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Wo Tiger zu Hause sind

Wo Tiger zu Hause sind

Titel: Wo Tiger zu Hause sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Marie Blas de Roblès
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etwas nutze sein sollten, wie es ja meistens der Fall ist, so zählt das
vielleicht
doch mehr, die Virtualität einer möglichen Erscheinung oder wenigstens der Wiederherstellung eines verlorenen Ganzen.
     
    AN DEM TAG, DA wir es müde werden, unser Lieblingsmärchen zu hören und stets aufs Neue seine streng wortgetreue Wiederholung zu verlangen, wie es die meisten Kinder tun, an dem Tag treten wir ins Alter der Profanation ein. Unser Staunen dem Mysterium gegenüber entsteht dann nicht mehr aus dessen Wiederholung, sondern aus seiner Überschreitung.
     
    »KROKODILE SCHEINEN« , so schreibt A. Villiers, »Hunde lieber zu mögen als andere Säugetiere. Rose berichtet von einem Fall, wo man im Magen eines Kaimans neben einem Ring mit Diamanten 32  Namensplaketten von Hunden fand. Wenn man bedenkt, wie viele Hunde keine solche Marken tragen, kommt man auf eine erhebliche Zahl.«
     
    AUF EINEM LSD-TRIP? Kircher könnte ohne sein Wissen Mutterkorn
(Claviceps purpurea)
eingenommen haben. Dann wäre seine ekstatische Reise möglicherweise nichts als ein schlechter Trip … Das meint Doktor Euclides nach Analyse der Wirkung, die das von Yves d’Évreux nach Rom geschickte Stärkungsmittel hervorgerufen hätte. Als in Roggenähren wachsender Parasit rief dieser Lysergsäure enthaltende kleine Schlauchpilz früher kollektive Vergiftungen hervor, wenn er versehentlich ins Mehl geriet. Manche der Vergiftungserscheinungen wurden als »Heiliges Feuer« oder »Antoniusfeuer« bezeichnet. Euclides hat sehr überzeugende Argumente für die Annahme, die Einnahme von Mutterkorn könne bei den Mysterien von Eleusis eine maßgebliche Rolle gespielt haben.
     
    DIE
ARS MAGNA LUCIS ET UMBRÆ enthält ein ganzes Kapitel zur Herstellung von marmoriertem Papier. In seiner
Magia universalis naturæ et artis, sive recondita naturalium et artificialium rerum scientia
, Würzburg 1657 , erläutert Caspar Schott, er habe gelernt, »Papier nach Art der Türken mit verschiedenen Farben zu tönen«, indem er Athanasius Kircher bei der Arbeit zusah: »Er vollführte auf dem Papier allerlei Zeichnungen, Figuren, Tiere, Bäume, Städte, Landschaften, bald in wogenden Wellen, bald in vielgestaltiger Marmorierung, bald wie Vogelgefieder und in allen möglichen anderen Formen.« Die Spezialisten in Sachen Marmorpapier, allen voran Einen Miura, billigen Kircher das Privileg zu, diese Technik als Erster nach Europa eingeführt zu haben.
     
    LEBENSDATEN Schotts?
     
    ATHANASIUS KIRCHER nimmt an keiner der theologischen Debatten teil, die seine Zeit bewegen. Eine Zurückhaltung, die auf der Habenseite verbucht werden kann. Er scheint sich jene Ermahnung von Mutio Vitelleschi, Generaloberer der Societas Jesu während des Dreißigjährigen Krieges, zu eigen gemacht zu haben: »Sagen wir nicht: meine Heimat. Hören wir auf, eine barbarische Sprache zu sprechen. Rühmen wir nicht den Tag, da das Gebet verstaatlicht wurde …«
     
    GOETHE , in seiner
Farbenlehre
über Kircher: »Die Naturwissenschaft kommt uns durch ihn fröhlicher und heiterer entgegen als bei keinem seiner Vorgänger. Sie ist aus der Studierstube, vom Katheder in ein bequemes wohlausgestattetes Kloster gebracht, unter Geistliche, die mit aller Welt in Verbindung stehen, auf alle Welt wirken, die Menschen belehren, aber auch unterhalten und ergetzen wollen. Wenn Kircher auch wenig Probleme auflöst, so bringt er sie doch zur Sprache und betastet sie auf seine Weise. Er hat eine leichte Fassungskraft, Bequemlichkeit und Heiterkeit in der Mitteilung …«
     
    ABERMALS GOETHE : »Jeder von uns verbirgt etwas in sich, ein Gefühl, eine Erinnerung, um dessentwillen, käme es an den Tag, dieser Mensch gehasst würde.« Und so verbirgt gewiss auch der schlimmste aller Menschen etwas in sich, und noch viel tiefer, dank dessen man ihn lieben würde.
     
    DAS UNBEWUSSTE ist nur eine der möglichen Strategien der Verlogenheit.

22 . Kapitel
    Worin von Särgen mit Rettungsrohr berichtet wird.
    A thanasius Kircher konnte die Geschichte des Grafen Karnitz nicht hören, ohne zu erzittern. Die erschreckliche Vorstellung, wie die Gattin des Grafen im finsteren Grab erwacht, stachelte seine Erfindungskraft an, und nur zwei Tage nach diesem grausigen Ereignis präsentierte er mir die Pläne eines Rettungsrohres mit »Berührungsmelder«, das derlei furchterregende Missgriffe auf ewig zu vermeiden helfen sollte.
    Es handelte sich hierbei um ein sechs Fuß langes Metallrohr mit handbreitem Durchmesser,

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