Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo Tiger zu Hause sind

Wo Tiger zu Hause sind

Titel: Wo Tiger zu Hause sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Marie Blas de Roblès
Vom Netzwerk:
Autofahrten – das ist das Schlimmste, was dem Computer passieren konnte. Dabei hatte Ernst Jünger uns gewarnt: Die Bedeutung der Roboter, so schrieb er 1945 , »wird sich in dem Maße steigern, in dem die Banausen zunehmen, also enorm.«
     
    ICH HOB DIE VOGELSPINNE HOCH , um sie zu reinigen, und befreite auf diese Weise ihre erstaunliche Nachkommenschaft: Myriaden winziger Spinnlein, die sofort überall hinwuselten, bevor ich noch realisieren konnte, was für eine Hölle sie aus dem Haus machen würden. Und Soledade packt die Koffer …

Flug nach Fortaleza
    Lifejacket is under your seat.
    »Schlafen Sie, Herr Gouverneur?« Santos beugte sich über die Lehne vor ihm. »Haben Sie einen Moment Zeit?«
    Moreira richtete einen Blick aus müden Augen auf seinen Assistenten, sorgenbefrachtet, doch bereit, ihm ein paar Minuten zu widmen.
    »Das Vergnügungsprogramm … Könnten Sie kurz einen Blick darauf werfen?«
    »Natürlich … kommen Sie, setzen Sie sich neben mich.«
    Rasch rückte Santos nach vorn, klappte das Tischchen auf und öffnete den Aktendeckel mit seinen Unterlagen:
    »Ankunft in Fortaleza um zehn Uhr dreißig.« Er rückte seine kleine runde Brille zurecht. »Transfer ins Hotel Colonial. Dreizehn Uhr, Rathaus: Mittagessen mit dem Bürgermeister – hier ist die Zusammenfassung der Infos, um die Sie mich gebeten haben. Sechzehn Uhr, Universität: Überreichung der Ernennungsurkunde zum Doctor honoris causa an Jorge Amado in Gegenwart von Edson Barbosa, sodann Empfang im Rektorat. Ich habe hier einen kleinen Speech vorbereitet, schauen Sie selbst mal …«
    »Thema?«
    »Literatur und volkstümlicher Realismus … Nicht zu kompliziert, aber trefflich. So was à la ›Intellektuelle und Politiker müssen sich gegenseitig stützen, um das Land aus der Misere zu führen‹ und so weiter.«
    »Ich vertraue Ihnen, Santos, auf die Art Blabla verstehen Sie sich ja bestens … ist das Fernsehen da?«
    »Nur Regionalsender.«
    »Macht nichts, ich trete trotzdem auf. Man kann nie wissen, vielleicht bringen sie die Verleihung landesweit in den Nachrichten …«
    »Ist notiert. Weiter im Programm: Übermorgen gegen sieben Uhr früh Arbeitsfrühstück mit dem Minister, danach Treffen mit den Abgeordneten des PDS und ein paar örtlichen Geschäftsleuten. Thema: der Nordeste und Investitionen. Sie sprechen um zehn. Fernsehen, Journaille, ganz großer Bahnhof …«
    Der Gouverneur nickte, ganz die vorgeschobene Unterlippe des Mannes, der um seine Verantwortung weiß.
    »Danach Mittagessen im Palacio Estadual mit dem Bildungsminister samt Staatssekretär. Mit beiden brechen Sie dann zusammen auf, um den Startschuss zu einer Jangada-Regatta zu geben, und bleiben bis zu der Wählerversammlung vor Ort. Im Freien, hat der Protokollchef gesagt. Da das Fernsehen dort sein wird, gibt es das volle Programm: Bad in der Menge, Verteilung von Fresskörben und anderem Schnickschnack, volle Breitseite eben … Mit entsprechendem Sicherheitsauftrieb.«
    »Und meine Ansprache ist fertig?«
    »Jodinha feilt noch ein bisschen daran, Sie kriegen sie heute Abend. Nach dem Meeting festliches Abendessen und Tanz im Clube Náutico mit der Crème de la Crème von Fortaleza, dann am nächsten Morgen um fünf nach acht zurück nach São Luís …«
    »Ist der Flug schon bestätigt? Sie müssen wissen, ich habe um elf einen sehr wichtigen privaten Termin.«
    »Alles bestens, Herr Gouverneur. Ich habe selbst bei der VASP angerufen …«
    »Gut«, seufzte Moreira, »das wird ja nicht unbedingt ein faules Wochenende …«
    »Das kann man wohl sagen.« Santos nickte bedauernd. »Mir ist mein Job bedeutend lieber als Ihrer …«
    Moreira drehte duldsam die Augen gen Himmel, rein aus Konvention. Er beherrschte die Kunst, sich dann und wann ein wenig bemitleiden zu lassen und so von Gleich zu Gleich mit seinen Untergebenen zu sprechen.
    »Entschuldigen Sie, falls das jetzt Umstände machen sollte, aber ich würde lieber noch abends nach São Luís zurückfliegen. Egal wie spät, aber ich möchte nichts riskieren und womöglich meinen Termin verpassen. Würden Sie das Nötige veranlassen?«
    »Ich kümmere mich darum«, beruhigte ihn Santos. »Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Eine Stewardess trat an ihre Reihe, speziell zu Moreira entsandt, bevor die anderen Passagiere bedient wurden, unbestreitbar die Hübscheste der Crew.
    »Darf es für Sie schon etwas zu trinken sein, Herr Gouverneur?«, fragte sie mit dem Lächeln eines Covergirls.

Weitere Kostenlose Bücher