein köstlicher Duft nach warmem Hefeteig schwappte ins Zimmer und Sophie schnupperte entzückt.
    »Wir halten Ofen warm«, sagte Mascha. »Er nie ausgeht.«
    Maschas Mutter griff lächelnd hinauf und ordnete einen Stapel Wäsche – geblümte Laken, die auf dem Ofen trockneten. Doch plötzlich schnappte Sophie nach Luft vor Überraschung, als die Laken auf einmal lebendig wurden und sich in eine alte Frau verwandelten.
    »Meine babuschka «, lachte Mascha. »Sie sehr, sehr alt.«
    » Babuschka ?«, sagte Sophie und ihr Herzschlag beruhigte sich wieder.
    »Großmutter«, übersetzte Mascha.
    Maschas Mutter sprach mit der alten Frau, erzählte ihr etwas in beschwörendem Tonfall, bis die alte Frau zu Sophies Entsetzen in Tränen ausbrach. Mit einem Zipfel ihres Kopftuchs wischte sie sich schließlich die Tränen ab, starrte Sophie an und murmelte etwas vor sich hin. Dann streckte sie eine dünne Hand aus, die nur aus Haut und Knochen bestand, und umfasste Sophies Hand. Lächelnd redete sie mit Mascha.
    Die nickte. »Meine babuschka ist froh, dass du hier bist. Sie sagt, kein Mädchen ist mehr gekommen in Palast, seit Wolfsprinzessin vor vielen Jahren gekommen ist.«
    »Heißt das, die letzte Prinzessin ist als junges Mädchen hierhergekommen?«, fragte Sophie nach.
    Mascha nickte. »Sie kommen, als Eltern waren tot. Alter Prinz Volkonski ihr Vormund.«
    Bei diesem Wort dachte Sophie unwillkürlich an ihre erste Nacht bei Rosemary. Wie kalt die Wohnung gewesen war und wie sauber sie gerochen hatte. Sophie hatte eine Scheibe Toast bekommen und dann wurde ihr

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