Wölfe der ewigen Nacht (German Edition)
viel größer sein. Du siehst nicht aus wie schwanger. Hoffentlich geht es dem Baby gut. Auch ihre Schwester hatte sich das Geschlecht des Babys nicht verraten lassen. Sie war der Ansicht, dass es viel schöner sei, wenn man es bei der Geburt erfährt. Und früher hatte man auch keinen Ultraschall gehabt, um so etwas Persönliches herauszufinden. Und als Cassandra vor ihrer Schwangerschaft erfuhr, hielt sie es genau so. Die Geburt würde noch früh genug das Geschlecht des kleinen Wunders in ihr offenbaren.
»Cassandra, Schatz?« Sie war völlig in Gedanken gewesen, sodass sie es nicht mitbekommen hatte, als Susan ihrer Mutter ins Kleid geholfen hatte. Jetzt sah sie Carla an und diese leuchtete förmlich vor Glück. Ja, Carla war überglücklich. Und sie sah in ihrem Brautkleid überirdisch schön aus. Auch das schlichte Diadem auf ihrem Kopf wirkte sehr hoheitsvoll. Eben ganz die Prinzessin.
»Ich bin völlig aus dem Häuschen. Ich konnte gestern Abend nicht einschlafen und ich hab die ganze Zeit das Gefühl, dass ich etwas vergessen hätte.« Cassandra lächelte ihre Mutter an.
»Das ist ganz normal. Mir ging es vor meiner Hochzeit genau so.« Carlas Blick wurde weich und sie nahm Cass in den Arm.
»Ich bin so froh, dass Josh mich dazu überredet hat, das Kloster zu verlassen.« Und Cassandra war froh, dass Richard nicht lange gewartet hatte, um Carla zu heiraten. Die beiden gehörten einfach zusammen. Wer nach über dreißig Jahren immer noch so verliebt war, der musste einfach glücklich werden. Die Hochzeit verlief im Großen und Ganzen recht gut, bis auf ein paar kleinere Pannen.
Charlott beschmierte Carlas Kleid, kurz nach der Trauung, mit Himbeereis, wobei Carla sogar darüber lachen konnte. Richard ließ niemanden mit seiner neuen Frau tanzen und trug sie förmlich über das Parkett. Es war richtig süß. Als Cassandra selbst tanzen wollte, zog Josh sie zu einem Stuhl und stellte ihr ein Glas Wasser vor die Nase.
»Überanstreng dich nicht. Das ist nicht gut für unser Kind.« Wie sehr sie diese Überfürsorglichkeit hasste. Jetzt wusste sie auch, wie sich Carmen damals gefühlt haben musste. Auch sie hatte einen ängstlichen Mann gehabt, der sie mehr oder weniger zwang, kürzer zu treten und sich ständig auszuruhen. Bei Josh hatte ihr das am Anfang noch gefallen. Aber mittlerweile übertrieb er es unheimlich. Sie lächelte ihn gezwungen an.
»Keine Angst. Mit dir an meiner Seite kann ich mich doch gar nicht überanstrengen.« Sie sah zu den anderen Pärchen auf der Tanzfläche. William und seine Frau waren da, genau so wie viele von Carlas ehemaligen Freunden, die auch durch die Bank weg Wölfe waren. Dann natürlich alle aus ihrem Rudel und viele von Joshs Rudel.
Lydia und Emily hatten sich entschuldigt, wobei ihr Josh erzählt hatte, dass Lydia nie das Haus verließ. Und mit nie meinte er wirklich nie. Als sie ihn nach dem Grund gefragt hatte, meinte er nur, dass das ein privates Detail aus Lydias Vergangenheit wäre, das nur sie selbst erzählen sollte. Also hatte sie nicht weiter nachgebohrt. Seit der Hochzeit war zum Glück einigermaßen Funkstille. Wobei sie sich eigentlich nur aus dem Weg gingen. Würden sie sich öfter sehen, gäbe es bestimmt auch Streit.
In einer Ecke sah sie Sylvester stehen, der vor sich hinstarrte. Sie wusste noch nicht so genau, wie sie ihn einschätzen sollte. Jedes Mal, wenn sie ihn sah, war die Luft voller Spannung und ein innerer Instinkt warnte sie, ihm zu nahe zu kommen. Wenn Snow in der Nähe war, beruhigte er sich sichtlich und Cassandras Nerven hörten auf zu flattern. Vor dem Vorfall in der Fabrik hatte sie ihn nur einmal gesehen und das auch nur kurz, als er Josh abgeholt hatte.
Aber ihr Göttergatte hatte in der kurzen Zeit ihrer Ehe schon einiges von seinem Bruder erzählt. Dass er selbst alte Häuser sanierte und diese dann für gemeinnützige Projekte versteigern ließ. Dass er ein Architekturstudium abgeschlossen und ein Kunststudium begonnen hatte. Wobei Letzteres nicht unbedingt mit Erfolg gekrönt gewesen war. Er brauchte für die farbliche Gestaltung der Häuser immer Hilfe, da sonst nichts zusammenpassen würde.
Neben ihr tauchte plötzlich Snow auf, die heute Abend ein hübsches blaues Kleid von Emily anhatte. Zum Glück hatten die beiden Frauen fast die gleiche Größe. Obwohl Emily erst etwas komisch gewesen war. Sie schien Snow einerseits dankbar zu sein, dass Sylvester wieder er selbst war, und zum anderen war Emily böse auf sie, weil sie
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