Wölfe der ewigen Nacht (German Edition)
Nähe haben zu wollen. Und sie liebte ihn wirklich abgöttisch. Deswegen konnte sie ihn einfach nicht verletzen. Wie lange es wohl dauern wird, bis er hier ankommt? Eine zierliche Hand legte sich auf ihre Schulter und sie öffnete blinzelnd die Augen.
»Wir sind da, Schätzchen. Du musst jetzt aussteigen.« Josi sah aus dem Fenster. Tatsächlich. Das Flugzeug stand auf dem Boden und bewegte sich keinen Zentimeter mehr. Sie atmete hörbar erleichtert aus.
»Ich hab dir doch gesagt, dass unser Pilot spitze ist.« Mit einem Lächeln bedankte sie sich bei der Flugbegleiterin und öffnete ihren Gurt. Als sie aufstehen wollte, erkannte sie, dass ihre Beine und Arme völlig steif waren. Sie hätte sich vielleicht doch etwas bewegen sollen. Wenn sie mit ihren Brüdern und ihrem Vater flog, scheuchten sie Josi immer im Flugzeug umher um sie von ihrer Angst abzulenken. Das war ihr erster Ausflug, den sie ganz allein unternahm.
Trotz der Schmerzen stand sie auf und streckte sich. Dann begab sie sich mit den anderen Passagieren zum Ausgang. Sie hatte nur einen Rucksack dabei, weil mehr Gepäck einfach unhandlich und viel zu auffällig war. Am Schalter zeigte sie ihre Papiere und ihr Rucksack wurde durchleuchtet. Aber bis auf ihr Notizbuch, ein paar Klamotten und ihr Blackberry war nichts darin, was sie hätte in Schwierigkeiten bringen können. Ihre geliebten Messer hatte sie zuhause lassen müssen. Aber im Land der unbegrenzten Möglichkeiten würde es sicher kein Problem darstellen, an ein paar silberne Dolche zu kommen.
Die Ausweispapiere verdankte sie ihrem Vater, der sie alle fünf Jahre erneuern ließ. Und dann stand sie endlich vor dem Flughafen. An einem Geldautomaten in der Nähe besorgte sie sich ein paar Dollar und winkte sich dann ein Taxi ran. Das hatte sie schon so oft bei ihren Brüdern gesehen, dass es kein Problem für sie war. Sie nannte dem Taxifahrer die Adresse des Hotels in Alexandria und lehnte sich beruhigt an.
Wenn sie daran dachte, warum sie diese lange Reise auf sich genommen hatte, ballten sich ihre Hände zu Fäusten. Sie erinnerte sich nicht mehr genau an ihre Kindheit, aber dieser eine Name, der Name ihres Erzfeindes, hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt. Selbst als sie kurz davor war zu sterben, hatte sie sich gezwungen, weiter zu machen, damit sie sich an ihm rächen konnte. Diese Rache war damals ihr einziges Lebensziel gewesen.
Ihre Familie wusste nicht, wie düster und brutal ihre Rachegedanken waren. Sie würden sich von ihr abwenden. Aber die Begegnung mit dem Fenriswolf hatte ihr deutlich gezeigt, dass sie nicht mehr lange Zeit hatte, um ihre Rache durchzuführen. Ragnarök stand kurz bevor. Wenn ihr Vater sie verstieß, würde sie die Leere in ihrem Leben nicht all zu lange ertragen müssen.
»Hey Miss. Wir sind da.« Josi sah auf und erkannte den Eingang des Hotels.
»Danke.« Sie bezahlte ihn und stieg dann aus. Nun war sie hier. In Alexandria. In der Stadt, in der sie ihre Rache finden würde.
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17. Kapitel
Mitten in der Nacht, zumindest war es draußen noch dunkel, klingelte sein Handy und der unverkennbare Klingelton von Snow erklang.
»Ja?«
»Hallooo mein kleines Wööölfchen.« Oje . Snow lallte und im Hintergrund hörte er wahrscheinlich Annika lachen.
»Ich wollte dir nur eine gute Nacht wünschen. Hast du gewusst, dass Annika eine Hexe ist? Und ihr Zimmer! Alles rosa!« Sie hielt das Telefon kurz weg vom Mund und sagte zu Annika: »Warum ist hier eigentlich alles rosa?« Annika kicherte nur.
»Ich dachte, Hexen stehen nur auf Schwarz?« Er hörte etwas rascheln. Anscheinend war ihr das Handy runter gefallen.
»Ich hab keinen Pyjama mit.« Annika kicherte wieder.
»Kein Problem. Dann schlafen wir halt nackt.« Heilige ...
»Ich hab aber unter dem Kleid keinen BH an.« Nun kicherte Snow.
»He. Das war nicht als Einladung gemeint.« Als er sich die beiden Frauen nackt und betrunken vorstellte, wurde ihm plötzlich heiß. Dann war Snow wieder am Telefon.
»Bist du noch dran?«
»Ähm, ja.«
»Gut. Ich wollte dir nur sagen, dass ich bei Annika schlafe. Weil du ja gerne mal in mein Zimmer kommst und so.« Im Hintergrund hörte er Annika fragen: »Wirklich? Und das lässt du dir gefallen?«
»Na ja. Er sieht gut aus. Und küssen kann der!« Anscheinend hatte sie vergessen, dass er immer noch am Telefon war.
»Ich muss unbedingt mal wieder bei Cassy vorbei schauen.« Die beiden kicherten wie die Kinder und dann wurde das Gespräch beendet. Na
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