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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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aufgewühlt.
    Sie verspürte eine Mischung aus Schmerz und Sehnsucht, Anspannung und Erleichterung. Aber sie fühlte sich besser als je zuvor, seit sie das Schiff betreten hatte. Ohne Joe anzusehen, bückte sie sich, um das Foto vom Boden aufzuheben. Sie wischte es ab und schob es in ihre Tasche. Wenn er es gesehen hatte, gab er es mit keiner Silbe zu erkennen.
    Sie gingen an Deck und spürten den Wind auf ihren Gesichtern. Eine Kaltfront war von Kanada heraufgezogen, eisige Luft fegte über den Ozean. Caroline zog ihre Jacke enger um sich. Das Schiff hob und senkte sich. Der Sturm hatte die Wellen gepeitscht und ihnen weiße Schaumkronen aufgesetzt. Caroline konnte sie im Sternenlicht erkennen. Sie stand an Deck und hätte am liebsten geweint, ohne erklären zu können, warum.
    Die See war aufgewühlt und rau. Wenn sie noch länger warteten, könnte es gefährlich sein, mit dem Beiboot zurückzufahren. Caroline kletterte über die schwankende Reling, die Nerven angesichts der drohenden Gefahr wie Drahtseile gespannt. Das Meer war schwarz, schäumte und wogte. Die Angst besaß eine archaische Macht. Caroline war eine erstklassige Schwimmerin, doch wenn sie über Bord ging, würde sie höchstwahrscheinlich auf Nimmerwiedersehen in den Wellen verschwinden. Sie setzte sich dicht neben Joe, als er den Motor startete, und ihre Arme in den dicken Jacken berührten sich.
    Er fuhr weniger verwegen als auf dem Hinweg, als hätte er inzwischen den einen oder anderen Teufel ausgetrieben. Vielleicht war er aber auch nur vorsichtig bei dem schweren Seegang. Carolines Hand umklammerte die Münze, die er ihr geschenkt hatte. Ein Talisman, der sie beschützen würde, während das kleine Beiboot über das offene Meer raste und sich der Küste näherte. Ein Meeresbewohner durchpflügte die Wogen, grell wie Neonlicht, und sie erschrak. Er hinterließ eine Leuchtspur im Wasser, ein phosphoreszierendes Feuer.
    Als sie an Land gingen, stand Joe stumm vor ihr, als wüsste er nicht, was er sagen sollte. Sie hatte das Gefühl, er hätte sich gerne für den Kuss entschuldigt. Ihre Stimme zitterte, aber sie ergriff trotzdem das Wort, um ihn aus seiner Lage zu befreien.
    »Danke für das Abendessen.«
    »Ich danke dir für deinen Besuch.«
    »Bist du sicher, dass du es bis zur
Meteor
schaffst?« Sie blickte auf die weißen Schaumkronen und das kleine Beiboot, das im Hafenbecken auf und ab schaukelte.
    »Ja, kein Problem.«
    Warum war sie enttäuscht? Der Kuss hatte ihr Blut in Wallung gebracht. Sie brannte lichterloh und wünschte sich, Joe möge sie abermals in die Arme nehmen. Caroline zitterte, so unerwartet, mächtig und fremd war das Begehren, das sie empfand.
    Die Wellen brandeten gegen die Kaimauer, und Gischt sprühte ihr ins Gesicht. Sie hatte eine kühlende, beruhigende Wirkung, und Caroline hoffte, dass sie ihre Gefühle für Joe hinwegspülte. Ein Dichter hatte einmal geschrieben, dass Kathedralen nie am Meer erbaut wurden, weil der Anblick so fesselnd war, dass er die Menschen vom Beten abgelenkt hätte. Caroline pflichtete ihm bei. Ihre Reisen hatten sie meistens zu anderen Meeren geführt, und sie empfand das dringende Bedürfnis nach einem Tapetenwechsel. Sie musste so rasch wie möglich Abstand gewinnen.
    Sie sah Joe an, der offenbar etwas sagen wollte. Er trat einen Schritt näher, doch dann hielt er inne.
    Ein Wagen preschte die Straße hinunter. Sie konnten ihn trotz des Windes hören, und als sie sich umdrehten, sahen sie ein gelbes Taxi auf den unbefestigten Parkplatz einbiegen. Ein einzelner Fahrgast saß im Fond. Er bezahlte den Fahrer, stieg aus und hievte eine weiche schwarze Reisetasche und einen riesigen Seesack aus dem Kofferraum.
    Der Mann blieb auf dem Pier stehen, eine einsame Silhouette, die sich gegen das Licht aus dem Büro des Hafenmeisters abzeichnete. Das Taxi brauste davon.
    »Wie nett, ein Begrüßungskomitee!«, rief er. Seine Stimme war überschwänglich und voller Humor.
    »O Scheiße!«, sagte Joe.
    Er vergrub die Hände in den Taschen seiner Jeans, die muskulösen Schultern waren gestrafft. Der Anflug eines Lächelns huschte über seine Lippen, aber er tat sein Bestes, die Freude nicht zu zeigen.
    Der Mann war jung. Er sah aus wie ein College-Student. Auf dem Kopf trug er eine Baseballmütze, mit dem Schirm nach hinten. Er war groß und schlaksig, hatte eine Nickelbrille auf der Nase und ging mit einem Grinsen auf die beiden zu. Als er die Mütze abnahm, wurden kurze blonde Haare sichtbar.
    »Woher

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