Woelfe der Macht
bekommen. Da war er sich sicher. Seinem Charme und seinen Verführungskünsten konnte sie nicht ewig widerstehen. Da war nur noch das Problem mit Amam. Wie würde er reagieren, wenn er herausbekäme, dass Joel mit seiner Schwester im Bett gewesen war? Begeistert wäre er bestimmt nicht. Darüber würde er sich später Gedanken machen.
Sein Wagen hielt vor dem Herrenhaus und Shirin, die an der Eingangstür gewartet hatte, kam nun auf das Auto zu. Bei ihrem Anblick verschlug es Joel die Sprache. Sie trug flache Stiefel, abgewetzte Bluejeans und ein schwarzes enges Shirt. Ihre Haare waren zu einem langen Zopf geflochten, der ihr bis zur Taille reichte.
Es war vielleicht sogar ganz gut, dass er sie am Morgen nicht gesehen hatte, denn sonst hätte er sie womöglich einfach ins Bett gezerrt.
Als er sich nach seinen Männern umsah, bemerkte er, dass jeder Einzelne sie angaffte. Ein paar standen sogar mit offenem Mund da. Eifersucht wand sich in ihm und er hätte am liebsten alle Männer getötet. Warum war er plötzlich so irrational? Das war ihm zuvor bei noch keiner Frau passiert.
Shirin drehte sich zu seinem Wagen und blickte ihm direkt in die Augen. Durch die getönten Scheiben hindurch. Es war irgendwie beängstigend.
»Wir müssen rein. Sie warten schon auf uns.« Er sortierte seine Gedanken und rief seinen verräterischen Körper wieder zur Ordnung, als er schließlich das Auto verließ und das Herrenhaus betrat.
Josh, der Rudelführer der Alexandria-Wölfe, begrüßte ihn kurz und gab die üblichen Floskeln von sich. Dann deutete er auf den Salon, wo Erik und Josi schon warteten. Joel kannte Erik schon eine ganze Weile und es verwunderte ihn, dass Brüder so unterschiedlich sein konnten.
Erik war locker und entspannt, Josh hingegen erschien steif und verspannt. Aber vielleicht war das auch nur die Anwesenheit von so vielen Raben. Selbst normale Menschen wurden nervös, wenn zu viele seiner Raben in der Nähe waren.
Als er schließlich den Salon betrat, standen Josi und Erik auf, um ihn und seine Männer zu begrüßen. Shirin gab sich freundlich, was sie ihm gegenüber nicht war. Weiter hinten im Raum war noch ein anderer Wolf, der sich als Mark vorstellte. Erik hatte ihn auf Joshs Wunsch dabei. Der Grund erschloss sich Joel allerdings nicht.
Nun richtete er seine volle Aufmerksamkeit auf seine Halbschwester. Wenn man sie ansah, wusste man sofort, dass sie eine der seinen war. Die schwarzen Haare, die typischen Augen und die jugendliche Ausstrahlung. Raben blieben schon mit achtzehn in der Entwicklung stehen. Warum das so war, konnte niemand sagen. Aber viele vermuteten, dass sie einfach nicht so viel Zeit benötigten, um Muskeln zu bekommen.
Raben waren Strategen, Denker. Wölfe, die erst etwas später im Alterungsprozess stehen blieben, waren Krieger, die jeden einzelnen Muskel benötigten. Zwar konnten sie nach der Wandlung immer noch an Kraft gewinnen, aber die, die sie bis dahin aufgebaut hatten, würden sie nur schwer wieder verlieren können.
»Du wolltest mit mir reden?« Josi klang nicht begeistert, dass ausgerechnet er als Einziger von ihrer Familie lebte.
»Ja. Danke, dass du mir die Möglichkeit dazu gibst.« Sie deutete auf die Couch und nahm Platz, während sich Erik hinter sie stellte. Süß. Er war ein typischer Wolf. Sein Instinkt sagte ihm, dass er sie unter allen Umständen beschützen sollte.
Joel setzte sich neben sie, ließ aber etwas Platz zwischen ihnen. Er wollte sie auf keinen Fall einengen oder bedrängen. Im Augenwinkel nahm er wahr, dass sich Shirin zu Mark gesellte und ein Gespräch mit ihm begann.
»Mir bleibt doch keine andere Wahl.« Er sah seiner Halbschwester in die hübschen Augen. Sie war nur etwa fünfzig Jahre jünger als er. Und doch schien sie im Moment um so viele Jahre älter, als er zu sein.
»Ich würde gern deine Erinnerungen an damals korrigieren.« Sie sah auf ihre Hände.
»Was willst du da korrigieren? Ich habe gesehen, wie meine Eltern umgebracht wurden. Und du warst verschwunden. Das ist alles, was ich wissen muss.« So war das. Sie dachte, er wäre weggerannt.
»Als ich mit Vater vor die Tür gegangen bin, hat Amam uns gewarnt, dass die Verräter schon nah wären. Aber wir ahnten nicht, wie nah. Als mein Vater die Ersten sah, wusste er, dass es für ihn keine Rettung mehr gab. Er schubste mich zu Amam und befahl ihm, mich in Sicherheit zu bringen.« Josi hatte in der Zwischenzeit wieder aufgesehen und starrte ihn nun an.
»Ihr hättet beide mit
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